Die Axt am Boden des Brunnens

So. Da wären wir mal wieder, hm? Draußen nüscht viel los, drinnen umso mehr, Küche wieder sauber, nachdem die Freunde gestern mit dem Kartoffelbrei spielten. Irgendwer hat das übrig gebliebene Eiweiß auf den Steinboden fallen lassen, hie und da glitschte es in den Morgenstunden an unseren Fußsohlen. Vive la Boheme, wenn du meinen Löffel ableckst, leck ich deinen.

(„Was, meinen Löffel?“
„Kannst Du dir aussuchen.“)

Fingernägel kurz wie nie, Schnellschreibkuppen. Eben die hellgraue Jeans von vor zwanzig Jahren anprobiert, die mir Zadok mitgab, als ich nach Deutschland zurückkehrte, passt wieder (jeyi!), voll abgerissen das Teil allerdings. So rotzig kann ich heutzutage nicht mehr rumlaufen, außer vielleicht mit Kaschmir drüber.
Du bist antibürgerlich, sagte ein englischer Journalist letztens in der Sauna, doch nach dem zu urteilen, was seinen Blick bannte, sagte er das zu meinen Brüsten: Ihr zwei seid antibürgerlich. Ich vermute, er meinte indiskret. Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist, jedenfalls sind sie offenherziger als andere Stellen. Was jetzt vielleicht nur jene Leserinnen verstehen, die über wirklich große verfügen: Manchmal ist man ihnen schlichtweg nicht gewachsen, hebt sie lustlos durch die Gegend, manchmal amüsieren sie einen, manchmal hängt man wonnig wie in Trance an ihnen dran und versucht einfach nur, Schritt zu halten, während sie auf der Jagd sind, kurz, große Brüste sind ein Abenteuer für sich, doch das nur eben bei. (Klingt besser als nebenbei, nicht wahr.)
Und weiter.
Oder wollen Sie mehr wissen von großen Brüsten.
Na gut, das noch: Man braucht andere Gesten, um sie in den Griff zu bekommen, beherztere vielleicht, immerhin, sie leisten Herausragendes in Sachen Kommunikation, sie lehnen sich, könnte man sagen, ganz schön weit aus dem Fenster (was gelegentlich auch sowas von unpassend sein kann, ahem), insofern (schlage ich vor und beherzige es auch selbst) sollte man sich ein bisschen blinder auf die Natur verlassen, die wird’s schon richten.
Kleinlaut wirkt jedenfalls nicht.
An kleinlauten Tagen, jetzt aus der Sicht der Trägerin gesprochen, hilft nur Oversize und Sonnenbrille. (Die heißen im Englischen übrigens „shades“ und wenn man fünfzig davon gesammelt hat, bekommt man einen echten Softsadisten zum Spielen)
Mei, das läuft heute aber. Muss an den Schnellschreibkuppen liegen.
Doch zurück in die Sauna.

(„Oder?“
„Nö.“
„Ok, dann nicht.“)

Jedenfalls, die Gänse sind weg. Abgehoben in den Süden, der Park leergefegt, dafür jede Menge Krähen und die bleiben auch. Raaahraaa. Ab jetzt wird’s ernst. Ab jetzt, Farah, lass mich eine Weile an Deinem Strang ziehen, während meiner im Wind weht. Denk nur an das kleine, uralte Karussell im Jardin des Plantes, für Monate wird es nun hübsch verpackt ausharren, bis die ersten Spitzen wieder aus dem Boden schieben: Kroküsse wahrscheinlich. Es zerreißt mich jetzt schon, wie

(Aber lass gut sein Farah, ja, lass es gut sein: Ich glaube an Dich. Lass Dich nicht einwintern, Du bist nicht sentimental, im Gegensatz zu mir, Du bist meine Wildnis, mein Zorn, meine Axt am Boden des Brunnens.)

dunkel es werden wird.

La petite langue automatique

Sabbaticals seien dieser Tage schwer angesagt. Ich würd’ ja soweit gehen und sie vorschreiben, zumindest jenen Individuen, von denen man in Zukunft noch Großes erwartet.
(Also allen. Bin heimliche Idealistin)
Heimlich unbeholfen, heimlich geflissentlich, heimlich barock. Hm, was noch.

Bekennerschreiben Number one, erster Absatz:
Heimlich ist nicht geheim, doch das wisst ihr längst, ihr Blasebacken und Zurechtkalibrierer. Heimlichkeit, das ist die große Schwester der Unschlüssigkeit. She’s a bully, she’ll never let you be the star.

Manches von dem, was ich definitiv weiß, ist so heimlich, dass selbst mir der Zugriff darauf verwehrt bleibt, abgesehen von den paar Sternstunden pro Jahr.

Gerne offenbarte ich mehr, wär’ Öl auf den Maschinen, Wasser auf euren Mühlen, wär’ der Psalm und das Zünglein an der Waage. Grundsätzlich nicht diejenige (zu sein), die aufstemmt, sondern jene, die schon immer drin war.

