… …. Rückenansichten. Nicht nur bei Vernissagen.
Diese beiden hatten gestern Abend die schönsten Rücken. So traulich.
Thanx to G.S. for the pic! : )
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Yup, Vernissage! : )
Einladung zur Novelle
Novelle
Eine Ausstellung mit 8 erzählerischen Positionen
Galerie Nord, Kunstverein am Tiergarten, Berlin
19.08.2016 – 24.09.2016
Martina Altschäfer, Matthias Beckmann, Phyllis Kiehl, Klaus Mellenthin, Sebastian Rogler, Uwe Schäfer, Caro Suerkemper, Majla Zeneli
“Mit der Ausstellung Novelle stellt der Kunstverein Tiergarten acht erzählerische Positionen der zeitgenössischen Kunst in beeindruckender medialer Breite vor. Die aus Frankfurt a. M., Rüsselsheim, Stuttgart und Berlin kommenden Künstlerinnen und Künstler verbindet das Interesse an Geschichten. Es sind Geschichten, die einmal stringent vorgetragen, ein anderes Mal fragmentarisch, brüchig und assoziationsoffen bildliche Gestalt annehmen. Nicht theoretische Konzepte, thematische Fokussierungen oder formalästhetische Untersuchungen bilden dafür die Grundlage, sondern vielmehr subjektive Beobachtungen, erinnerte Ereignisse, persönliche Obsessionen und historische Stoffe. Die Künstlerinnen und Künstler widmen sich mithin dem Feld des Fabulierens, das lange Zeit im Schatten künstlerischer Interessen stand, und unterziehen es einer produktiven Neubewertung.
Bruchstücke und Erzählfragmente sind es, die neben Martina Altschäfers großformatigen Zeichnungen mit ihren traumartigen Szenerien und Landschaften, ebenso Majla Zenelis Mezzotintoradierungen und Collagen zum Thema Portrait oder auch Uwe Schäfers – aus motivischen Überlagerungen und Montagen aufgebauten – Aquarelle bestimmen.
Ihre Arbeiten rufen Erinnerungen auf, feiern das Fragmentarische und vertiefen sich gleichermaßen in das Unbekannte und Unklare.
Die Lust am fabulierenden Erzählen verbindet sich dabei nicht selten mit einer vagen Ahnung von Bedrohung. Klar und bisweilen lakonisch hingegen sind die Zeichnungen von Matthias Beckmann. Als scheinbar neutraler Beobachter dokumentiert er an ausgewählten Orten mit wenigen, ebenso subjektiven wie pointierten und einprägsamen Strichen, was er sieht, während die fotografischen Arbeiten von Klaus Mellenthin in hohem Maße von einer beinahe karikierenden Inszenierung leben. Seine Berliner Dandys werden nicht selten zu Zeugen absurder Szenerien und zu Protagonisten der Konspiration.
Caro Suerkempers plastische und malerische Arbeiten wiederum konfrontieren Provokantes mit Dekorativem. Ihre bisweilen skurrilen Frauenfiguren bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und Maskerade und sind in diesem Raum gefangen, ähnlich wie Phyllis Kiehl ihre obsessiv aufgeladenen Zeichnungen aus pornographischem Material entwickelt und dabei souverän mit Geschlechterzuweisungen und Rollenklischees spielt.
Solche surrealen Momente bestimmen letztlich denn auch zahlreiche der Fotoarbeiten von Sebastian Rogler, die zwischen Stillleben und narrativer Inszenierung changieren. Auch er ist – wie gewissermaßen alle Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung – ein brillanter Grenzgänger zwischen Bild und Text. Zur Ausstellung erscheint im Mirabilis-Verlag ein Künstlerbuch, das Texte und Bilder der beteiligten Künstlerinnen und Künstler zusammenführt.”
Claudia Beelitz
Mehr dazu >>> hier!
