Einmal hat

das Mädchen ihren Stubben ganz alleine heruntergenommen.
Danach lange nicht mehr.
Ihr Rad fühlte sich an, als wäre es älter als sie. Erfahrener. Auch die gedrehten farbigen Kordeln aus Gummi, mit denen die Stubben auf die Gepäckträger geschnallt wurden. Bereits nach wenigen Anwendungen sahen die alt aus: nachdem sie überdehnt worden waren, blieb das Graue unter dem Bunten sichtbar. Das Mädchen mochte die neuen Gummis nie entweihen.
Samstag war heiliger Stubbensuchtag. Meist war nach dem Frühstück niemand sonst im Unterholz. Der Wald war selbstverständlich älter als sie. Aber nicht älter als die Eltern.
Papa packte sich immer den größten hintendrauf. Man musste auf dem Nachhauseweg ziemlich Abstand von ihm halten, sein Rad schwankte. Ihre Mutter hatte den besten Blick, fand immer die mit den seltsamsten Wurzeln. Sie selbst hatte den kleinsten. Auf dem Nachhauseweg sprachen sie darüber, wo im Garten welcher seinen Platz finden würde. Ein ernstes Geschäft.
Der Garten war wild. Und voller Stubben.
Als das Mädchen ihren umfasste, um ihn vom Gepäckträger zu heben, biss sie etwas darin. Sie jaulte und ließ ihn fallen. Hob die Hände zum Gesicht. Da war ein winziger weißer Wurm, der steckte waagrecht in ihrem Zeigefinger und wand sich. Das Mädchen schrie und sprang, doch der Wurm steckte fest. Die Mutter griff nach der schleudernden Hand, besah sich den Finger, zog ihn heraus. Das ist ein Holzwurm, sagte sie. Schau, der schwarze Kopf. Das ist sein fester Teil, mit dem bohrt er sich in das Holz. Der Körper ist weich.
Er hat gedacht, ich bin Holz? fragte das Mädchen.
Ja.
Er hat nicht gemerkt, dass ich das bin?
Nein, bestimmt nicht.
Er ist aus dem Holz gekrochen und hat einfach bei mir weitergebohrt?
Wahrscheinlich. Aber nicht absichtlich. Soll ich ihn loslassen?
Ja.
Die Mutter ließ ihn sacht auf die Erde fallen.
Das Mädchen merkte sich das. Dass es für den Wurm keine Rolle gespielt hatte, dass sie das war.