Harhar. Ich hätt’ gern leichtes Spiel. Gerne auch zu zweit. Donnergrollen auf die, die stets von ihrem Hosenboden aus verkünden, dass nichts Gewicht haben könne, von dem man keine Hämorrhoiden kriegt.
Hey, bleeding guys!
Ich will nicht bluten, jetzt nicht, und später nicht!
Der Hosenboden der Tatsachen ist zerschlissen!
Niemand kann mir noch etwas beibringen, heutzutage. Wir sind alle gleichzeitig, alle Kanäle ausspioniert, alle Geheimnisse entheimlicht.

Ich wünschte nur, jemand würde bieten.
Kontinuität, zum Beispiel: So ziemlich das Einzige, was mir misslingt. An einer Sache dranbleiben. Manchmal denk’ ich, ich bin verhext. So flatterhaft kann doch niemand sein, so verstreut, so erschrocken.

Mein Gehirn wie ein Schwarm Fruchtfliegen: beim geringsten Luftzug stiebt es auseinander. Minutenlang liegt die Frucht dann ohne da, bis der Schwarm wieder landet. Das Unglaubliche, kaum Erträgliche daran ist: Man kann auch im Unintelligenten prima leben. Wenn der Schwarm gerade fort ist, verteilt auf Hunderte Koordinaten, wenn er wieder landet, stibitzt, gewitzt, wenn das Denken zurückkehrt, als wär’ nie was gewesen bis zur nächsten Störung: in allen diesen Zuständen lässt es sich besser als gedacht überleben.

Doch lassen wir das. Ich hab’ eh immer ein schlechtes Gewissen, allein auf der Welt zu sein, ohne Auftrag. Von Instinkten lass’ ich mich nicht beauftragen, von Erwachsenen ebenfalls nicht, weder von Gott noch von der Evolution, was bleibt da noch?

Schönschreiben.

Das Gefühl, wenn sich 478 Fruchtfliegen von einem gemeinsamen Schreck erholen. Stellt euch vor, wie sie wieder landen, alle 487 Stück. Dabei war’s auch ohne Hirn schön, zumindest das Schreiben. Und so unpolitisch.
Angesichts der Weltlage. Sie verstehen.

Blue Twitter

Die Blaumeise (bluetit) landet auf dem Frühstückstisch. Wäre sie nicht gar so entzückend, man sähe ihr die Empörung an: Ihre Körner sind noch nicht ausgelegt, twittert sie. Wie stillos, sich niederzusetzen, bevor sie ihr Futter hat. Hopphopp, Madame TT, auch der Kleiber wartet schon! Fiepen und Filpen in dolby surround, hintergrunds Wasserplätschern am Teich, vorn die nun zufriedene Vogelschar; alle Tischlein gedecket. Die der Hummeln sowieso, die taumeln durch den Morgen, sacken ins Blütenmeer, heben schlingernd wieder ab. Nur ein Stoffel bezichtigte sie fehlender Eleganz, wir nicht, wir hummeln selbst. Eine Stunde dreiundvierzig, sagt airbook; das Ladegerät liegt in der Stadt.
(Schreiben Sie, Madame, bevor der Saft ausgeht!)
(D’accord.)
Wie sie hier entrinnt. Keiner Gefahr, doch aber den Tücken des alles selbst machen wollens, des Cockpits, des ewigen Routenplaners.
Herr Kleiber pickt auf seinen Kern, als gälte es, einen Kieselstein zu zertrümmern. Ein Hahn kräht; ein motorenbetriebenes Kleinflugzeug tuckert über den Himmel. Still, Banause!
(Nein, nicht der Hahn, der wohnt legitim ums Eck.)
Wieder Ruhe.
Gestern vor dem Einschlafen annähernd fünfhundert Stechmücken geflatscht, alle mit noch ungefülltem Bauch, kein Blut auf dem Putz. Wären die alle auf einen niedergegangen, man wäre komplett verhärmt erwacht.
Kohlmeise.
Ringeltaube.
Zitronenfalter, zweie. Lange nicht gesehen.
Das Eichhörnchen ist zu Tisch. Sitzt auf dem angestammten Ast, spuckt die abgeknabberten Kiefernkerne auf die Holzplanken. Ptsch, ptsch. (Wie schreibt man Geräusche?)
Ptsch.
Zok. Etwas Schmales mit noch Hörnchenspucke dran, wahrscheinlich. Ja, schauen Sie nur! Das Rückgrat des Zapfens, feinsäuberlich.
Ein Fink erscheint. Dumm nur, das die Körner auf den Palisaden bereits abgeräumt sind. Nochmal nachlegen? Ein Fink kommt selten allein.
Anfluggeräusche. Jeder Flügel klingt anders. Nachbarpony gut drauf, wiehert, vielleicht sehnsüchtig. Ah, jetzt hat es sich am Hafer verschluckt. Nicht ein einziges Motorengeräusch, nur, dass jemand grad’ den Stall ausspritzt.
Autotür. Ja, fahrt nur. TT bleibt noch ein Weilchen und wartet auf die Libelle: die große blaue mit den Cellophanflügeln, die immer erst kurz vor ihrem Gesicht stoppt.
Kommt näher, alle.

