Denke über die neue Zeichnung nach, die “Safe House” heißen wird. Überlege, wie ich das Atelier warm kriege: Heizung installieren? Speck anfressen? Seilhüpfen? Ich könnte mir auch eine kleine Herde Schafe zulegen und um meinen Arbeitsstuhl herum gruppieren. Daneben gibt es ein Interview vorzubereiten. Und die Schreibwerkstatt mit jungen Migrantinnen, die nächste Woche beginnt. Auftragstexte sind zu schreiben. Laufen. Und Yoga. (Brauch ne dickere Yoga-Matte). Auf den Kommentar “Die Zeit, die Zeit” möchte ich antworten.
Die letzten Tage waren etwas anstrengend, hatte wohl eine nicht ausgebrochene Erkältung – nur Kopf- und Halsweh. Aber eben sehe ich, da steht ein fetter Regenbogen direkt vor meinem Fenster. Der entschädigt für vieles.
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Shrink to fit
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Freude, leicht getrübt
Nachdem mal für ein paar Minuten der Himmel so aussah, als habe er sich ausgeregnet, warf ich mich vorhin in die Laufklamotten und auf die Straße. Auf dem Weg zum Park kam ich an zwei sportlichen jungen Männern vorbei, höchstens achzehn die beiden. Sie drehten sich zu mir, der eine pfiff, als ich herantrabte.
“Macht euch nur lustig über mich” grummelte ich, lief vorbei.
“Nein, nein”, rief der junge Mann mir hinterher, “Sie sind noch topfit! Das muss man Ihnen lassen!”
Sie ahnen, Leser, an welchem kleinen Wörtchen sich mein Unmut aufgehängt hat. Verdammt. Mit achzehn hält man jede Frau über dreißig für ne alte Mähre.
Kam mir heute unter:
»ich will das sagen, was ist – aber nicht das was sichtbar ist, nicht das was auf der oberfläche liegt, ich will das sagen was wichtiger ist – das ursächliche – das was im bewusstsein und auch im unbewusstsein überall geschieht – das was an den anfang und an das ende erinnert – das wesentliche in sachen und erscheinungen – das was chaos und ordnung zu einer einheit verbindet.
ich sage es so gut ich kann – mit dem ganzen unvermögen es zu sagen, stottere – spucke – plappere – kotze – drücke – schwitze – heule – brülle…
aber weil das wichtige so allumfassend ist – finde ich mich meistens bei einer rede über etwas anderes – und so fange ich immer wieder neu an.«
Gertrude Stein
Zwischenstand
Ab morgen übers Wochenende ein neues Seminar mit den Start-Stipendiaten; ich schrieb früher schon davon. Freue mich. Ins Atelier kam ich diese Woche allerdings noch gar nicht, nun ist’s zu spät, heute mach’ ich Seminarvorbereitung.
Die neue Zeichnung schwirrt mir auf einer parallelen Ebene ständig durch den Kopf, ich sehe die Figuren vor mir, zeichne in Gedanken, das Atelier wartet. Nächste Woche, endlich.
Auch die neue Rubrik für hier ist in Arbeit, sie soll “Tainted Truth” heißen: Kurze Behauptungen aus allen Bereichen meines Denkens, derer ich mir selbst noch nicht sicher bin. Vielleicht auch nie sicher sein werde. Auch, mal wieder, als Einladung an Sie, werte Leser, sich hier reagierend zu vergnügen.
Erstmal, für alles Schöpferische, zumindest dessen Ausführung, brauch ich jedenfalls einen Schnitt: Erledigen, was getan werden muss, vorher. Dann die Leere einziehen lassen. Langsam ausrichten. Dann manifestieren.
Tja.
Der Brotberuf,
der Brotberuf,
ist vorne Lächeln,
hinten Huf.
Laufanweisung für eine Geliebte
So. Jetzt hab ich’s endlich raus. Meine regelmäßigen Leser wissen es: Seit mir vor Monaten der Chirurg aus Damaskus die Wirbelsäule aufschnitt, das Stück meiner Bandscheibe entnahm, das dort auf dem Nerv lag und das Ganze sorgfältig wieder vernähte, plage ich mich damit, meine Körperwahrnehmung zurückzugewinnen. Vor dem Schnitt war ich eine Süchtige: Ich rannte morgens zehn Kilometer, jeden Tag. Und fühlte mich wie ein Sack Fleisch, wenn ich’s mal nicht tat. Pure Droge, das Rennen.
