Aber zufrieden.
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Archiv der Kategorie: Aktuell: TTagesjournal
TTag, Samstag, 2. Oktober 2010. Ja sagen.
Für immer Ja heißt das Bändchen.
Immerhin, das Seminar ist im katholisch sozialen Institut, da liegt nicht einfach eine Bibel in der Schublade: es gibt eine richtige kleine Bibliothek in meinem Zimmer.
“Für immer Ja” von Dominik Schwaderlapp.
Erschienen im Pattloch Verlag.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Bis nachher…: )
JA!!
15:27
Ich wünschte, ich könnte Ihnen ein Bild dieses Semiarraums zukommen lassen: es ist der schönste, in dem ich je gearbeitet habe; wir sitzen hier wie die Maden im Speck. Gelegentlich kommt eine sanfte weibliche Person, räumt Geschirr ab und bringt frische Krapfen.
Die jungen Leute, erstaunlich, wie konzentriert sie sind und wie still, nur die Tastaturen klicken leise.
Sie hören Musik über Kopfhörer. Hab’ ich früher auch gemacht.
Oh, L. sucht meinen Blick: muss weiterarbeiten.
Ja sagen fällt unglaublich leicht heute.
22:58
J a, Herr Schwaderlapp! Aber das ist jetzt wirklich mein letztes!
TTag, Freitag, 1. Oktober 2010. Kreativschelte.
Zu den Kreativ(ärgs)seminaren will ich noch etwas sagen. Da traten gestern einige Meinungen zutage, geschätzte Leser:innen. Von Placebo war die Rede, von Belehrungen und davon, wie es schade sei, dass Menschen nicht einfach aus dem Alltagsleben heraus kreativ sein könnten.
Vorweg: kreativ sein hängt mir zu den Ohren raus. Gräßliches Wort. Keiner meiner Künstlerkollegen würde sich selbst so nennen, auch während des Studiums ist es, soweit ich mich erinnere, kein einziges Mal gefallen. Worüber wir gestern sprachen, ist Kunst. Künstlerisches Schaffen. Wie Leben Material wird. Das hat nichts mit Seminaren zu tun und auch nur sehr am Rande mit dem, was heutzutage unter Kreativität subsumiert wird.
Seminare also. Oder workshops.
Die Kreativtechniken vorstellen.
Haben mit Kunst nichts zu tun.
Sie wollen, im besten Falle, Leute aus ihren Routinen locken. Eben nicht belehren. Eben nicht, Fragen im Keim ersticken, sondern erst einmal welche aus dem „das bringt doch nichts“ – Raum fischen.
Ich weiß nur am Rande, wie das in Firmen läuft. Vermute aber, ein solches Angebot an Mitarbeiter resultiert aus der Erkenntnis, dass ein paar derartige Erfolgserlebnisse sich positiv auf die Leistungsbereitschaft auswirken. So what, schaden kann’s nicht. Glaub’ ich. Wenn die Person, die das Seminar steuert, geeignet ist, eine Art Fremdheit zu repräsentieren, über die man als Teilnehmer stolpern darf. Doch wie gesagt, ich weiß nichts von Firmen – ich arbeite nicht für Firmen. Vielleicht haben Sie Recht mit Ihrem Abscheu. Doch wer weiß schon, ob dem ein- oder anderen Mitarbeiter nicht ein Glühwürmchen zurück bleibt?
Ich selbst gebe Schreibseminare im Auftrag von Stiftungen. Wir spielen da. Laden uns auf, gegenseitig. Testen, was Sätze bewirken, was Geschichten anrichten. Riskieren die Ernstwerdung, immer wieder. Es wird viel gelacht und geweint. Meine Seminare sind, um im gestrigen Bild zu bleiben, Ladestationen, keiner geht da so raus, wie er reingekommen ist. Sagen die jungen Leute. Es ist niemals egal, was dort passiert, für keinen von uns. Das muss man hinkriegen: ein Kraftfeld erzeugen.
Ob das mit Kreativübungen gelingt?
Nö.
Es passiert aber trotzdem. Dazwischen.
23:12
Das Getriebensein, der Selbstanspruch, die Kunst, die etwas riesig verpflichtendes sei und das Leben Material: Meine Güte, die Schaufeln, die ich rief, graben das ganz große Loch.