Dinh

Als ich durch das offen stehende Tor in den Jardin trete, ist er bereits da, hält sich ein paar Meter weiter an dem schmiedeeisernen Gitter fest, das den Rosengarten umschließt. Als er sich abstößt, schlägt die Tasche mit dem Instrument auf seinen rechten Oberschenkel. Er verzieht das Gesicht. Eine schlanke, nicht mehr ganz junge Frau ist ihm ein paar Schritte voraus; sie blickt sich kurz nach ihm um.
Die beiden setzen sich vor eines der alten Museumsgebäude auf die steinernen Stufen, die Frau klappt ein dickes Buch auf, er rückt die Beine zurecht, das Paar macht nicht den Eindruck, als wolle es schnell wieder aufbrechen.

Ich ziehe meine Runden.
Mir fällt viel ein, während ich laufe. Wenn mir etwas wichtig erscheint, nehme ich es mit der Diktierfunktion meines Handys auf, dann lasse ich es los. Mein Körper mag Augenblicklichkeit, hör’ auf zu zählen, hör zu

spät
er fallen mir Dinge ein, die vor zwanzig, dreißig Jahren passiert sind, klitzekleine Details, einzelne Sätze. Mein Gedächtnis archiviert nach Kriterien, von denen ich nicht viel verstehe.

Die beiden haben sich auf den Stufen eingerichtet, Handtuch, Wasserflasche, Taschen. Wenn ich vorbeitrabe, begrüßen mich die weichen Töne der Skydrum.
Ich habe mir angewöhnt, den Berg hinaufzurennen. Er ist klein, doch die kurze Sprintstrecke fühlt sich famos an. Seit der Sache mit meinem Rücken bin ich nicht mehr gerannt.
Die zwei Menschen, die mich, seitdem ich hier bin, wirklich neugierig machten, haben verdrehte Beine: Die Dame im Café und der Musiker. Beide fielen mir durch Intensität auf, bevor ich die Beeinträchtigung bemerkte.

Ich werde mir eine Schlange nähen, eine kleine. Nachts wird sie unter meinem Kopfkissen liegen, tagsüber binde ich sie um mein Handgelenk. Etwas hat sich verändert, ich

darf mehr

fahrlässig zeichnen.
Orte in Beschlag nehmen, mir ihre Struktur vergegenwärtigen und überschreiben, mir ihre Methodik zu eigen machen, einen imaginären Garten anlegen, mit einem Gerätehäuschen, mit Beschilderungen und Bienenstöcken, Statuen, Bewässerungsschläuchen, wilden und geordneten Stellen und dort Dinge machen, die ich ansonsten nicht tun würde. Ich werde weiterhin Erlaubnisse notieren.

Notiz nehmen

Nach der letzten Runde lasse ich mich auf dem Rasen am Fuß der Treppe nieder. Die Frau sieht kurz auf, als ich mich setze. Ich hab’ das Stück Wiese für mich, dies ist der offizielle Rosengarten, es gibt Wandelgänge und alle paar Meter ist ein Bogen über den Weg gespannt, an dem die Rosen hochranken. Das Betreten der Rasenflächen ist verboten, kleine, elegante Schilder weisen darauf hin. Auf dem Rasen wachsen unzählige Gänseblümchen, Bienen sind unterwegs, dem Rasen geht’s gut, das seh’ ich sofort, und auch, was anders wäre, wenn sich alle mit ihren Decken niederließen und ihre Zigaretten

Die Franzosen rauchen echt, was das Zeug hält

auf ihm ausdrückten.
Ich lasse mich rücklings neben ein Verbotsschild auf die Wiese fallen und lausche. Ab und an gehen Touristen vorbei, schnuppern an den Rosen; viele von ihnen haben etwas so Entschlossenes im Gesicht, dass ich schnell wieder wegsehe.
Dies hier ist einer der leichtesten Augenblicke, die mir das Jahr bisher geschenkt hat, ein Fläumchen, es hat damit zu tun, wie der Mann spielt, während die Mittagssonne knallt, es begann damit, dass ich Lust empfand, einem Fremden ein zweites Mal zu begegnen, was mir verdammt nicht oft passiert; ich spreize die Fühler, schnappe nach Luft,

hätten

Sie etwas dagegen, wenn ich ein Foto von Ihnen mache, während Sie spielen, stört es Sie.
Nein. Er lächelt.
Ich hab’ mein iphone zur Hand, gehe um ihn herum, ein kleiner Film, ein paar Fotos. Als ich mich zurück auf mein Stück Wiese lege, passe ich auf, dass ich nicht aus Versehen eine Biene zerdrücke.
Keine da.
Tick