(*freu mich*)
TT au travail
Novellieren
An meinem Ankunftstag im Refugium fand ich – von der Concierge unter der Tür durchgeschoben – bereits das Buch vor, das zu unserer Berliner Ausstellung erscheint. (Es ist schön geworden, finden Sie nicht?) Erzählungen und Zeichnungen der acht an der Ausstellung “Novelle” beteiligten Künstler:innen. Kompliment an den Mirabilis Verlag, aber auch an Matthias Beckmann, der uns alle zusammengebracht und das Buch gestaltet hat.
Zur Vernissage sind wir aufgefordert, jeweils zehn dieser Bücher mit einer Originalzeichnung zu ergänzen, als Edition. Diese Zeichnungen werden das erste sein, was ich an meinem Pariser Arbeitstisch angehe.
Bin nervös – auf gute Weise.
Erst einmal sachte ankommen hier. Atmen. Mein Sehnsuchtsort. Aus dem geöffneten Fenster des gegenüberliegenden Appartments tasten sich Klaviertöne ins Freie.
Gut gelocht ist halb gehängt
An meine Berliner Leser:innen zum Vormerken: Am 19. August 2016 stellen wir in Berlin aus, in der Galerie Nord, Kunstverein am Tiergarten. Freue mich schon sehr.
M a r t i n a A l t s c h ä
f e r M a t t h i a s B e c k
m a n n P h y l l i s K i e h l
K l a u s M e l l e n t h i n S e
b a s t i a n R o g l e r U w e
S c h ä f e r C a r o S u e r
k e m p e r M a j l a Z e n e l i
Natürlich stelle ich noch rechtzeitig eine ordentliche Einladung hier ein. Bis dahin gibt’s eine Menge Löcher zu stanzen.
Gut, dass Cat Car einen seriösen Hammer mitgebracht hat… mit so einem Gerät in der Hand ist Schluss mit Melancholie. ; )
Draußen nichts passiert
Vor zwei Tagen habe ich hier einen Text eingestellt: “Liebes zukünftiges Ich”.
Er war ganz hübsch, fand ich. Die “Dear future me”- Idee ist aber nicht von mir: Ich hatte sie von einer Website, auf der man sich einen Brief schreiben kann, der einem dann zu einem selbst festgelegten Datum von futureme.org zugestellt wird.
Wozu ich keine Lust hatte. Also, der Website, die ohnedies nur englischsprachig existiert, meine Gedanken anzuvertrauen. Die Idee mochte ich aber. Dachte ich.
Am darauffolgenden Tag jedenfalls, nachdem ich meinen – ich nenn’s mal LZI-Brief – hier eingestellt hatte, gab es wieder Tote und Verletzte in den Nachrichten – und wieder war es ein junger Mann, der unter anderen Umständen genauso gut in einem meiner Schreibworkshops hätte sitzen können.
Dachte ich. Denke ich eigentlich immer, wenn ich das Wort “Amok” lese. Oder “Anschlag”. Ich denke, zweidrei autobiographische Weichenstellungen von der Wiese entfernt, auf der wir schreiben, ein paar Hundert Klicks weiter vom Seminarraum, in dem wir arbeiten, trifft bereits irgendein neuer junger Mann die Entscheidung, zum Alptraum zu werden.
Ich hab’ dann meinen LZI-Brief noch einmal gelesen und ihn von der Hauptseite genommen: Er war zu selbstverständlich selbstbezüglich, fast ein bisschen heiter: als ob draussen nichts passiert wäre. Dabei fühle ich mich seit Wochen, als hielte ich andauernd die Luft an. Als ob ich dadurch Schlimmes verhindern, als ob mein Atemstillstand auch die Zeit mit anhalten könnte.
Es wird Zeit für mich, wieder Luft in die Lungen zu nehmen. Ich brauche Zeit zum Gewahrwerden.
Liebes zukünftiges Ich,
hiermit möchte ich ein neues Ritual etablieren: Ab sofort werde ich Dir immer zum Geburtstag einen Brief schreiben. Der ist zwar noch ein paar Tage hin… aber wie ich mich kenne, fange ich besser schon mal an, damit er am 5. August fertig ist.
Ich erinnere mich sogar dunkel, diese Briefsache bereits vor Jahren einmal beschlossen und sogar einmalig durchgeführt zu haben, aber Kontinuität —
Nun ja.
