TTag, Montag, 20. September 2010. Aufrichten.

Der nasse Milchtopf knallt auf der Herdplatte. Warnschüsse? Nicht nötig, bin eh entschlossen: die Grippe soll mich laufen lassen jetzt. Meine Güte. Volle sieben Tage nun schon Sparflamme. Arg ist das.
Ein Mensch mit Blaumann und Schlauch spritzt den Platz vor meinem Fenster sauber: soll er gleich in meinem Kopf weitermachen! Mein Hirn ein leerer Swimmingpool, die ersten Herbstblätter schaben über die Kacheln.
Grrr.
Über den genässten Platz schlurfen jetzt Menschen in Turnschuhen: sie machen niemals Sport. Zeit, den Hintern zu spannen. Auf jetzt.

10:57
Der ambivalenteste öffentliche Satz dieser Tage: “Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.”

12:24
between the lines: sorry, schizotwin, aber ich hab’ Ihren Kommentar unter diesem Beitrag gelöscht. Komme mit derben An-spielungen momentan nicht zurecht.

16:13
Lohnarbeit erledigt. Bevor ich mich gleich den Freuden unbezahlten Denkens hingebe, folgendes: seit heute verwende ich bei twoday ein weblogformat, das mir aufzeigt, welche Texte oder Bilder seit Bestehen von Tainted Talents am meisten angeklickt wurden.
Und – das wundert mich dann doch ein bißchen – auf Platz zwei, gleich hinter der inzwischen fast schon legendären Verdreh-Aktion Heute im Angebot mit fast 2500 Klicks rangiert ein Beitrag, den ich längst vergessen hatte. Er heißt “Das beste get well Päckchen ever” und listet eine Reihe von Gegenständen auf, die mir meine Schwester mal vor langer Zeit als carepaket zugesandt hat, als ich krank war.
Hm. Nicht einer meiner wichtigsten Texte. Aber anscheinend hat der Titel Zugkraft. Man soll das ja nicht unterschätzen mit den Titeln, gell.
Den dritten Platz in der Gästegunst hat übrigens nicht etwa so etwas sinnvolles wie das Impressum, eine Zeichnung oder einer meiner inspirierteren Tagestexte inne, sondern… ein winziges Textchen, der Dildap!
Ja mei! Dass sich so viele Menschen für den Dildap interessieren, wer wäre denn darauf gekommen?

23:21
Wow: habe eben erfahren, was “heavy jelly” bedeutet. Aber ich sag’s nicht. Vielleicht morgen ; )

19 Gedanken zu „TTag, Montag, 20. September 2010. Aufrichten.

  1. 10:57 “Die verfolgende Unschuld” Das hat Methode. (Zur Meisterschaft hierin brachte es unser Ex-Ministerpräsident.) Ambivalent finde ich den Satz nicht. Sondern abscheulich. Die sentimentalen Metzger reden so. Bevor sie schlachten.

    (Mich soll die Grippe bzw. der grippale Infekt auch los lassen, die macht aber was sie will, hält also fest. Gute Besserung! Milch mit Honig? Ich versuchte es mit Tee mit Rum.)

    • @melusine Sie haben recht, der Satz ist abscheulich. Der Grund, weshalb ich ihn ambivalent nannte: öffentliche Personen mundtot machen zu wollen, scheint mir keine Alternative zu sein. Die Themen müssen sichtbar auf dem Tisch bleiben. Besser als hinter den Kulissen.

      p.s. Milch mit Rum : )

  2. Wenn schon Leroy dem “Ruf” mit letzter Kraft folgen muss, vielleicht können dann S I E sich noch ein wenig schonen. (gönnen Sie sich’s, so gut es halt geht! : )

    • Sie haben sich seinen Namen gemerkt – was für ein aufmerksamer Leser Sie sind. Ich werde morgen einen neuen zeichnen. Keinen Leroy, aber einen, der sich erhebt. Er wird das Gesicht von Oskar Pastior tragen, glaube ich.

      p.s. danke für den guten Rat : )

    • Ich habe zu Pastior (und Müller) ein wenig herum gelesen – bin deshalb recht gespannt auf Ihre Zeichnung.
      @p.s.: guter Rat ist teuer – wollte nicht vorlaut sein – teures hab’ ich nicht – und wenn, Sie bekämen’s umsonst.

  3. @16:13 Ja, das ist höchst erstaunlich. Ich hätte geschworen, es seien die “Einmal geübt, schon gekonnt”-Bilder. Interessant ist auch, nach was die Leute so die Google-Suchmaschine durchsuchen und dann auf einem Blog landen. Seit ich den Text über den Rüden (Sie wissen schon; hier bei Ihnen keine derbe Sprache, ich weiß!) drin hatte, ist das der meist angeklickte Text. Wer hätte das gedacht?

    • Ach ja! “Ha Ha” würde Jarry´s wasserköpfiger Hundsaffe Backenbuckel da sagen und danach in dumpfes Brüten verfallen.

      Derbe Sprache als Stilmittel, das ist so ziemlich der Höhepunkt an intellektueller literarischer Dekadenz. Ein bißchen “ultrabrutale Horrorshow” als Nervenkitzel, aber immer schön abgesichert durch reflektierte Reflektion. Kontamination ausgeschlossen!