Manchmal lässt der Mann die Hände sinken und bewegt die Beine, als suche er nach Positionen, um dem Schmerz eine Sekunde voraus zu bleiben. Dabei lässt er die Schlagstöcke sacht auf das Instrument fallen.
Als ich mich viel später verabschiede, wird er warten (die Frau ist bereits vor Stunden aufgebrochen), bis ich außer Sichtweite bin, bevor er aufsteht und seinen Weg ins Hotel nimmt. Wir haben festgestellt, dass wir Paris am gleichen Tag verlassen. Vietnam.
Doch das ist noch gar nicht passiert.
Ich

darf

jederzeit Dinge sagen, die ich nicht beweisen kann

Sie haben eine Website, sage ich. Ich hab’ Sie gefunden im Netz mit Ihrer Skydrum.
Wen haben Sie gefunden.
Einen Mann namens Jean-Francois, der Skydrum spielt. Sind sie das nicht?
Nein.
Ich fühle mich sehr unschlüssig, als

(warum kommen mir eigentlich immer Kinder ins Gehege)

eine Mutter mit einem Mädchen erscheint, vielleicht acht Jahre die Kleine, und sich zu uns setzt. Mit einer Geste bietet er ihr einen Schlagstock an. Das Kind, scheu, erzeugt ein paar samtene Töne. Lächelt. Ich hatte auch Zöpfe mit acht.
Seit Stunden habe ich schon nicht mehr darüber nachgedacht, wie ich wirke. Was die Menschen, die plaudernd an uns vorbei gehen, wohl sehen, wenn sie mich sehen.

Ich bin zufällig

Als Mutter und Kind aufbrechen, sieht er mich an. Ich schicke meinen Blick wie ein Lauffeuer durch sein Gesicht.

– Könnten Sie mir die Fotos -? Ich nehme mir immer vor, die Leute darum zu bitten, die welche von mir machen, vergesse es aber immer.
Klar, sage ich. Haben sie email.
Ja.
Schreiben Sie in mein Handy, ich hab’ kein Papier.
Ich setze mich so dicht neben ihn, dass mein Oberarm seinen berührt.
Die Frau nimmt den Kopf aus ihrem Buch.

– Dass ich schon über ihn geschrieben habe, nachdem ich ihn unter dem alten Baum sitzen sah.
– Ah, die Zeder!
– Die am Hang.
– Morgen werde ich wieder dort spielen, sagt er. Mittags.

Die Frau steht auf, faltet das Handtuch, nimmt ihre Tasche. Sie tauscht sich kurz in ihrer Sprache mit ihm aus, dann geht sie die Stufen hinunter, ohne mich anzusehen. Der Moment der Befangenheit sitzt auf meiner Nase wie ein Schmetterling, hebt ab

… – lebe in Vietnam. Ich war in Paris, um in ein Krankenhaus zu gehen.
– Hat die Operation etwas gebracht, hoffentlich?
– Es war nur eine Konsultation.

Ich habe gesehen, wie er den Park betrat, wie komprimiert sein Gesicht war, die schlenkernden Beine, das Ausbalancieren. Ich frage nicht weiter. Wie sie wohl auf ihn wirkt, die Fremde mit ihren geraden, starken Beinen, den breiten Schultern. Sieht aus, als könne sie Bäume ausreißen. Vielleicht. Was weiß ich.

Ich schreibe, sage ich.
Ich auch. Schauen Sie, ich habe eine Website, dort können sie finden, was ich mache. Ich baue Schachbretter und große Drachen. Und Musikinstrumente. Er tippt etwas in mein Handy.
Ich bin eine Frau des Wortes, sage ich, ich kann nichts bauen.
Wollen Sie? Er deutet auf sein Instrument. Ich muss mich mal ausruhen.
Ja.
Es gibt nur zwei Regeln für die Skydrum, sagt er, in den Schoss legen und träumen.
Meine erste Sekunde beginnt gerade.
Ich bin so

Sie machen das gut, sagt er. Scheuen Sie sich nicht, den ganzen Oberkörper mitzunehmen beim Spielen, machen Sie weite Bewegungen mit den Armen.

Später

lege ich die Stöcke beiseite, sehe mir die Skydrum genauer an. In der Mitte ist sie horizontal verschweißt, oben diagonale Schlitze, auf dem Bauch eine Öffnung, rund, handgroß. Das handlichste, robusteste Instrument, das ich je gesehen habe, ein Zaubertopf. Jedes Kind kann sie spielen. Sie hat acht Noten.

Ich habe auch eine mit zehn, sagt Dinh, die bringe ich morgen mit.
Ich werde da sein.
Mittags an der großen Zeder.
Ja, sage ich.
Er rückt wieder die Beine. Zeit, zu gehen. Ich hebe die Drum von meinem Schoß, haue ihr mit der flachen Hand kräftig eins über.
Er verzieht den Mund zu einem Grinsen. Die hat Sie wirklich bezaubert, sagt er.
Oui.
Ich möchte auf der Treppe bleiben.
Auf Wiedersehen.
Ich schicke Ihnen die Bilder nachher per Email. Bis morgen.

