Safe house. Samstag, 2. Juli 2011

Da dieser Morgen zwar zugig und kühl, nichtsdestotrotz aber ein samstäglicher ist, beschloss ich soeben, ihn dem Müßiggang zu widmen. Sowas kommt vor. Man gönnt sich ja sonst auch alles. Der Lauf des Tages wird das Auffinden einiger wunderbarer Freunde mit sich bringen, die mir ob meiner zweimonatigen Abwesenheit zwar nicht grämen, aber dennoch ein wenig beschwichtigt werden wollen. Inklusive der Versicherung, dass ich den verbleibenden Sommer (wo isser nur gerade??) in der Stadt zu bleiben gedenke, bevor die Seminar- und damit Reisesaison wieder losgeht. Ah, und mein Atelier wartet!

Sie sehen, ich muss erstmal raus. Möchte Ihnen aber noch schnell sagen, dass dieses Gespräch über Rezeptionsfragen für mich ein sehr wichtiges ist, vor allem, da es so viele neue nach sich zieht. Ich habe den Beitrag, wie Sie gesehen haben werden, inzwischen der Rubrik “Textsammlung: Über Kunst” zugeordnet und werde sicherlich auch das ein- oder andere Zitat daraus noch einmal einzeln zur Geltung bringen, indem ich’s bei “Die Sprache der Anderen” plaziere.
Ihre vielfältigen Reaktionen jedenfalls gerade zu diesem Text haben gezeigt, dass sich hier auf TT Leute versammeln, die gerne über Kunsthandeln/Rezipieren/Kommentieren auf “ungeschützte” und dabei konzentrierte Weise sprechen wollen. Orte, an denen man sich im Netz in diesem Ungeschützten trotzdem sicher fühlt, sind gar nicht mal so selbstverständlich, wie man denken könnte. Bin sehr froh, dass das hier geht. Das liegt an Ihnen, geschätzte Leser:innen.

Schönen Samstag allerseits! : )

Herzlich,

Wust. Dienstag, 28. Juni 2011

(bedarf eigentlich keines Kommentars, oder? ; )

15:05
An der Wand neben meinem Schreibtisch hängt ein großer Spiegel, der zeigt eine zu allem entschlossene Frau, die momentan noch keine Ahnung hat, was das sein könnte. Paradiesisch, eigentlich. Eigentlich. Mehr eigen als tlich. Ah, Kopf, was tust du mir an?
Ich mach’ jetzt eine Liste, so. Und die gilt ab morgen.

21:57
Vorhin beim Training.
Ich: “Hör mal, ich finde es nicht gut, wenn wir mein linkes Bein weiterhin das ‘böse Bein’ nennen. Klar, es hat diesen geschädigten Nerv – aber böse? Das ist die falsche Psychologie.”
Trainerin, ohne zu zögern: “Okay, dann nennen wir es Lisa. Das klingt schwach. Und das rechte nennen wir Dolly, wie Dolly Buster, das klingt nach Kraft. Einverstanden?”
Ich: “Äh….”

Welche Brut. Montag, 27. Juni 2011

Keiner von ihnen sagte etwas, während ich mit meinem Brocken die Zeichen auf den Asphalt schrieb. Bis hierher und nicht weiter, rief ich leise, treten Sie zurück. Ja, sagte jemand, aber Du musst jetzt gehen.
Vergiss Dein Ei nicht, sagte eine Frau. Ich sah hoch. Sie hatte nichts an, trug nur das Instrument bei sich und natürlich das Kind an der Hand. Welches Ei, fragte ich, hier gibt’s nur Steine. Wer sind Sie überhaupt. Die Frau hob ihre kleine Trompete an die Lippen und blies drei Töne. Doremi? fragte ich. Sie machte eine ironische Verbeugung. Welches Ei, fragte ich. Sie deutete auf meine Rechte: Das da. Ich besah mir den Brocken; er war ganz schief geschabt vom Schreiben. Das ist doch kein Ei! protestierte ich. Es ist das einzige, das Du hast, sagte sie.

