I love Dick

Kleine Lesemempfehlung als Pausenlektüre:
Die Autorin und Essayistin Lesie Jamison >>> schreibt über die Bücher von >>> Chris Kraus, deren bekanntestes >>> “I love Dick” – ich gerade zu lesen angefangen habe.
S o, wenn Sie mich fragen, sollten Kritiker:innen über Bücher schreiben.

Was für ein wacher Tag; mein Gehirn schnurrt.
Ab an die Pinsel.

Kurzer Blick zurück

Ein wenig hat mich meine Euphorie während der >>> Novelle, die noch bis zum 24. September in der Galerie Nord in Berlin läuft, an die Ausstellungsprojekte von früher erinnert.
Damals hatten wir aber mehr Zeit für das Cliquenfeeling. Viele Jahre. Wir waren zu elft, kuratierten in unserer “Fahrradhalle” Ausstellungen von Künstler:innen, die uns interessierten, organisierten Lesungen und Parties, Konzerte, geheime Sitzungen. In schnellem Turnus.

Wir teilten Ratschläge aus (in manchen war der Schlag durchaus präsenter als der Rat), versöhnten uns wieder, gingen miteinander in die Kiste. Reihum. Die Nächte in der Fahrradhalle, manche legendär, waren jedenfalls immer mit allem. Meine persische Freundin, tagsüber konziliant, fing immer an, Leute zu beißen, wenn sie einen in der Krone hatte. Ihre Bisse waren gefürchtet, erhöhten aber durchaus ihre Popularität.
Für die drögen Förderanträge war AvZ zuständig, der war methodisch auf Zack. Harti und ich schrieben Pressetexte und hängten uns ans Telefon, um Journalisten in unsere Räume zu locken. Was aufwändig war: Der Un-mut der Frankfurter Szene, sich über den Fluss nach Offenbach durchzuschlagen, trieb damals böse Blüten.
Längst passé, diese Feindschaft, nur einige Versprengte auf beiden Seiten des Mains ziehen das immer noch durch.
Egal. Wir elf sind längst selbst versprengt, haben den Ort weitergegeben.

Gegen die Sentimentalität, die mich gerade überkommt, geh’ ich jetzt gleich mal mit Arbeit an…
Die Tusche wartet.

Fahrradhalle

(Foto: copyright Stefan Beck)

Jetzt noch einmal mit allem:

Ein Abend mit Text, Pilz und Ton
Galerie Nord I / Kunstverein Tiergarten
Turmstraße 75, 10551 Berlin
14. September 2016, 19:30 Uhr

Es wird gelesen, erzählt, musiziert und moderiert. Dazu gibt es eine Pilzsuppe, die den Gaumen kitzelt und das Bewusstsein erweitert. Denn Pilze führen bekanntlich zu Visionen und Visionen zum Erzählen.
(“Wer keine Visionen hat, muss zum Arzt gehen.”)
Eine Veranstaltung im Rahmen der KGB Kunstwoche der Kommunalen Galerien Berlin.

Der Abend begleitet die Ausstellung “Novelle” (noch zu sehen bis 24. September) mit erzählerischen Positionen in der Bildenden Kunst von Martina Altschäfer, Klaus Mellenthin, Uwe Schäfer, Phyllis Kiehl, Majla Zeneli, Matthias Beckmann, Caro Suerkemper und Sebastian Rogler.

Wer von weit her kommt, sollte sich langsam mal auf den Weg machen : )
Bis später!

Phyllis

Geschwind

Schnurrend

Eichelhäher in LeBlancs Berliner Hinterhof, dazu das Jeffen der Jungmänner aus dem Gymnasium nebenan, die grad Pause haben. Erinnert mich an die offenen Fenster im Pariser Refugium, durch die ebenfalls einmal stündlich das Pausenhofschreien aus der benachbarten Grundschule hereinschwappt. Kurzer Sehnsuchtsanfall – ich vermisse die französische Sprache. Ladybird hat von Anfang an einen Mix aus Deutsch und Französisch mit mir gesprochen, so eine Prägung hebt sich nie wieder auf. Ebensowenig wie meine unerschütterliche Liebe zu Katzen. Die ja nu’ nicht ungewöhnlich ist, der ganze Planet ist verrückt nach Katzen, in meinem Fall liegt’s aber definitiv daran, dass Ladybirds singfreudiger Kater Caruso damals immer um ihren Hals geschlungen war, während sie mich stillte. Gibt genug Fotos davon.
Seitdem schnurrt es in meinem Kopf.
Bin schon wieder auf dem Sprung, in zwei Stunden geht es zurück nach Frankfurt. Gestern Künstler:innengespräch mit Führung durch die >>> Gruppenausstellung „Novelle“, die sich für mich zunehmend als Glücksfall darstellt. Gestern fanden sich tatsächlich zwanzig Künster:innen und Besucher zu dieser Führung ein, nachmittags bei an die dreißig Grad, fast zwei Stunden lang. Wir sprachen beherzt, ohne dass auch nur ein einziges Lüftchen durch die Räume geweht wäre, niemand verzog sich zum Rauchen nach draußen, niemand daddelte auf dem Handy rum, während wir vor unseren jeweiligen Arbeiten auf Fragen eingingen.
Das macht solche Lust auf mehr! Zwei Ausstellungen könnten’s schon sein, nächstes Jahr. Eine ziemliche Überraschung, nachdem ich jahrelang keine Lust hatte, ja geradezu allergisch reagierte, wenn ich gefragt wurde, wann ich denn endlich mal wieder ausstellen wolle –

So. Frühstück jetzt und dann ab in den Zug. Nächste Woche komme ich bereits zurück nach Berlin, zur Abschlussveranstaltung der Novelle. Kündige ich aber noch einmal separat an.

Schönen Freitag, allerseits!

Vergnügt winkend,
TT

Zwischen den Zeilen

Wenn Du mich liest,
liest Du
Wörter, die zwischen uns vorkommen
(fügst aber welche hinzu, die nicht mehr zwischen uns vorkommen oder noch nie zwischen uns vorgekommen sind)
((ergänzt sie mit einigen, die zwischen uns – bedingt oder unbedingt – vorkommen sollten))
(((und solchen, die zwischen uns vorkommen, ihre Bedeutung im Laufe unserer gemeinsamen Geschichte aber modifiziert oder verloren haben)))
((((suchst nach jenen, die nicht mehr zwischen uns vorkommen, die aber unauslöschliche, weiterhin wirksame Abdrücke dort hinterlassen haben, wo sie zuvor standen))))
(((((und versuchst dich von anderen, die aufgetaucht sind, vielleicht durch offene Gedächtnisspeicher, nicht von der Gegenwart ablenken zu lassen)))))

Das Intime steht immer in Klammern.
(Das Vertraute steht immer offen.)