(“Machst Du wieder Mätzchen?” Plötzlich, beim Gehen, die Stimme meiner Großmutter. Alles ist immer gleichzeitig.)

Gestern, als ich zufällig einen von außen unansehnlichen Laden durchstöberte, an dem ich seit Jahren vorbei gehe, fand ich eine handgearbeitete vietnamesische Jacke aus weichem, stumpfem Baumwollgewebe. Schon, als ich den ersten Blick auf sie warf, wusste ich, das ist eines dieser Kleidungsstücke, die man kennt, bevor man sie kauft. Eine gute Jacke, um darin zu schweigen.
Die Eigentümerin der Boutique erklärte mir fast jeden Stich. Lila und Indigo, etwas Ocker, ein winziges Bisschen Rosa. Ich zog sie über und spürte, dass in ihr die gleiche Stille ist, die sich in mir ausbreitet. Vielleicht von der langen Reise.

Wie ich es genießen würde, ein Haus zu haben mit Stufen davor, auf denen ich im Sommer morgens mit meinem Kaffee säße, neben mir eine kleine Schlange, die sich sonnte.

Himmeltrommel

Als ich gestern meine Runden zog, hörte ich etwas klingen, so weich, so rettungslos lieblich, als machte jemand mit Bommeln aus Angorawolle Musik. Ich war in der dritten Runde, stieg eben mit heißer Haut den Hügel hoch, ich war mir eines jeden meiner Schritte gewahr, wie die Zehen in den geräumigen Schuhen sich spreizten, hephep riefen, ihrer Wuseligkeit im Schuh, rechter Fußballen, linker, schön abrollen dann, den Zug spüren vom Miteinander der Muskeln, die den Fuß tragen, hinauf, über die Wade, nach vorne kippen ein wenig jetzt,
komm’ schon,
in den Berg neigen, die Kraft spüren bis hoch in den Glutaeus Maximus, diesen mächtigen Muskel, der die Arschbacken formt, rechts, links, Rücken (Atmen nicht vergessen), das Päckchen der Bauchmuskeln nach innenchchchch ziehen, der Wirbelsäule entgegen, ich war auf dem Weg zum

Turbulenzen
zulassen

Gipfel,
als da die Bommeln in der Luft hingen auf halber Höhe, und da saß einer.

Von so etwas nehme ich Notiz.
Wenn etwas anders ist.

Ein Instrument wie seines hatte ich nie gesehen, sah aus wie ein umgekehrter Topf, wie der Bräter, nur in rund, in dem bei mir zuhaus’ immer die Gans gebacken wird, zu Weihnachten; ich warf einen kurzen Blick darauf, einen zweiten auf des Mannes leises, konzentriertes Gesicht, seine Gestalt, wie er dort unter dem Baum saß, seine Hände, seinen Rhythmus und

rannte weiter

hoch zum Pavillon, denn es war etwas in der Art, wie er die Bommeln auf dem Bräter tanzen ließ, das ich nicht unterbrechen wollte mit unangemessener Neugier, nicht, wenn eine achtsam wäre, nicht, wenn

da ein Kind kommt an der Hand seiner Mutter. Die haben nicht

Schnitt.

Ich mache kehrt, nun, da der Zauber ohne mein Zutun gebrochen ist, der Fremde dem Kind bereits die Bommeln in die Finger gelegt hat, auf dass es seine Kunststückchen mache, die Mutter, lächelnd, nahbei, ich seh’ das alles von oben, springe in siebenundfünfzig Schritten nach unten, stell’ mich dazu, betrachte den Mann, mache mich schmal, warte, bis der Junge endlich die Patschehändchen hochnimmt.
Verzeihung, aber, hat Ihr Instrument einen Namen, frage ich.

Diese hier, sagt der Mann, heißt Skydrum. Ich habe sie erfunden. Er hebt sie hoch, damit ich ihren Bauch sehen kann.
Erkennen Sie es?
Ich nicke. Ich weiß nicht, warum ich nicke.
Das Kind hebt wieder an.
Ich sehe, dass ungefähr neun Schlitze oben in der Skydrum sind, diagonal, manche nur ein paar Zentimeter lang, andere

Jetzt bin ich mir bewusst, dass …
Vielleicht irritieren mich Kinder deswegen so oft. Weil sie sich nicht vornehmen müssen, im Moment zu sein.

(Was „muss“ ich tun? Was „muss ich tun“?
Nichts.
Nur gewahr sein.)

Es gibt nichts, das ich tun könnte außer Laufen, alles andere ist verbaut, ich hab’ keinen Fuß im Jetzt, ich bin verlegen. Ich laufe.