      Sehr schön auch die “Vermessenheit” bei meinem zweiten Statement bereits beurteilen zu können, daß die “Derbheit” bei mir ganz sicher kein Stilmittel ist und vom Hoheitsrecht im Phylitischen Königreich Gebrauch zu machen. Da werden doch gleich die Grenzen aufgezeigt. L´etat ce moi, l´eclat ce toi. Immer wichtig das Beinchen zu heben und ordentlich Duftmarken zu setzen.

      Im übrigen habe ich nichts derb an-gespielt, obwohl ich durchaus ein homo ludens bin. Sondern das durchaus ernst gemeint. Bei mir wirkt das prima – der Orgasmus als All-Heilmittel.

    • @schizotwin Na, meine kleine Löschaktion hat Ihnen ja nu nicht die Sprache verschlagen, also tun Sie nicht so beleidigt. Passiert halt manchmal, wenn man mit der Tür ins Haus fällt.
      Wenn Sie – sollten Sie die Huld haben – ein wenig mehr hier auf TT lesen, werden Sie übrigens feststellen, dass weder ich noch die anderen Gäste groß am Grenzaufzeigen interessiert sind: ich finde einfach, Sie waren und sind ziemlich rüde.
      Warum eigentlich?

    • “Na, meine kleine Löschaktion hat Ihnen ja nu nicht die Sprache verschlagen, also tun Sie nicht so beleidigt.”

      Ich bin mehr verwundert als beleidigt gewesen, hätte sie doch etwas toleranter eingeschätzt und eher eine “humorvolle” Retourkutsche als eine Löschzensur erwartet. Aber offensichtlich habe ich im wahrsten Sinne des Wortes auf einen wunden Punkt gezielt? Das Sexuelle, Obszöne, Pornographische,… hat keinen Platz in diesem virtuellen Villa Kunterbunt-Atelier? Und Pippi singt: ” Ich mache mir die Welt -widdewiddiwitt sie mir gefällt.”

      “Passiert halt manchmal, wenn man mit der Tür ins Haus fällt.”

      Ich komme niemals durch die Tür. Ich bevorzuge die schmutzigen Abwasserkanäle und strecke dann meinen Kopf aus der Kloschüssel. So wie diese Wassermänner in einem tschechischen Film der 70er Jahre. Ach halt nein, die kamen ja durchs Waschbecken.

      “Wenn Sie – sollten Sie die Huld haben – ein wenig mehr hier auf TT lesen, werden Sie übrigens feststellen, dass weder ich noch die anderen Gäste groß am Grenzaufzeigen interessiert sind:”

      Nein, zunächst habe ich mal nicht “die Huld”, die alten Geschichten aus dem Gipskrieg zählen nicht, ich bin mehr am aktuellen interessiert an dem ich aktiv teilhabe. Und da wurde schon bei einer kleinen Harmlosigkeit auf den frechen Spatz mit einer Eraser-Kanone geschossen. Das ist nun mal – ganz sachlich und unemotional betrachtet – der Fakt!
      Im Übrigen bin zumindest ich schon sehr daran interessiert mich an Grenzen zu bewegen und sie auch aufzuzeigen.

      “ich finde einfach, Sie waren und sind ziemlich rüde.”

      Oh, nein! Tun sie mir das nicht an! Ich bin vielleicht ein Rüpel, ein Rowdy, ein unverschämtes Arschloch, aber bitte kein Rüde. Es gibt nichts was ich mehr hasse als Hunde! Na ja Kinder vielleicht auch noch.

      “Warum eigentlich?”

      Warum eigentlich nicht? Oder ist die “Villa Kunterbunt” als reiner Streichelzoo gedacht.

    • @schizotwin Mit Pippi Langstrumpf hat mich schon seit meiner Zöpfezeit niemand mehr assoziiert.
      Muss eben aus dem Haus, später mehr. Nur dieses schnell: schauen Sie mal in die Rubriken. Ich weiß, Sie mögen nur tagesaktuelles, aber – ausgerechnet m i r Berührungsängste in Sachen Sexualität zu unterstellen, ist wirklich lustig.

    • “Mit Pippi Langstrumpf hat mich schon seit meiner Zöpfezeit niemand mehr assoziiert.”

      Na, welch ein Glück, das ich hier aufgekreuzt bin und das mal gemacht habe. Und deshalb wünsch ich mir jetzt mal hier bei TT ein Phyllis-Pigtail-Photo. Sie fühlen sich dann bestimmt gleich viel “jugendlicher” als sie im Faz-Porträt (mit den “zu vielen Strichen unter den Augen”) rüberkommen. Wäre eine Art Gegendarstellung.

      “aber – ausgerechnet m i r Berührungsängste in Sachen Sexualität zu unterstellen, ist wirklich lustig.”

      Na ja, sie sagen es doch selbst: “Komme mit derben An-spielungen momentan nicht zurecht.” Offensichtlich funktioniert da mit der Selbstwahrnehmung irgendwas nicht so ganz richtig, aber das ist menschlich und macht sie sympath(olog)isch. Was sind wir denn anderes als ein Bündel von Widersprüchen und losen Enden, die wir irgendwie versuchen als “Persönlichkeit” und “Individualität nach außen und auch nach innen zu projizieren? Das finde ich sehr lustig.

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