– Womit wir bereits im Thema wären. Denn meine jährlichen Briefe sollen Dir ein Bild davon schenken, wie ich mich selbst sehe. Zum Beispiel, was diesen Aspekt der Diskontinuität anbelangt. Aber vielleicht könnte das meine erste schriftliche Amtshandlung werden…? Anstatt zu klagen, dass mir Kontinuität fehlt, rühme ich ab sofort mein Talent für das Intervall.
Vive l’intervall!
Anhand meiner Reihe von Briefen – so der Plan – werden wir (Du und ich und all unsere zukünftigen Ich’s) im Alter von siebzig oder achtzig Jahren (falls wir’s bis dorthin schaffen), einen soliden Eindruck gewinnen können, wann, wie, wo und warum wir so wurden, wie wir zu diesem Zeitpunkt sind.
Klingt ja eher schlicht.
Puh.
Aber nur simple Konstruktionen haben bei mir die Chance, sich in stete Strukturen zu verwandeln: Je komplexer mein jeweiliger Plan, desto größer das Risiko, dass ich ihn beim nächsten Hindernis durch eine situativ emotionale Handlung ersetze. Meine mühsam etablierten Strukturen!
Und obwohl Improvisation definitiv wacher und interessanter klingt als Routine, wirst Du wissen, dass letztere für uns die bessere Lebensgefährtin ist. Und die Improvisation eher etwas für eine Affaire.
Wir brauchen Kontinuität, meine Liebe. Unser Leben steht auf prekären Füßen. Das, womit ich mein Geld verdiene, (und Du vermutlich auch, falls dir im Laufe des kommenden Jahres niemand eine Stelle im Bundeskanzlerinnenamt aufnötigt) macht keine reiche Frau aus mir. Noch nicht einmal eine gut situierte.
(Aber eine, die zunehmend mehr Selbstvertrauen hat, uff)
Jedenfalls brauchen wir Strukturen, um unseren modus operandi einhalten zu können: Regelmäßigkeiten, die auch in Stolperphasen verlässlich sind – gerade, weil unsere wirtschaftliche Stabilität gelegentlich wegflutscht. (Ein angemessener Preis, wie Du sicher bestätigen wirst, für unseren großen Spielraum)
Also geh’ um Himmels willen weiter joggen, meine Liebe!
Damit hältst Du dir die endogene Depression vom Leib.
Und werd’ bloß nicht fett. Ich reiße mich wirklich am Riemen, dir das zu ersparen – ein verdammter Kampf bei so viel Lebenshunger. Du weißt, wie wir reinhauen können.
Es geht nicht ums Prinzip, sondern darum, dass Du dir die Gelenke abschmirgelst, wenn Du mit zu viel Gewicht auf den Knochen deine Runden ziehst. Das wird nicht einfacher, je älter wir werden.
Gutes Stichwort, das Alter, aber darauf komme ich später noch einmal zurück: Ich will noch einen Moment bei den Strukturen bleiben.
Schau, ich bin seit Jahren damit zugange, mir ideale Arbeitsbedingungen zu schaffen… ein klares, wohlwollendes Metronom in meinem Kopf zu etablieren. (Unserem Kopf!)
Es geht mir darum, bewusster damit umzugehen, wie ich Zeit wahrnehme. Wie kann ich Einfluss auf mein Zeitempfinden nehmen?
– Oh weh, nun liege ich schon weit hinter meinem Tagesplan und bin nicht annähernd fertig. Dabei wollte ich etwas zu Krisenmanagement schreiben. Ein Wort, das ich übrigens auch dringend ersetzen muss – immer, wenn ich versuche, es auszusprechen, bekomme ich Zuckungen.
Hab’ einfach zu viele Nachrichten gelesen heute Morgen. Es frisst viel Zeit weg, sich Sorgen zu machen. Sie werden es in Zukunft noch schwerer haben, meine Jungs mit Migrationshin…. schon wieder so ein Wort, das mir Zuckungen macht. Ihnen natürlich erst recht.
Ich breche ab, meine Liebe. Bis sehr bald –