Heute morgen, gleiche Stelle, der Mann war nicht da. Er hat eine Website, ich hab’ sie ganz einfach gefunden, er heißt Jean-Francois und baut Instrumente, auf denen er mit Lichtstrahlen spielt. Im Ernst.
Ich wollte zurückgehen und sagen: Das erste, was ich dachte, war, dass
(Vorhang)
Er hätte genickt. Und mir, vielleicht, noch einmal den Bauch der Skydrum gezeigt.

(Du schälst einen Apfel. Jetzt stell’ Dir vor, der Apfel schält Dich.
Lass das Bild wieder los.
Nimm wahr, was anders ist.)

Draußen geht die Post ab. Übermorgen ist der 14. Juli, die feiern sich schon mal ein.

Zuckerzeit

Bonjour.

(Was hat TT doch für kluge Leser:innen! Gestern, an meinem ersten Tag im französischen Domizil, wähnten Sie mich unterwegs, niemand rechnete mit geistreichen Einträgen meinerseits, deswegen tauchten Sie, bis auf einige wenige, gar nicht erst hier auf…)

Vor einigen Tagen, noch in Frankfurt, führte ich ein Telefon-Interview mit einer afghanischen Stipendiatin. (Wie viele von Ihnen inzwischen wissen, betreue ich die Website einer Frankfurter Stiftung, sehr eigenverantwortlich auch, sodass ich meistens selbst die Themen für die Texte zusammenstelle, die ich wöchentlich für unsere Fokusseite schreibe)
Die junge Frau jedenfalls lebt, wie ich, in Frankfurt und macht im Rahmen ihres Stipendiums eine Ausbildung, um später den Beruf ihrer Wahl ausüben zu können – ihren, offenbar, Traumberuf. Um dort auch jeweils einigermaßen sicher zu landen, ist an das Stipendium ein Mentoring-Programm geknüpft; ich hatte ein paar Fragen vorbereitet, die ich ihr dazu stellen wollte. Wie oft bei den Teilnehmerinnen dieses Programms wandte sich das Gespräch bald harten Zeiten und folgenschweren Entschlüssen zu.
„Ich habe meiner Mentorin auch meine privaten Sachen anvertraut – es war nicht immer Zuckerzeit in meinem Leben…“ sagte die junge Frau.
Ich blieb, obwohl mein Temperament und auch ihres anderes wollte, bei meinem Themenkomplex: Allzu Privates gehört nicht auf eine Stiftungs-Website. Als wir mit meinen Fragen durch waren, kam sie zu ihrem dringendsten Anliegen: … Ob ich ihr einen Tipp geben könne?
Gerne, sagte ich.
„Wie kann ich meiner Mentorin danken?“ fragte sie. „Ich habe schon überall nachgefragt, wie ich ihr meine Dankbarkeit zeigen könnte, weiß es aber immer noch nicht.“
„So, wie ich Ihr Temperament jetzt am Telefon kennen gelernt habe, bin ich sicher, dass Sie ihr schon ganz oft gezeigt haben, wie wichtig sie Ihnen ist…“ bemerkte ich.
„Oh ja, sie sagt mir auch immer, einmal Dankesagen reicht, und einmal Entschuldigen auch… doch das ist in unserer Kultur so anders…“
Wir sprachen eine ganze Weile über die Sache, kamen aber nicht wirklich weiter; die junge Frau konnte meinen Einschätzungen nichts abgewinnen, spürte ich – sie wogen einfach nicht schwer genug, um das starke Gefühl, das sie umtrieb, ausbalancieren zu können. Wie lethargisch ich mir manchmal vorkomme im Gespräch mit Orientalinnen, wie ökonomisch mein Umgang mit Emotionen!
Ts.

(Moment, muss eben den Camembert aus der Sonne stellen)