Seitdem ich’s nicht mehr darf, kämpfe ich darum, einen Zuneigung zu der Art sportlicher Fortbewegung zu gewinnen, die mir von höchster Stelle verordnet wurde: Dem G e h e n. Mein Gott, wie schrecklich sie aussehen, die Geher. Alt sind sie auch, in der Regel. Und es gibt einfach ums Verrecken keinen Kick-off im Gehirn, so raffiniert man das Gehen auch betreibt.
Dachte ich.
Bis vor ein paar Tagen. Denn es gibt einen Trick. Zugegeben, ich hab eine Weile gebraucht, um darauf zu kommen. Der Trick ist, zu gehen wie eine Geliebte.
Vergessen Sie Kopf und Nacken, Arme und Beine – das kommt später. Zunächst einmal konzentriert man sich auf den Rumpf. Besonders den unteren Teil. Es gilt, ihn zusammenzuziehen beim Gehen. Rücken, Bauchmuskeln, Hintern, Beckenboden, alles schön fest zusammenziehen. Atmen nicht vergessen.
Und dann lässt man das Ding kreisen. Der Schwung entsteht (sorry, meine männlichen Leser werden das nicht praktizieren können) indem man sich vorstellt, man hätte eine kleine Kugel (sagen wir, von Murmel bis Tischtennisball, je nach Geschmack) zwischen den unteren Lippen, die es beim Gehen ständig in Rotation zu halten gilt. Ist man gelangweilt, bleibt sie stecken und ziept, ist man indes zu aufgeregt, flutscht sie einem weg und kullert auf den Weg. Man braucht also genau das richtige Maß zwischen diesen beiden Zuständen. Es hilft, sich diese Kugel in den ersten ein- bis zwei Kilometern langsam aufzubauen; beim Starten funktioniert’s noch nicht, man muss erst warm sein. Spürt man sie dann, nach einer Weile, verwandelt sich das Gehen in etwas anderes. Es wird zu einem Rollen.
Dann kann man die übrigen Gliedmaßen dazu nehmen: Kinn leicht, ganz leicht nach oben. Arme je nach Gusto ausschwenkend, aber sachte angespannt, der Nacken dagegen so locker wie möglich. Die Beine? Sind eh das geringste Problem, einfach aus der Hüfte heraus, kleine Schritte, und nicht auf die Füße kucken.
Tja. So einfach ist das. Wenn man’s mal weiß. Gehen ist gut, aber Rollen ist definitiv besser. Wenn man eine Frau ist. Falls es auf Ihrer Seite vergleichbare Modelle gibt, werte männliche Leser, lassen Sie es mich und die Leserinnen hier doch bitte wissen. Der Vollständigkeit halber. Und weil’s mich wirklich interessieren würde.
Männlich oder männlichweiblich gemixt?
Ist irgendjemand von Ihnen mal im Netz auf eine Idee gestoßen, wie man diese männlich orientierte Schreibweise auflösen könnte?
Bei meiner Arbeit als Online-Redakteurin stellt sich mir ständig die Frage.
Soll ich zum Beispiel “Autoren” schreiben und die weiblichen damit außen vor lassen, wie immer noch gemeinhin üblich? Oder “Autorinnen und Autoren”? Das durchzuhalten, verhaut einem jeden Text. Ebenso wie “AutorInnen”: Hässlich.
Nur noch die weibliche Form zu verwenden, ist auch keine Lösung, führt unweigerlich zu Missverständnissen.
Vor ein paar Tagen sah ich “Autoren&innen”, gefiel mir eigentlich ganz gut – bis die Korrekturleserin es mir beanstandete, weil sie meinte, das sähe wie ein Formatierungsfehler aus.
(Vorschläge?)
Schon den ganzen Morgen
geht mir der Begriff “affirmativ unterwandern” nicht aus dem Kopf. Als strategische Haltung. Weil mich Ablehnung als Reaktion auf bestimmte unliebsame Zustände höchst selten auf originäre Ideen bringt.
Katzentag
… und weil meine eigene Zeichnung noch nicht fertig ist, hier eine neue Episode von “Simons Cat”. Ich mag Simon Tofield. Ich selbst zeichne ja ohne Katze, was sicherlich dem Gelingen meiner Arbeit förderlicher ist. Aber sehen Sie selbst.