Ostern war auch schon mal sonniger, aber zum Schlüpfen reicht’s.
Archiv des Autors: phyllis
Lionel
“Du hast vier Tage frei? Dann zeichne!” sagte LeBlanc vorhin am Telefon. Und ich dachte insgeheim, ja, verdammt, gib wenigstens mir einen Tritt, wenn Du es gerade für Deine eigene künstlerische Arbeit nicht hinbekommst.
Also wird heute gezeichnet. Und morgen. Und übermorgen.
Um die vermaledeiten Listen und Pflichten aus dem Kopf zu bekommen, braucht es manchmal eine vertraute Stimme, die sagt: “Mach endlich. Hol’ dich zurück.”
Also.
Ein guter Tag könnte damit anfangen, seiner Aloe einen Namen zu geben. Das scheint zwar komplett kindisch und absurd, ist aber die erste komplett kindische und absurde Handlung seit Wochen, vielleicht sogar Monaten.
Genau so etwas brauche ich. Um zeichnen zu können. Frei schreiben zu können. Ich muss mir frei geben von der Zielstrebigkeit. Vom Verantwortungsbewusstsein, vom Mitgefühl, von der politischen Weltlage, Flüchtlingen und Terroristen.
Muss alles erst einmal weg.
Anfangen!
Das Wort mit f
Grumpy CaTT
Happy Hungrig
Neuer Freund
Hallo lieb,
Mein Name ist Engr. William aus Großbritannien, stieß ich auf Ihr schönes Profil auf Facebook.com und ich fühlte mich interessiert Sie kennen zu lernen. Mit Verlaub, ich bin traurig, dass ich Ihnen auf diese Weise zu nähern haben wegen meiner Privatsphäre. Schreib mir wieder für die richtige und angemessene Einführung, so dass wir private Gespräche haben kann und eine gute und dauerhafte Beziehung aufzubauen. Vielen Dank,
dein neuer Freund.
Engr. Wilhelm
Ein Foto hat er seiner Mail ebenfalls beigefügt, der Herr Engr. William aus Großbritannien: das Ganzkörperporträt eines schlanken, freundlich wirkenden Mannes mitteren Alters vor einem holzgetäfelten Damenausstattungs-Geschäft. Mit Hand an der Hüfte. Weißer Blazer, hellblaues Hemd. Ich war, zugegeben, kurz versucht, ihm zurück zu schreiben – allein, weil er den Aufwand nicht scheute, seinen Kontaktversuch in eine (zugegeben komplett inkompetente) Übersetzungssoftware einzugeben. Hab’s mir dann aber anders überlegt. Da es mir derzeit nicht einmal gelingt, mit meinen tatsächlichen Freund:innen zu korrespondieren, kann ich mir den Briefwechsel mit behaupteten einfach nicht leisten. Wie viele hundert Mails dieser Art er wohl rausgehauen hat, der Engr. William? Und warum hat es in seiner Anrede nicht zumindest für “Hallo liebe Unbekannte” gereicht; hat der Mann denn n o c h weniger Zeit zur Verfügung als ich?
Anyway.
I delete you, my new friend. Improve your software and good luck with the others.
Der Morgen gibt sich trüb; von der Frühlingserwachenaufbruchstimmung der vergangenen Tage ist heute nichts zu spüren. Gut, dass ich gestern schnell noch zwei Stiefmütterchen gepflanzt habe: mit leuchtenden, lappigen Blüten bereits dran.
Jetzt an die übrigen Mails. Alle geschäftlich. (grrrr)
Textflug
Teile des >>> kreativen Manifests, an dem meine Förderkids und ich gerade arbeiten, wurden gestern testhalber himmelwärts geschickt.
Ein erhabener Moment für alle Beteiligten.
Ende April wird das Projekt beendet sein.
Dann, zum Abschluss, werden wir das g e s a m t e Manifest fliegen lassen. An noch viel mehr Ballons.
Wir wagen zu glauben, dass es das erste kreative Manifest sein wird, das je von der Terrasse einer Förderschule aus in die Welt gesandt werden wird.
Wunschliste
Mir schwappt THE WORKLOAD gerade heftig über’m Kopf zusammen.
Abhilfe würden schaffen:
ein penibler, unaufdringlicher Assistent,
eine Masseuse (gerne Thai),
ein Galan mittleren (bis fortgesetzten) Alters,
eine Miniatur-Jazzband (Schreibtischformat),
ein indischer Koch (Vollzeit),
ein(e) Bücherregalsortierer(in),
eine Telefonistin mit ungarischem oder russischem Akzent,
ein Werwolf (egal woher)
und eine Vorleserin mit silbernem Haar und Wasserwelle.
Bei Eignung für eine der Positionen gerne melden!
Ächzend:
TT
Spuren hinterlassen, 48
Fellis
Heute, wenn ich von meinem Tag bei den Förderkids zurück bin, in der Stunde, die ich Zeit habe, bevor ich ins Historische Museum aufbreche, um meine Flüchtlingsgruppe durch die Lesung zu moderieren:
In dieser Stunde, beschloss ich gerade, schnappe ich mir meine Fellis und verfrachte sie in den Keller.
Schluss damit. Die Amsel sagt nämlich, es wäre nu’ Schluss mit Trübsal und Winter und Hauptsache warme Füße. Yup.
Wie jeder weiß, ist es saublöd, Amseln widersprechen zu wollen. Bringt überhaupt nix. Weil, Amseln singen immer vom höchsten Punkt aus und haben den besten Überblick.
Also, mes amis, die Lage entspannt sich, es wird Frühling. Ich hab’s aus erster Hand.