Ich kam dann doch noch auf einen Gedanken.
„Hören Sie“, sagte ich. „Ich weiß nur wenig über Sie und über den Charakter Ihrer Mentorin, deswegen erzähle ich Ihnen jetzt, wie es mit der Dankbarkeit in meinem eigenen Leben ist. Es ist nämlich so, dass ich mit der Zeit auf etwas gekommen bin…“
„Ja?“
„Ja. Ich hab’ viel Unterstützung und Aufmerksamkeit bekommen, von Anfang an. Dass auch bei mir nicht immer Zuckerzeit war, lag nicht daran, dass mich meine Familie, meine Freunde und Lehrer nicht unterstützt hätten – ich hab’ mich immer geliebt gefühlt von denen, die mir wichtig waren.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich ahne, dass es bei ihr nicht so war.
„… und auch ich hab’ lange gedacht, dass sich Gefühle zwischen zwei Menschen abspielen. Dass ich dem Menschen, der mir gute Gefühle schenkt, aus Dankbarkeit ein ebenso großes Geschenk machen möchte. Weil das natürlich wäre, und fair. Aber dann, als ich älter wurde und mehr erlebt und beobachtet hatte…“
Immer noch Schweigen.
„… kam ich irgendwann darauf, dass es nicht so läuft. Gefühle sind Energie, keine Zahlen. Und es ist eben nicht natürlich, dass sich alles ausgleicht, oder ausgeglichen werden muss.“
„Sondern?…“
„Die gute Energie, die man von einem bestimmten Menschen bekommt, muss man nicht immer genauso, oder sogar stärker, an den gleichen Menschen zurückspiegeln. Diese Frau zum Beispiel, Ihre Mentorin: die kann mit so viel Dankbarkeit vielleicht gar nicht umgehen – vielleicht reicht es ihr sogar, wie gut Sie sich entwickeln, wie motiviert Sie sind. Und wenn das gute Gefühl und die Dankbarkeit mit Ihnen durchgeht, schenken Sie es einfach jemand anderem: Geben Sie Ihrerseits weiter, was Sie an Überfluss haben.“
Wieder Schweigen. Ich denke ein bisschen nach.
„Mir kommt es so vor, als wäre es in der Liebe nicht anders: Manchmal wird man geliebt und kann’s nicht erwidern, manchmal liebt man jemanden und der kann’s nicht ebenso fühlen“ sage ich dann. „Es hat mir immer geholfen, mir vorzustellen, dass die Gefühle zwischen zwei Menschen keine eingezäunte Koppel sind: Manchmal liebt man einen Menschen vergeblich, obwohl man es eigentlich ‚verdient’ hätte, bekommt aber von einem anderen Menschen Liebe, für die man gar nichts Besonderes getan hat…“
„Das ist nicht fair…“
„Nein, ist es nicht. Ich will einfach nur sagen, dass es das Geben ist, worauf es ankommt. Was glücklich macht. Und dass man Gefühle nicht immer von der gleichen Person zurückbekommt, auf die man sie gerichtet hat, und dass das zwar vielleicht ‚unfair’, aber natürlich ist. Gefühle sind keine Handlungsanweisung für den Menschen, der sie empfängt.“
„Das stimmt.“
„Und in Ihrem Fall, mit Ihrer Mentorin, könnten Sie sich ein bisschen befreien. Sie sollten sehen, dass diese Dame genau das macht, was sie will, freiwillig, und dass allein, dass Sie ihre Unterstützung annehmen und umsetzen können, schon Belohnung genug für sie ist. Besser als jede Beteuerung.“
„Okay…“
„Und wenn Sie diesem Gefühl Ausdruck verleihen wollen, das Sie haben, wenn diese Stimme in Ihrer Brust sagt, Sie sollten unbedingt noch mehr beweisen, wie dankbar Sie sind, dann tun Sie einem anderen Menschen etwas Gutes und erzählen Sie ihr meinetwegen davon. Das wird sie freuen.“
„Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen“ sagte die junge Frau.

Jedenfalls ging mir dieses Gespräch seitdem nicht aus dem Kopf.

Don’t push the river

Ich war früher als erwartet mit dem, was der Tag an Aufgaben hatte, fertig geworden. Die Wolkendecke war gerissen, hatte Licht durchgelassen: mild wie ein Streicheln, das mich vergessen ließ, wie andernorts Tausende gerade unterm Wasser stöhnen und wieder anderswo Abertausende unter seinem Fehlen.
Es war später Nachmittag. Ich hatte keine Erledigungen mehr, mir tat nichts weh. Morgens war ich wie immer durch den Park getrabt, hatte anschließend auf der verwitterten Bank einige Sit-ups gemacht, einen Satz Dips für den Trizeps, zwei Runden Liegestütz, die Schultergelenke mobilisiert und meinem Nacken, den meine Trainerin immer den „Schinken“ nennt, weil er sich von der Last der frommen Denkungsart so herauswölbt, als müsse man bald Scheiben von ihm abschneiden, hatte also den Schinken ein wenig gestreckt und ihm gut zugesprochen.
Auf dem Nachhauseweg hob ich eine Samenschote meines Lieblingsbaums auf, dunkelbraun, lang wie eine Stangenbohne; die rascheln den ganzen Winter über, weil der Baum sie erst im Frühjahr abwirft. Es gibt nur den einen im Park, er hat es nicht eilig, er hat keine Konkurrenz. Vier Kapseln pulte ich heraus und pflanzte sie in einen großen Topf.
Der regnerische Tag, anschließend, war mit Auftragsschreiben hingegangen.
Ich stand auf und reckte mich. Unsicher, ob dem Frieden zu trauen sei, nach einigen Runden durch die Wohnung, weg vom Computer, zurück, Emails gecheckt, Listen studiert, ist denn wirklich nicht etwas zu tun, das ich übersehen haben könnte? Es war doch erst vier, da wird noch gearbeitet. Wer nichts Zielführendes tut um vier, führt ein Lotterleben. Ah, Kindheitswort.
Ich ging auf den Balkon. Auf dem kleinen Tisch neben der Liege lag ein Buch und nickte mir zu. >>> Der innere Kompass, Wege der Spiritualität, ein saftiges Stück Text. Jorge Bucay.
Hm.
Dessen Lesung ich verpasst hatte, tags zuvor, obwohl ich gebeten worden war, über sie zu schreiben, sogar eine Pressekarte war hinterlegt gewesen. Hmgrrr. Ich war auch erschienen, selbstverständlich, nur am falschen Ort. Einfach falsch abgespeichert.
Das Lesezeichen steckte in der Mitte des Buches. Ich rollte mich im Sessel zusammen und schlug auf.
Nach einiger Zeit spürte ich, wie sich eine Hand auf meinen Nacken legte.
Sorry wegen gestern, sagte ich.
Ach, das, sagte Bucay. Du hast nichts verpasst. Du hast noch nie etwas verpasst.
Ein guter Satz, sagte ich.
Den hab’ ich von Dir, erwiderte er. Ich schreib’ ihn in mein nächstes Buch.

