kann ich heute nichts Erhellendes beitragen.
Archiv der Kategorie: Aktuell: TTagesjournal
Simples.
Anstatt lang’ zu jammern, wie schwer sich Montage anfühlen, seitdem Tusker dieses Grundstück mit Hütte und Grillhäuschen aufgetrieben hat, hier einfach das Referenzbild. Die Äste sind übrigens von Hand geschichtet.
Es ist ein guter Haufen. Gerne hätte ich heute einen zweiten gemacht, doch der Schreibtisch ruft. Und mir fällt partout kein Knebel ein, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Guten Montag, allerseits!
Leise fauchend, Ihre
TT
Morning briefing
Der alte Rosmarin, dicker Hauptstamm, schwächliches Blattwerk, aber Blüten en Masse. Die Kogge, wie jeden Morgen, wippend auf einem (zu dünnen) Zweig, auf mich herabäugend. Die olle Sonnenbrille (we call them shades, darlin’), die den ganzen Winter auf dem Balkon lag, jetzt zum ersten Mal wieder aufgesetzt, wettergegerbt und blütenstaubtrübe.
Der Amsel Gesang morgens um sechs: offensichtlich ein junger männlicher Vogel, der das Singen (noch) nicht allzugut draufhat.
Verkehrsgeräusche gut hörbar rund um den Häuserblock. Datentransfer, unhörbar, überall. Ein Säugling, gerade erwacht, leise blärrend. Himmelseidank nicht meiner. Flugzeugrauschen. (wurde auch Zeit)
Die Birke in meinem Hinterhof bereitet sich massiv auf die Besamung ihrer Umgebung vor. Tausende stäubende Würstchen, jedes davon imstande, meine Atemwege zu allergifizieren, von den Augen ganz zu schweigen. An allen Orten, an denen ich bisher gelebt habe, stand eine Birke.
Wenn ich erst groß bin, pflanze ich eine Linde. Für Astrid.
Die Meise schimpft, sie mag es nicht, wenn ich auf dem Balkon liege, grosses fleischiges Ding, und tippen tut es auch noch, lieber wegbleiben. (Aber natürlich nicht ohne Protest.)
Hat Jan Böhmermann zu hoch gegriffen? Beziehungsweise zu tief unter die Gürtellinie? Nö.
Und Griechenland erst. O la la. Erst draufschimpfen, weil sie pleite und faul seien und dann aber mit den bösen Aufgaben betrauen. Trauen wir’s ihnen zu? Sind wir ein Wir?
Gerade tröpfeln ein paar Dutzend Asylspezialistinnen aus der EU ein, doch die reichen ja hinten und vorne nicht bei so vielen Anträgen. Und ständig diese Frage: Wer ist wer und warum? Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Mir brennt das Herz.
Auswahlverfahren. Bitter. Immer. Vielleicht ein Grund, weswegen so viele Weichherzige nicht an die Schalthebel wollen.
Sinnstiften im Kleinen ist definitiv einfacher, aber: Viel hilft viel.
Während ich schreibe, wächst der Schnittlauch; man kann fast dabei zusehen. Nützt ihm nüscht, er wird nachher im Eiersalat gebraucht. Is seine Bestimmung.
Be-stimmung: einer Vorstellung eine Stimme geben. Und Sinn. Hans Werner macht das schon sein ganzes Leben lang.
Es gibt noch andere Welten als diese sagte der Junge. Und sprang in den Abgrund.
Springen.
Mir reicht fallenlassen: Massage, Sex, Kino, Gartenbuddeln, egal wie. (Bloss die Klamotten dürfen nicht kneifen dabei.)
Also. Warmschreiben hat schon mal geklappt. Jetzt nur noch Strom anschließen und losbrausen.
Ping:
„Pflegen Sie Ihre Leidenschaften“, schreibt gerade mein Online-Klamottenversand. Ah, eine Sprache zu entwickeln, die nicht marketingverseucht ist! Bei Leidenschaft jedenfalls denke i c h nicht an gepflegt. Sondern an Flächenbrand, Vulkanausbrüche, Aufbrausen und Vergehen. Leidenschaft, das ist das Gegenteil von Liebäugeln. (hübsches Wort)
Weiter.
