[…] Es ist uns so wenig verständlich geworden, daß es Opfer kosten sollte, wenn man etwas Bestimmtes will… will, Leserin, Leser, will – und dafür einsteht, selbst wenn es das Leben kostet. Wir möchten es, alle, ach so bequem. Bekommen’s, und nichts ist mehr wert. Das Bewußtsein, daß etwas Risiko sei, wird ersetzt durch das Wissen, daß es was kostet. Das Bewußtsein, daß etwas Anstrengung sei, Kraftaufwand, Energie, wird ersetzt durch die Sicherheit, daß es was kostet: Geld, nicht etwa Seele; Geld, nicht etwa körperliche Einbuße; Geld, nicht etwa Wagnis. […]
Auch wenn es ein Mann ist, der das Wort in den Mund nimmt, und männliche Beispiele anführt als jene, die Opfer bringen, gebracht haben, um Wert zu schaffen: ich denke unwillkürlich, alle Frauen wissen, von was er da spricht, auch wenn sie’s, wenn sie auch nur ein bißchen Lebensglück haben, nie Opfer nennen würden, vielleicht sich selbst, doch nie ihren Kindern und nicht der Welt gegenüber.
(Ich lass’ den Bauch mal beiseite – zum Empfangen und Gebären hat Melusine bedenkenswerteres zu sagen und Sie alle, werte Leser:innen, die Mütter sind)
Wir kaufen uns also unsere Lebnisse, statt sie zu er-leben, sie im Schweiße unseres Angesichts dem Gehirn, dem Körper zu entreißen, und wo dieses Wagnis nicht enthalten ist, entsteht kein Wert. Wo Behaglichkeit ist, entsteht kein Wert. Wo etwas leicht zu haben ist, ebensowenig. Wo für das Ersehnte kein Schaden an Leib und Seele “in Kauf” genommen wird, entsteht kein Wert.
Beispiele dafür gibt’s zu Tausenden. Und doch würd’ ich lieber ersticken, als das Wort in den Mund zu nehmen: Opfer. Sie sind unausweichlich, doch warum darüber sprechen? Gesprochen wird immer nur zum Zwecke der Manipulation. Wer will, soll sie erbringen, für den Everest, das Meisterwerk, den Weltruhm. Die Idee, etwas zu schaffen, das die eigene Lebensspanne überdauert. Unbedingt! Wir wären schrecklich dran ohne die Unbedingten. Als Waffe eingesetzt find’ ich’s allerdings problematisch – immer geraten da jene ins Hintertreffen, die den Weg geringeren Widerstands gehen wollen (oder nicht anders können): die sind für Opferbringer:innen die reinste Provokation. Denn mit dem Opfer geht gerne einher ein fieser Kandidat: Das Recht.
“Ich hab bitter bezahlt. Die Ware steht mir zu.” Doch was ist die Ware – und wer handelt mit ihr? Und wird sie nicht ebenso gerne als Statussymbol vor dem Publikum geparkt wie der Lamborghini des Neureichen vor dem Café?
Es ist im Sprachgebrauch eh nur noch die Hälfte vom Opfer übrig, und jene andere, die immer unsichtbarer wird, lässt mehr in mir anklingen:
Gabe.
Darbringen.
Fließen, nicht reißen.
Geht das?
13:34
Drüben in die Dschungel hat eine gewisse Edith88 unter ANH’s heutigem Reiseeintrag eine Attacke gegen mich geritten.
Interessant – was haut die Frau nach mir, ohne dass ich sie provoziert hätte (?) (Edith? Wo sind Sie? Kommen Sie zu uns! : )
Ich musste einfach antworten, die Sache hat mich irritiert amüsiert.
Immerhin – Frau 88 hat einen Impuls ausgelöst, der mich nur selten überkommt – mir einen neuen Nick zuzulegen:
Dr. Lola Stein.
(Marguerite Duras Leser:innen werden ahnen, wo er herkommt : )
22:34
Ich möchte … ach …