Schaumschläger

Ich steh’ früh auf, als gälte es, der Gegenläufigkeit auf den Fersen zu bleiben, die morgens schon nicht mehr da ist, dem nicht ermessen können, dem Drachenschwanz, den Träume hinter sich herziehen und abwerfen, wenn sie morgens fliehen wie die
Eidechsen
(Kann man am Tag jemals heilen?)
Ich
nicht,
ich
setze auf null Rückhalt, obwohl das noch nie eingetreten ist, und darauf, dass es immer irgendwo Schwalben für mich geben wird, und Geier: Grimme Mentoren, die wissen, wohin sie müssen. Wo ich gedeckt bin. Mit Denken kann man nicht aufdecken, schon gar nicht sich selbst; es ist das Unmittelbare, Unglasierte, die rohe Gegenwart, in der hochschäumt, Bläschen für Bläschen, was die Bedürftigkeit überlisten kann. Die uns zu Buchhaltern macht, uns Gaben ermessen lässt. Wer ermisst, hat schon bereut. Verpulvert, was sich nicht wiegen lassen will.
Sprechen hilft nicht. Mit meinem Wesen kann ich nicht reden, es versteht meine Tricks nie, lässt keine Zwischenräume gelten.
Hallo?
Was machen wir jetzt? Zeig’ mir Eidechsen im Regen. Zeig’ mir, wie ich das Hintereinander in seine Schranken weise, die Abfolgen, den Maßstab, die Effekte, zeig mir Gegenwart. Ich such’ Dich ewig und drei Tage, verprochen

Schaumschläger, sagst Du. Schlag’ Deinen Schaum nicht; er ist das Beste, was Du hast

Readymade

Gedichtersatz Gedichtersatz
GedichtersatzGedichter
satz Gedichtersatz
Gedichtersatz Ge
dichtersatz

dichtersatz
Gedichtersatz Ge
satz Gedichtersatz
GedichtersatzGedichter
Gedichtersatz Gedichtersatz

Gedichtersatz Gedichtersatz
GedichtersatzGedichter
satz Gedichtersatz
Gedichtersatz Ge
dichtersatz

Out of silence

Breathe.
Strip, don’t tease. Wenn die Kühle morgens durchs Fenster kommt, knackt es im Gehäuse.
Ausdehnen,
zusammenziehen.
An den Flanken ganz dünn, fast flüssig. Trinken.
Du bist der Ort, mein Mädchen, mein schieres. Nimm mich in Gewahrsein.

»Wir sind Junkies auf dem Botenstoff-Trip«, sagt der Mann.
[Nein, wir haben keine Kinder. So aufgeregt, immer so aufgeregt gewesen.]
»Dir passiert schon nichts. Streck die Zunge heraus, mach es dir bequem.«
Er legt sein Gebiss an deinen Hals, sacht. »Ich probe nicht«, flüstert er. »Bei mir ist alles sofort richtig.«
»Bist du safe«, fragst du.
»Ich bin gesund«, sagt er. »Erinnere dich, Atmen ist wie Trinken, nur schwerer. Du musst wieder lernen, dich aufzusperren. Du bist der safe place.«

»Ich würde aber gern«, sagte der andere, die Hände im Käfig.
Du schüttelst nur den Kopf. Du siehst eurer beider Geschichte im Zeitraffer, innerhalb von Sekunden sein Gesicht, die Strahleaugen brechen, den Leib zerfallen.
»Du bist kein Joker«, sagst du. »Du bist zu schön.«
»Aber du doch auch«, verwundert er sich, »deswegen doch!“
Geh wen anders jagen. Ich bin keine Beute, ich bin ein Ort.
Safe.
Der Wagen fährt davon.
Du zahlst den Schmuck.

Du stellst dir vor, im Kloster auf die Matte gepinkelt zu haben beim Sitzen in der Stille.
Deine Muskeln wären ganz weich gewesen. Strip, don’t tease. Bleib so dicht auf dem Kissen, dass die Nässe nicht auskühlt.
Bleib so lange sitzen, bis es keine Rolle mehr spielt, ob da ein Fleck ist, wenn du aufstehst.

Die Luft ist immer noch kalt morgens; der Schrank knackt.