22:43
Ach ja: bin wieder zurück im Land! : )

Dornen, verweht. Freitag, 24. Juni 2011

Während ich konzentriert schreibe, lese ich ungern anspruchsvolle Literatur nebenher: das wird schnell zu präsent und eindrucksvoll und lenkt mich ab. Schmöker sind mir in solchen Arbeitsphasen lieber. Ich hatte hier in K**** einen mit, den ich als Teenager schon mal verschlungen habe: The thorn birds / Die Dornenvögel. Das Buch ist offensichtlich schon durch viele Hände gegangen und eine Leserin hat vorne ein Foto hineingeklebt, das den Hauptdarsteller der gleichnamigen Fernsehserie zeigt. Ich weiß sogar, wer das war: meine Großmutter. Sie schwärmte für den stattlichen Priester ; )
Na, die Geschichte war fast ebenso erfolgreich und wuchtig wie das Vom Winde verweht – Ding; unnötig, sie hier wiederzugeben. Doch sie entführte mich nachts vor dem Einschlafen nach Australien. So sehr, dass ich im Traum manchmal selbst über die Koppeln ritt oder aus Meggies Kopf heraus der verklemmten Mutter meine Wut an den Kopf schleuderte. Von den Küssen des Priesters ganz zu schweigen! Und so sehr ich mich über mich selbst amüsiere und auch ein bißchen geniere beim Lesen: auf diese Abenteuerträume lass’ ich nichts kommen. Ich würde Sie ja, geschätzte Leser:innen, gerne nach Ihrem Lieblingsschmöker fragen, befürchte aber, Sie sind zu kultiviert und lesen Pynchon zum Einschlafen.

So. Ich pack’ mal meinen Kram zusammen.

Madam Kimono. Donnerstag, 23. Juni 2011

Das ist natürlich ein Klischee, doch da ihre Boutique nun mal so heißt, ist es zumindest nicht meines. Und Madam Kimono half auch sofort, nachdem ich von meinen Nöten berichtet hatte: ließ ihre Nichte kommen, die schrieb mir eine Zahlenreihe und ein Passwort auf und *bling* bin ich über einen anderen Anbieter wieder im Netz. Fast war ich versucht, aus schierer Dankbarkeit ein weiteres Kleid bei Madam zu kaufen, doch die K****- Kasse ist leer. Zwei Tage bis zur Heimreise. Manuskript liegt ausgedruckt neben mir. Womit belohne ich mich jetzt?
Hab’ Sie vermisst.
Seltsam, so ohne Netz; das Laptop kam mir plötzlich kastriert vor :; )x!

Cyber. Mittwoch, 22. Juni 2011

Privat-Internetzugang seit gestern Abend ausgefallen. Café gefunden. Hier aber ist Schreiben fast unmoeglich; komme mir vor wie auf dem Bazar. Irre laut reden die Leute hier drin. Tja, so gehts (kein Apostroph zu finden auf dieser verrueckten Tastatur) manchmal.
Hoffe sehr, dass morgen die Privatverbindung wieder steht.

Einen schoenen Abend allerseits!
Ich verschwinde jetzt wieder aus dieser Cyberhoehle ; )

Streik. Montag 20. & Dienstag 21. Juni 2011

Jnkjsöhslcsod ldkdä, jd dlkvs<dkvd Jnjkdnyläöyd dd cm!!! NkdhuTGjndj cöckvnsnn, jhjhf Kjöskäujkjt.
Dh kjhehcjs: Jdcdjhf, fvgrp, nurzeiüwiuu, unj Mfnveuz<üoqp9!!!!
Kjsdwdwij jdh d sbt dda. Mndcjd meikdoizkj cjh häw, Dcuzüqü’, DIUZFEJII!!!! K dhchdui sjbjgeoe, dkjiue, DCUZRJÄ XKFJHVSÖ, njjeiksäam dnciti. Dnvefpml e dniru???
Msneuzrbjhf!
Kjhi msdefse9 was: Nfueeoi nuherf nkgwiüütz, uer joieurtt kjhfe.
Dg.