Ich hoffe ernstlich, ich hab’ in den letzten Tagen nicht den Eindruck erweckt, als käme künstlerische Arbeit nur mit zusammengebissenen Zähnen zustande? Grrr. Schlimm wär’ mir zumut, wenn Sie das dächten.
Bin in Bad Honnef.
N’Abend!
Raten Sie mal, Sie ahnen es schon – ein Schreibseminar…
Erschöpft jetzt. Und doch lässt mich dieses Ding nicht los, dieser Klang, der für mein Gefühl durch die gestrigen und heutigen Kommentare streicht: es gäbe da vielleicht ja doch kein Müssen im Künstlerischen, keinen Zwang, keine Verpflichtung.
Man könne. Auch anders.
Den Elephanten nicht verschlucken. Einen kleineren nehmen. Die Fußfessel ablegen. Oder einfach alles in der Pfeife rauchen.
Nein, ich will Sie nicht zu einem Mischmasch zusammenfassen, liebe Gäste. Ich hab’ mich nur ein bißchen erschrocken. Nicht vor Ihnen, eher vor meinem eigenen hochtrabenden Zähneknirschen. So geht’s mir immer, wenn ich anfange, über Kunst als Idee zu reden, deswegen mach’ ich’s so selten ernsthaft.
Himmel, bin müde…
Schlafen Sie gut : )
TTag, Donnerstag, 30. September 2010. Hunger.
Alles ist Material. Unsere Energielevel sind gar nicht so verschieden, zu Anfang: wir pumpen und atmen, führen zu und scheiden aus. Basta. Bissi Fortpflanzung noch.
Alles, was drüber hinaus geht, ist Ergebnis zusätzlich erzeugter Energie. Überschuss erzeugen ist verdammt anstrengend, deswegen braucht man eine Motivation. Die kann man sich entweder draußen leihen oder selbst herstellen. Tut man letzteres, oje, ein ständiger Kraftakt.
Wupps, sind wir bei den Künstlern.
Nein, Unfug: bei allen, die mehr Hunger haben als das, was vorgegeben ist, zur Sättigung bereitstellen kann.
Die, ob Künstler oder nicht, können – je nachdem, wie groß ihr Hunger ist, und vor allem wie zuverlässig über die Langstrecke – mit ihrem Handeln soundsoviele Passive ausgleichen. Sie sind so was wie Ladestationen für Andere.
Man erkennt sie ziemlich leicht. Machen Sie den Test, stellen Sie Kontakt her: wenn die Birne plötzlich heller leuchtet, haben Sie so jemanden gefunden. Ein schöner Moment.
Aber so hell! Und was hier überall herumliegt! Will man das wirklich wissen? Nein? Dann bleiben Sie einfach weg von Ladestationen. Es gibt genug Fassungen draußen, in die man sich einfach reindrehen kann.
Und fertig.
13:53
Eben merke ich, der obige Text klingt pampig. So war’s gar nicht gemeint.
17:01
Eben fand ich eine edle Einladung des L.-Clubs im Briefkasten, dort 2011 einen Vortrag über meine schöpferische Arbeit zu halten.
Ui.
Muss noch ein wenig an meinen Manieren arbeiten bis dahin ; )
23:36
Drüben las ich eben diese Geschichte von den Affen…
TTag, Montag, 27. September 2010. Ateliertag.
Heute wird gezeichnet.
Neue Schafgedichte und Unfug aller Art werden weiterhin vergnügt entgegengenommen.
Lassen Sie uns der Melancholie ein Schnäppchen schlagen : )
Sie Schnüppchen, Sie.
17:27
Während ich hier zeichne, kommen die Schafgedichte hereingewedelt, sogar ein Limerik tauchte eben auf. Bei dieser Thematik sehen sich ja manche sofort bemüßigt, ein bißchen respektlos zu werden: nebenan in die Dschungel bezeichnete mich jemand als Mondschaf. Hab ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen.
So.
Weitermachen.
20:13
Es gibt Tage, da sitzt man im Atelier und spitzt Stifte. Denkt. Blättert rum. Sieht aus dem Fenster. Zieht sich dicke Socken an. Lässt zum hundertsten Mal den Blick über die Wände schweifen.
Hm.
Mal Handy ans Ladegerät hängen. Lautlos stellen. Hach, sms. Schnell noch beantworten.
Gut. Is was zu essen da für später? Schnell mal zum Rewe.
