Der Filibuster

geht auf die römische Tradition der Ermüdungsrede zurück, las ich gerade nach. Bezeichnend für den Filibuster, mit dem eine texanische Demokratin gestern ein neues restriktives Abtreibungsgesetz verhinderte, ist neben seiner beeindruckenden Dauer von 12 (!) Stunden die Tatsache, dass sich die rosafarbenen Sneaker, welche die Lady währenddessen trug, bereits in den folgenden vierundzwanzig Stunden als neues Symbol für weibliche Selbstbestimmung etabliert haben. Berichtet Spiegel online. Die rosa Revolution per Kaufklick auf ein Paar japanische Turnschuhe, sozusagen.

Bei diesem eigenartigen Informationsschnipsel, geschätzte Leser:innen, muss ich’s leider belassen – ich fand gestern keine Konzentration, um den längst fälligen Stiftungstext zu schreiben, da muss ich jetzt erst einmal ran.

Bleiben Sie stark! Morgen gibt’s Sonne, versprochen! Wenn nicht, dürfen Sie mich mit rosa Turnschuhen bewerfen!

Unverdrossen auf High Heels,
Ihre
Madame TT

Heute mit Diderot

… der das Geheimnis der Frau seinerzeit offenbar auch nicht in Gänze enträtselt hat.
Aber halb so wild – wir haben ja (wahrscheinlich) noch ein paar Jahrtausende Zeit ; )

Schönen Tag, Ihnen! Es regnet in Paris. Sitze am Zeichentisch.

Good hates Best

…las ich gestern auf der Brust eines jungen, na, jüngeren Mannes, der mir in der Stadt entgegenkam. Gutes hasst Bestes. (Mein Gehirn hatte ja zuerst “God hates best” gelesen, doch ein Shirt mit diesem Aufdruck hätte der junge Mann sicher nicht gekauft. Gott hasst am besten?! No way! Obwohl’s der bessere Satz wäre)
Warum mir diese Aussage noch im Kopf herumspukt seitdem? Weil sie das Wettbewerbsdenken so auf den Punkt bringt. Das Beweisenmüssendenken. Die Missgunst jener, an denen die vermeintlich Besten vorbeigezogen sind. Ich würde ja gerne behaupten, die so genannten Besten noch nie gehasst zu haben, doch das stimmt nicht: Überfliegerdenken macht mich oft genug aggressiv. Von Männern noch mehr als von Frauen: Auch ich hab’ den Kleingeist abonniert, manchmal. (Wär kein schlechter Name für eine Zeitschrift: KLEINGEIST. Oder?)
Tatsache ist, Profilneurosen kommen bei mir für gewöhnlich nicht gut an. Es gibt natürlich Ausnahmen, wie immer. Es gibt auch Leute, die ihre Profilneurose so geschickt dekorieren, dass Grössenwahn daraus wird. Den finde ich interessanter. Sogar Hochstapelie (ich lass das mal so stehen, klingt besser als das Original) finde ich interessanter. Was ich nicht goutiere, sind konservativ verpackte Minderwertigkeitskomplexe. Wahrscheinlich schlicht deshalb, weil mir die Methoden oft sehr augenfällig erscheinen. (So wie meine eigenen, ächz)
Hm.
Worauf will ich hinaus? Das Übertrumpfenwollen ist mir fremd. Nicht jedoch der Impulsschmerz, der einen manchmal überkommt, wenn einem anderen etwas leichter zu gelingen scheint. Organischer. Oder einfach, weil sie alles geben, und man selbst nur neunzig Prozent. Stellen Sie sich einfach vor, ein Arbeitskollege in Ihrem Büro liefe jeden Tag mit einem T-Shirt herum, auf dem “Ich gebe alles!!!” steht. Dem will man doch in die Fresse hauen, selbst wenn man selbst heimlich auch alles gibt.
Ah, ich krieg’s noch nicht richtig in Worte gefasst, was ich sagen will. Erstma’ laufen gehen, die Synapsen schütteln.

Heute Mittag steige ich in den Zug. Bis dahin können Sie mir alle noch auf’s Auge drücken, dass Sie die Besten sind! ; )

Vorabreisetag

Miss TT bangt um ihre Privatvegetation – der Eingeschworene hat viele hervorragende Eigenschaften, ein grüner Daumen jedoch gehört nicht dazu. Sie erwägt, beim Nachbarn anzuklopfen, der praktisch nichts hat außer Pflichtgefühl, entscheidet sich aber dagegen. Trauen und vertrauen, schrieb Iris kürzlich hier in einem Kommentar – nun soll das, bitteschön, in den nächsten Wochen auch für die liebstens gehegten Balkonpflanzen gelten.
Des weiteren: Koffer sind gepackt, einer für Sportliches, einer für La Parisienne en tour.
Geschenk für die Concierge? Verpackt.
Mitbringsel für Madame Drey an der Cité Internationale des Arts? Verpackt.
Miss TT: Bestens verpackt, morgen, in Sneakers, ollen Jeans und T-Shirt. Darüber allerdings die glamouröse cremefarbene Bikerjacke, deren Leder so weich ist, dass es, lange ab vom Tier, immer noch zu leben scheint. Superschick laufen nur die Reichen durch Paris, alle anderen bevorzugen einen Mix aus Hippie/Folklore/Grunge – Style mit passenden Insider-Accessoires. (Von den Tourist:innen wollen wir mal lieber nicht reden)
Jaja, Mode ist sehr profan. Aber Miss TT tritt morgen das Einzige an, was in ihrem Leben so halbwegs mit dem vergleichbar ist, was andere Urlaub nennen. “So halbwegs”, weil sie in diesen vier Wochen meistens konzentrierter arbeitet, künstlerisch, als in den übrigen elf Monaten des Jahres, und wenn sie das in ihren schönsten Klamotten tut, geht das niemanden etwas an.
Hehe.

(Vielleicht das Basilikum doch noch schnell in einen der Balkonkästen auspflanzen…? Im Topf auf der Küchenfensterbank hat es keine Chance -)

Eh bien. Jetzt muss sie nur noch eine externe Festplatte mit allem vollstopfen, was in nächster Zeit an Lohnarbeit zu verrichten oder vorzubereiten ist – Ende Juli geht die Seminarsaison wieder los. Und die Stiftungs Denk- und Textarbeit, sowieso, wird auch von Paris aus erledigt, sonst ist kein Geld da, wenn sie an den heimischen Schreibtisch zurückkehrt. Und Musik! Und die ganzen angefangenen Texte!

Sie wird auch von Frankreich aus täglich von sich hören lassen, geschätzte Leser:innen! Wenn sie nicht kann, wird die Concierge stellvertretend hier einspringen; das hat sie letztes Jahr um diese Zeit auch einige Male getan. Mit so großer Verve übrigens, dass eine Weile lang nicht klar war, ob sie überhaupt das Heft wieder aus der Hand geben würde…

Mit einem Lächeln.
TT

Trübes Wasser

(Ups, der Titel war vorschnell … muss erst einmal einen Text für meine Stiftung schreiben ; )

19:39
Tut mir leid, ich bring heute kein Wort mehr heraus. Stattdessen aber, falls Sie es schon immer mal wissen wollten: wie man einen Klumpen zeichnet.