Dhfeiu<ä<

TT

17:28

(schu astunlick daz koina frugt gagün wut aischintli gestriegt ward)

Dienstag, 21. Juni 2001
Aufgrund besonderer Umstände wird der Streik noch bis heute, 00:00 Uhr, fortgesetzt. Alles gestern Gesagte tritt hiermit außer Kraft: ich behaupte das Gegenteil. Mahnungen bitte direkt an Miss TT; ich hab’ mich um anderes zu kümmern.

xxx!
Phyllis

Danglin’ in between. Sonntag, 19. Juni 2011

Letzte Woche in K****. Roman soweit fertig für’s Lektorat. Hätte mich nicht schon das Schreiben alle Fingernägel gekostet, spätestens ab dem Moment der Abgabe wären sie eh fällig gewesen. Ein Kapitel, eine Sex-Szene, schreibe ich noch. Doch für die, zumindest für die erste Fassung, muss ich mich, glaub’ ich, betrinken, das schieb’ ich schon die ganze Zeit vor mir her.
Schwer, sowas zu schreiben; da ist immer so viel Projektion dabei. Im Tun. Aber eben auch im Schreiben. Da fällt mir ein, was Tusker vor ein paar Tagen am Telefon sagte: “Es dauert eine ganze Weile, bis du dich durch all diese Filme durchgevögelt hast und in deinem eigenen Körper ankommst.”
Vielleicht setze ich mir laute Musik auf die Ohren; so hab’ ich mein erstes Buch “Schummer” geschrieben. Komisch, die Hälfte meiner Gehirnleistung besteht auch heute noch darin, mir immer wieder Bedingungen zu überlegen, die mich in einen Zustand versetzen, in dem ich gut denken und imaginieren kann. Strukturen. Rituale. Settings. Manche sind über lange Zeit einsetzbar, manche sind zwanghaft und befremdlich, andere verlieren ihre Wirksamkeit und müssen ersetzt werden. Am stabilsten sind die, die ich für Seminararbeit und das redaktionelle Schreiben für die Stiftung angelegt habe, am anfälligsten jene, die freies künstlerisches Arbeiten betreffen. Wenn der Impostor da nur einmal schlechtgelaunt auf die Pauke haut, zerschallt das gesamte Setting.
Das ist Leiden auf hohem Niveau, ich weiß, so läuft das eben.

Na, ich geh’ jetzt mal die Szene vorbereiten. Die Aufstellung zumindest werd’ ich auch nüchtern hinkriegen ; )

Schönen Sonntag, allerseits!

Leise tuckernd,
TT

p.s. Drüben an den Gleisen gibt’s was zu >> unterschreiben. Morgen ist Weltflüchtlingstag.

Schwund. Samstag, 18. Juni 2011

Vielleicht, weil die Wolken heute so bäuchlings hängen, sagte er.
Nein, nicht deswegen, sagte sie.
Oder weil der Gifthauch deiner verdammten Lilien dich in böse Träume geschickt hat.
Sie schnupperte. Das wäre ein guter Grund, sagte sie, aber dennoch, nein.
Ah, jetzt weiß ich, sagte er, es ist wegen der Schildkröte; sie ist schon so lange weg.
Unfug, rief sie.
Alles, was man vehement abstreitet, sagte er, ist wahr.
Nein.
Doch.
So, ich habe dreimal geraten, sagte er, ich denke das reicht.
Sie stutzte. In meiner Welt kommt es immer auf den vierten Versuch an, sagte sie.
In dieser, sagte er, kannst du froh sein, wenn du einen hast.

expander

manchmal,
anstelle von klein und klein
schamlos irresein
(lassen)

14:02
(Hab eine neue Rubrik angelegt: “Atelier – Skizzenbuch.” : )
Sie finden sie ab jetzt >>> hier.

16:37
Scheint einer dieser Tage zu sein, an dem das Web meinen Kommentator:innen aus irgendeinem Grund den Mund verbietet. (Wenn ich Dich zu fassen kriege, Du fieses altes Gestrüpp! Dann setzt’s was)