Zurück.
Kaffee? Kaffee. Man zeichnet ein bißchen. Spitzt wieder. Legt Papier nach. Knüllt. Zeichnet drei Falten ohne Rock, einen schiefen Würfel und vielleicht ein kleines Männchen.
Spitzt.
Zeichnet fünf Quallen und eine Sexszene, aber die Quallen sind sexy und die Sexszene quallig.
Zeichnet eine Schlange, die einen Elephanten verschluckt hat und denkt, na, die gibt’s aber schon.
Weg damit.
Der kleine Prinz hat einen Bart bekommen. Und eigentlich mochte ich eh immer die Schlange lieber, die nicht anders konnte. Egal. Ich hab’ heute nur Motive zu fassen gekriegt, die mir den Blick versperren. Man muss h i n t e r dem Papier ansetzen, sonst schüchtert es einen ein. Man muss: spitzen. Und dabei selbst ziemlich weich werden. Fast flüssig. Manchmal ist das geradezu lächerlich langwierig. Manchmal ist der Asteroid einfach zu klein, und die zickige Rose unter ihrem Glassturz geht einem auf den Wecker.
Weitermachen.
TTag, Donnerstag, 23. September. Unter Stacheln. Und über die Meinungsfreiheit.
Mikado: Ein wild auf den Tisch geworfener Haufen Stäbe, manche mit hohen, andere mit niedrigen Punktwerten. Nun meditiert man nicht einfach über deren Vielfalt, sondern versucht, möglichst viele der hochrangigen Stäbe aus dem Geflecht herauszuziehen, um die eigene Stellung im Spiel zu verbessern. Alle sammeln Punkte. Bis jemand die Stabilität des Haufens falsch einschätzt und irgendwo ein Stäbchen rauszieht, das tragend für’s gesamte Gebilde war; dann fällt das Ganze in sich zusammen. Derjenige, der das fatale Stäbchen gezogen hat, verliert alles. Man wertet aus und geht in die nächste Runde. Hoffentlich.
Das Mikadospiel wäre, denke ich gerade, so etwas wie der öffentliche Dialog. Ein stachliges Ding aus vielen Einzelteilen. Wenn man nicht daran rührt, geht zwar nichts kaputt, es kommt aber auch nichts in Gang. Außerdem ist da diese Neugier: was wäre, wenn ich hier mal dran rühre. Da könnte ich bestimmt punkten. Ui. Hat geklappt. Gleich noch mal. Und den hier noch: man wird gierig. Und glaubt, man könnte immer weiter punkten. Dass die Gesamtkonstruktion irgendwann einstürzen wird, erhöht nur den Reiz.
Wer allzuviel riskiert, fliegt raus. Dann wird weiter gespielt. Wenn noch Zeit ist. Und wenn einer sagt, okay, nächste Runde. Das ist aber nicht immer der Fall, oft begnügt man sich damit, seine Stäbchen zu zählen. Oder diejenigen zu verachten, die gar nicht erst mitgespielt haben, um die Ordnung nicht zu gefährden. Dann gibt es natürlich noch jene, die das Spiel gar nicht als solches erkennen: sie öffnen die Mikadoschachtel und denken, hm, hübsche Stäbchen, da piek’ ich meine Käsestückchen drauf und meine Trauben.
Die Frage ist nicht, wer mitspielt, oder wer die dickste Lippe riskiert. Sondern wer auf den Tisch achtet. Das gilt in allen Maßstäben, auch wenn die Modeartoren (ich lass’ das mal so stehen) der kleinen Maßstäbe leichter auszumachen sind.
Sie können übrigens gerne raten, wer das im Falle von Tainted Talents ist.
20:52
TRÄGHEIT, ICH KOMME!
00:45
Eben erreichte mich die Mail einer neuen Leserin:
“Ich habe gerade über eine Stunde in Ihrem Weblog geblättert, fand es witzig und geistreich – Ihre längeren “Essays” interessant aber die meisten Kommentare höchst oberflächlich – das kann doch kaum anregend für Sie sein?”
Was, werte Leser:innen, werde ich Ihr antworten?
TTag, Mittwoch, 22. September. Unschlüssig.
