Gewebeprobe: Zeit

Was, wenn es nicht Zeit wäre, die uns bestimmt: wenn wir uns selbst trügen. Tage und Stunden entrichten wir cash, du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand, aus Gewohnheit, aus Angst, aus Liebe, doch für was, zum Henker, zahlen wir mit unserem Leben. Ah, die Körper! Wir verzichten auf sie, wir verlassen sie, Zelle für Zelle geben wir uns anheim.
Auf die Erde: Pisst auf die Erde. Leckt Erde. Legt euch auf Erde. Unter den Straßen Fels, Wasser, Feuer: was, wenn wir das spürten. Wären wir dann ein kleines Licht. Niemand ist ein kleines Licht. Wir sind die Hand, wir fallen nicht in die Zeit, nur weil sie Tribut verlangt. Was wär’ sie ohne uns? Wir haben sie nicht gemacht, doch ihr Verstreichen: das ja. Wir erfinden es. Jeder für sich.
Ich lösche jeden Tag einen Tag. So, weg mit dir, sage ich abends; ich hab’ dich verbraucht, du warst mein. Jetzt verschwinde.
Die Zeit heilt keine Wunden, sie greift sich Fleisch. Ein Fehler zu glauben, sie bekäme jemals genug; das Konzept ist ihr fremd. Genug. Gegnu. Ggnu. Gnu. Über ihren weit geöffneten Mund donnern wir; sie verzehrt uns, während wir rennen. Sie beginnt mit den Hufen, da spüren wir nichts.
Wie wäre es, sich aufzurichten. Wie wäre es, kostbar zu sein. Wie wäre es, nicht mehr getrennt zu sein.

Kurzer Kameraschwenk: Fettberg.

[…]
„Emilie“ ruft Rehlein, als seine Gefährtin das Observatorium betritt, „wo warst du denn? Du hast einen Fehler gemacht mit dem Mann! Sein erster Auftritt lässt nichts Gutes ahnen. Was für ein Kretin! Er passt nicht hierher.“
Sie lässt sich in den Sessel neben ihm fallen: „Das genau ist die Absicht, wie du weißt“ erwidert sie. „Alle sieben Jahre.“
„Du hättest das unbedingt mit mir absprechen müssen!“
„Ach ja? Und wie war es das letzte Mal? Dein Doktor Brodkey? Hatte ich da etwa ein Wörtchen mitzureden?“
Er starrt sie an.
„Nein!“ beantwortet sie sich ihre Frage selbst. „Und das ist auch in Ordnung. Ich habe dir nie Vorwürfe gemacht, obwohl dein Kandidat seiner Aufgabe nicht im geringsten gewachsen war!“
„Ich weiß.“
„Alle sieben Jahre trifft einer von uns die Entscheidung, Justus! So steht es in den Statuten. Oder willst du an unseren Grundsätzen rütteln?“
Müde schüttelt er den Kopf.
„Dann lass’ den Mann seine Wirkung entfalten“ sagt Emilie scharf. „Ich habe ihn mit Bedacht ausgewählt. Wer bringt ihn in sein Quartier?“
„Jules.“
„Warum ausgerechnet der Junge?“
„Oberschwester Döpfner war pikiert. Ich kann’s ihr nicht verdenken! Er hat sie unmissverständlich spüren lassen, dass er sie für ein kleines Würstchen hält.“
„Ausgezeichnet“ sagt Emilie und stemmt sich aus dem Sessel. „Ich werde jetzt meine Runde machen.“ Sie nimmt etwas Kleines aus der Tasche ihres Kittels und beugt sich über ihn. Ohne Überraschung öffnet er den Mund und lässt es sich zwischen die Lippen stecken. Sie fährt ihm flüchtig mit der Hand über den Kopf und watschelt zur Tür. Rehlein bleibt kauend zurück.
[…]

Fettberg. Roman.
Ab Frühjahr 2012 bei >>> Kulturmaschinen, Berlin.

Heute im Angebot: Zitate polieren!

“Am besten kommen diejenigen Männer mit Frauen aus, die ebensogut ohne Frauen auskommen.” (Baudelaire)

“Am besten kommen diejenigen Frauen mit Männern aus, die ebensogut ohne Auskommen auskommen.” (Miss TT)

Immerhin ist Sonntag. Da könnte man doch wirklich mal all diese fleckigen Zitate auf Vordermann bringen, oder? Allen, die heute den Tag am Comp verbringen müssen oder wollen, sei hiermit ans Herz gelegt, sich mal eines herzunehmen und vom Grind der Zeit zu befreien. (Mich juckt’s grad in den Fingern, mich mal an Oskar Wilde zu versuchen ; )

(Technische Frage)

(Könnte bitte nochmal jemand erklären, wie man das anstellt, in einem laufenden Gespräch d i r e k t unter dem Kommentar zu antworten, auf den man sich beziehen will? Manchmal klappt das, meistens nicht, ich versteh’s nicht.
help!)

TT Maulfaul.

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Hating swans. Donnerstag, 3. Februar 2011

TT 1994.

(The long road to perfection, I)

10:32
“Nicht zu fassen, dass Du das bist” sagte eben ein Freund am Telefon. “Aber die Bilder sind gut.”
“Ich finde auch die Frau gut” sage ich.
“Echt???”

Ja. Definitiv. Genau in diesem noch nicht definiert sein.

12:48
Ein anderer Freund vorhin: “Eure Diskussion zu Black Swan geht am Film vorbei.”
“Warum?”
Er erklärt es mir.
“Und warum kannst Du das nicht schreiben auf TT? Du schreibst nie auf TT! Dieses Perfektionsding ist ein wichtiges Thema; ich bin damit noch nicht fertig und viele andere, glaub ich, auch nicht.”
“Dann zeig’ mir mal, wie man das macht, Kommentar schreiben.”
“So!”
“Ist ja easy.”
“Allerdings.”