Spuren hinterlassen, 49
Montagrrrrrrr (not for vegetarians)
Zurück am Schreitisch
*fiep*
Lionel
“Du hast vier Tage frei? Dann zeichne!” sagte LeBlanc vorhin am Telefon. Und ich dachte insgeheim, ja, verdammt, gib wenigstens mir einen Tritt, wenn Du es gerade für Deine eigene künstlerische Arbeit nicht hinbekommst.
Also wird heute gezeichnet. Und morgen. Und übermorgen.
Um die vermaledeiten Listen und Pflichten aus dem Kopf zu bekommen, braucht es manchmal eine vertraute Stimme, die sagt: “Mach endlich. Hol’ dich zurück.”
Also.
Ein guter Tag könnte damit anfangen, seiner Aloe einen Namen zu geben. Das scheint zwar komplett kindisch und absurd, ist aber die erste komplett kindische und absurde Handlung seit Wochen, vielleicht sogar Monaten.
Genau so etwas brauche ich. Um zeichnen zu können. Frei schreiben zu können. Ich muss mir frei geben von der Zielstrebigkeit. Vom Verantwortungsbewusstsein, vom Mitgefühl, von der politischen Weltlage, Flüchtlingen und Terroristen.
Muss alles erst einmal weg.
Anfangen!
Neuer Freund
Hallo lieb,
Mein Name ist Engr. William aus Großbritannien, stieß ich auf Ihr schönes Profil auf Facebook.com und ich fühlte mich interessiert Sie kennen zu lernen. Mit Verlaub, ich bin traurig, dass ich Ihnen auf diese Weise zu nähern haben wegen meiner Privatsphäre. Schreib mir wieder für die richtige und angemessene Einführung, so dass wir private Gespräche haben kann und eine gute und dauerhafte Beziehung aufzubauen. Vielen Dank,
dein neuer Freund.
Engr. Wilhelm
Ein Foto hat er seiner Mail ebenfalls beigefügt, der Herr Engr. William aus Großbritannien: das Ganzkörperporträt eines schlanken, freundlich wirkenden Mannes mitteren Alters vor einem holzgetäfelten Damenausstattungs-Geschäft. Mit Hand an der Hüfte. Weißer Blazer, hellblaues Hemd. Ich war, zugegeben, kurz versucht, ihm zurück zu schreiben – allein, weil er den Aufwand nicht scheute, seinen Kontaktversuch in eine (zugegeben komplett inkompetente) Übersetzungssoftware einzugeben. Hab’s mir dann aber anders überlegt. Da es mir derzeit nicht einmal gelingt, mit meinen tatsächlichen Freund:innen zu korrespondieren, kann ich mir den Briefwechsel mit behaupteten einfach nicht leisten. Wie viele hundert Mails dieser Art er wohl rausgehauen hat, der Engr. William? Und warum hat es in seiner Anrede nicht zumindest für “Hallo liebe Unbekannte” gereicht; hat der Mann denn n o c h weniger Zeit zur Verfügung als ich?
Anyway.
I delete you, my new friend. Improve your software and good luck with the others.
Der Morgen gibt sich trüb; von der Frühlingserwachenaufbruchstimmung der vergangenen Tage ist heute nichts zu spüren. Gut, dass ich gestern schnell noch zwei Stiefmütterchen gepflanzt habe: mit leuchtenden, lappigen Blüten bereits dran.
Jetzt an die übrigen Mails. Alle geschäftlich. (grrrr)
Wunschliste
Mir schwappt THE WORKLOAD gerade heftig über’m Kopf zusammen.
Abhilfe würden schaffen:
ein penibler, unaufdringlicher Assistent,
eine Masseuse (gerne Thai),
ein Galan mittleren (bis fortgesetzten) Alters,
eine Miniatur-Jazzband (Schreibtischformat),
ein indischer Koch (Vollzeit),
ein(e) Bücherregalsortierer(in),
eine Telefonistin mit ungarischem oder russischem Akzent,
ein Werwolf (egal woher)
und eine Vorleserin mit silbernem Haar und Wasserwelle.
Bei Eignung für eine der Positionen gerne melden!
Ächzend:
TT