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21:00
So. Tut mir leid – ausgerechnet, da sich nun aufgrund medialer Erwähnung größere Aufmerksamkeit als bislang auf diese Gefilde richtet, bin ich etwas wortkarg. Nun ja. Ich hatte anderweitig. Und gewortspielt wird ja auch in meiner Abwesenheit, inklusive selbsternannter böser Buben. Ich weiß nicht, wie ich das finde, sehe momentan aber eher übermütige als unterminierende Absicht. Doch was weiß man schon?
Man könnte sich sagen, man sei ein ernsthaftes weblog, und morgens mit dem Kehrbesen über die Höfe gehen. Irgendwie mochte ich das aber noch nie, löschen. Und zwischen, manchmal sogar in einzelnen Zeilen gewisser Kommentatoren finde ich auch immer mal wieder Seltsames. Man wird wohl, sagt das ernsthafte, aber nicht rigide weblog, einen Filter finden. Mit der Zeit. Oder mit dem Besen. Oder mit etwas, das noch nicht abzusehen ist.
Ich selbst tu mich gerade schwer mit Spielen. Bin ganz ungrell. Ruhig. Denke über neue Zeichnungen nach. Rede nur, wenn ich etwas zu sagen habe. Trinke (es ist nichts anderes im Haus) Wodka mit Kirschsaft und klingelnden Eiswürfeln.
TTag, Dienstag, 21. September 2010. Talent ist ein Biber.
Ich wünschte, das wäre von mir. Ist es aber nicht. Sondern von parallalie. Hier. Guten Morgen. Mir spuken unzusammenhängende Worte durch den Kopf. „Exzellenzcluster“ zum Beispiel, fragen Sie mich bloß nicht warum. Oder „Mikado“. Und „heavy jelly“. Der Begriff fiel gestern in einem Gespräch. Was ist d a s denn, fragte ich. Na, eben heavy jelly, erwiderte meine Gesprächspartnerin. Nicht hilfreich. Gib mal ein Beispiel, sagte ich. Ich halte nächste Woche einen Vortrag während eines thinktanks, sagte sie, das Ding ist mit viel Vorarbeit verbunden, Philosophie und Psychologie überlappen sich, keines der Bücher, die ich gerade durcharbeite, hat weniger als vierhundert Seiten. Heavy jelly eben.
Ach so.
Meine eigene Lektüre ist grad sehr erbaulich, ich lese „Howards End“ von E.M. Forster, erschienen vor hundert Jahren in London. Ein klassisches, gediegenes Werk, danach schlafe ich wie ein Kätzchen. (Ich erwähne das nur, falls Sie wie ich zu den Menschen gehören, die im Herbst gerne Zeitreisen machen)
Ich bin noch nicht auf der Höhe meiner Möglichkeiten heute Morgen. Die grünen Lämpchen leuchten, doch das Betriebssystem ist noch im standby, die energische Stimme auf Leitung 2098 (es ist immer die gleiche) behauptet, ich hätte bislang nichts relevantes zu sagen. Ah, diese Strenge immer!
Dagegen hilft nur das Auge gegen den bösen Blick… ist es nicht absolut reizend?
Bis später.
Ach ja … Kaffee?
16:42
Ist ja ne richtige Krawallarenabude neuerdings, mein zartes weblog.
TTag, Montag, 20. September 2010. Aufrichten.
Der nasse Milchtopf knallt auf der Herdplatte. Warnschüsse? Nicht nötig, bin eh entschlossen: die Grippe soll mich laufen lassen jetzt. Meine Güte. Volle sieben Tage nun schon Sparflamme. Arg ist das.
Ein Mensch mit Blaumann und Schlauch spritzt den Platz vor meinem Fenster sauber: soll er gleich in meinem Kopf weitermachen! Mein Hirn ein leerer Swimmingpool, die ersten Herbstblätter schaben über die Kacheln.
Grrr.
Über den genässten Platz schlurfen jetzt Menschen in Turnschuhen: sie machen niemals Sport. Zeit, den Hintern zu spannen. Auf jetzt.
10:57
Der ambivalenteste öffentliche Satz dieser Tage: “Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.”
12:24
between the lines: sorry, schizotwin, aber ich hab’ Ihren Kommentar unter diesem Beitrag gelöscht. Komme mit derben An-spielungen momentan nicht zurecht.
16:13
Lohnarbeit erledigt. Bevor ich mich gleich den Freuden unbezahlten Denkens hingebe, folgendes: seit heute verwende ich bei twoday ein weblogformat, das mir aufzeigt, welche Texte oder Bilder seit Bestehen von Tainted Talents am meisten angeklickt wurden.
Und – das wundert mich dann doch ein bißchen – auf Platz zwei, gleich hinter der inzwischen fast schon legendären Verdreh-Aktion Heute im Angebot mit fast 2500 Klicks rangiert ein Beitrag, den ich längst vergessen hatte. Er heißt “Das beste get well Päckchen ever” und listet eine Reihe von Gegenständen auf, die mir meine Schwester mal vor langer Zeit als carepaket zugesandt hat, als ich krank war.
Hm. Nicht einer meiner wichtigsten Texte. Aber anscheinend hat der Titel Zugkraft. Man soll das ja nicht unterschätzen mit den Titeln, gell.
Den dritten Platz in der Gästegunst hat übrigens nicht etwa so etwas sinnvolles wie das Impressum, eine Zeichnung oder einer meiner inspirierteren Tagestexte inne, sondern… ein winziges Textchen, der Dildap!
Ja mei! Dass sich so viele Menschen für den Dildap interessieren, wer wäre denn darauf gekommen?
23:21
Wow: habe eben erfahren, was “heavy jelly” bedeutet. Aber ich sag’s nicht. Vielleicht morgen ; )
TTag, 19. September 2010. Triumph
ist eine Wäschefirma. Strumpfhosen und leicht altbackene Dessous. Kann mich nicht erinnern, wann mir das Wort in den letzten Jahren als Gefühl unterkam. Fehlt mir. Triumphieren. (Kirmes: mit der Faust so heftig auf das Lederpolster des starken Mannes hauen, bis oben die Schelle anschlägt)
Früher ging das: triumphieren. Heute nicht mehr. Sich auszeichnen, ja, nicht aber auftrumpfen. Schlechter Stil. Bis man das Ergebnis hat, ist eh aller Übermut
Ach, was rede ich.
Gelingt es, die Schaffensprozesse mit genügend Aufladung zu versehen, klingelt auch die Schelle am End’. Man muss nur der eigenen Ideen habhaft werden. Klingt leichter, als es ist – die meisten tut man als unwürdig ab. Selbstzensur und Scham, die großen Verhinderer. Meine zumindest. Heute setzte ich mich eher in die Geisterbahn, als den starken Mann zu malträtieren: ohne Angst kein Triumph.
Erschrecken Sie mich.
Huch, lieber doch nicht.
Ach, George Steiner…
“Der bedeutende Denker (…) wäre jener, der eine entscheidende Einsicht oder Idee hat und sie ausschöpft, der eine maßgebliche Entdeckung macht, einen zentralen Zusammenhang sieht; der fast “habsüchtig” in einen Denkakt, eine Beobachtung und den darin enthalteten Keim investiert, das volle Potential nutzt. (…)
Wohingegen die große Mehrheit der Menschen, selbst wenn sie, sozusagen im Vorübergehen, von erlesenen Gedanken oder grundlegenden Beobachtungen gestreift sind, diesen keine Beachtung schenkt, weder zugreift noch übergeht zu ihrer Umsetzung. Wie viele Erkenntnisse gehen verloren in der gleichgültigen Flut unbeachteten Denkens, im ungehörten oder überhörten Selbstgespräch der täglichen und nächtlichen Hirnemissionen?
Warum sind wir nicht in der Lage, die möglicherweise fruchtbare Spannung, die von den immer wachen Bögen und Synapsen unserer geistigen Natur erzeugt wird, zu fassen und sie – wie bei einer elektrischen Batterie – in konzentrierter Form, als Potential, zu speichern? Es ist genau diese unendlich verschwenderische Erzeugung, für die wir bisher keine Erklärung haben. Der Verlust ist maßlos.”
(George Steiner “Warum Denken traurig macht”, Suhrkamp 2006)
14:57
Hier übrigens der FAZ-Beitrag. Und falls Sie sich fragen sollten, wie es sich anfühlt, ein “Frankfurter Gesicht” in Wort und Bild zu sein: gut!
Der Kollege übrigens, der mein Porträt gezeichnet hat, hat an der gleichen Hochschule studiert wie ich. Nun finde ich ja, ein paar Striche weniger um die Augen herum hätten meine jugendliche Erscheinung besser zum Ausdruck gebracht, aber seis drum –



