Lost in transition

Der Beitrag, an dem ich seit einer Stunde geschrieben hatte, ist eben ins Nirvana gerutscht – weiß der Henker, wie das passieren konnte, aber nu’ isser weg. Grober Fehler, hier immer direkt ins Fenster zu tippen, hundertmal haben mir Freunde schon gesagt, ich solle meine Texte im Word anlegen und dann hier hinein kopieren, hundertmal hab’ ich’s ignoriert. Ich sichere auch nichts. Wenn twoday irgendwann die Grätsche machen sollte, ist alles weg. Aber ich bin ja von der Idee des Verschwindens ebenso fasziniert wie andere von der Vorstellung, ihre Spuren in der Menschheitsgeschichte zu hinterlassen. Wahrscheinlich ‘ne Egoschwäche, suchen Sie sich einfach aus, wessen.
Anyway. Sitze ab nachmittags wieder hier am Schreibtisch – schauen Sie doch einfach später noch mal vorbei zum gemeinsamen Nichtverschwinden ; )

Herzlich,

Laß es so

Zurück am Schreibtisch. Und fand, neben Rechnungen und Katalogen, zu meinem großen Entzücken einen weiteren Emaillebegleiter aus der >>> Schilder-Edition des >>> Kollegen Schneck in der Post.
Ich besitze bereits die Nummero 2 aus dieser Reihe, gleiche Machart, gleiche Größe, auf dem Schild steht einfach nur: “fresse”. Wir scheinen irgendwie den gleichen Humor zu haben.
Auch äußerst cooles Päckchen.

So. Muss erst einmal ankommen : )

17:05
(Schau’n Sie mal, meine >>> Kieler Truppe!)

Moin moin

Madame TT begibt sich gleich nach Kiel, um eine Schar Heranwachsender mit “Schreiben als kreativer Prozess” zu beglücken.
Mien Jung.
Mien Deern.
Außerdem gibt es Seehunde. An der Förde. Dort werde ich auch >>> Ögyr treffen, zusammen mit ANH, der ebenfalls anreist, um die zweite Schreibgruppe zu leiten.
So weit, so erfreulich.
Stimmung dennoch etwas gedämpft, weiß nicht so recht, warum; leise geht mir auch der Freitod von Wolfgang Herrndorf nach. Wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt für das Seminar – raus auf die Bühne und flirren. Müsste ich dieses Wochenende nicht arbeiten, hinge ich wahrscheinlich noch die nächsten Tage in dieser vorherbstlichen Stimmung, doch die Schüler:innen und Seehunde werden mir die Anämie schon austreiben – ganz abgesehen vom Kollegen ANH, der bei Seminaren erfahrungsgemäß immer britzelt vor Tatendrang ; )
Also, Leinen los, Kiehl kommt nach Kiel!

La petite langue automatique

Sabbaticals seien dieser Tage schwer angesagt. Ich würd’ ja soweit gehen und sie vorschreiben, zumindest jenen Individuen, von denen man in Zukunft noch Großes erwartet.
(Also allen. Bin heimliche Idealistin)
Heimlich unbeholfen, heimlich geflissentlich, heimlich barock. Hm, was noch.

Bekennerschreiben Number one, erster Absatz:
Heimlich ist nicht geheim, doch das wisst ihr längst, ihr Blasebacken und Zurechtkalibrierer. Heimlichkeit, das ist die große Schwester der Unschlüssigkeit. She’s a bully, she’ll never let you be the star.

Manches von dem, was ich definitiv weiß, ist so heimlich, dass selbst mir der Zugriff darauf verwehrt bleibt, abgesehen von den paar Sternstunden pro Jahr.

Gerne offenbarte ich mehr, wär’ Öl auf den Maschinen, Wasser auf euren Mühlen, wär’ der Psalm und das Zünglein an der Waage. Grundsätzlich nicht diejenige (zu sein), die aufstemmt, sondern jene, die schon immer drin war.

Harhar. Ich hätt’ gern leichtes Spiel. Gerne auch zu zweit. Donnergrollen auf die, die stets von ihrem Hosenboden aus verkünden, dass nichts Gewicht haben könne, von dem man keine Hämorrhoiden kriegt.
Hey, bleeding guys!
Ich will nicht bluten, jetzt nicht, und später nicht!
Der Hosenboden der Tatsachen ist zerschlissen!
Niemand kann mir noch etwas beibringen, heutzutage. Wir sind alle gleichzeitig, alle Kanäle ausspioniert, alle Geheimnisse entheimlicht.

Ich wünschte nur, jemand würde bieten.
Kontinuität, zum Beispiel: So ziemlich das Einzige, was mir misslingt. An einer Sache dranbleiben. Manchmal denk’ ich, ich bin verhext. So flatterhaft kann doch niemand sein, so verstreut, so erschrocken.

Mein Gehirn wie ein Schwarm Fruchtfliegen: beim geringsten Luftzug stiebt es auseinander. Minutenlang liegt die Frucht dann ohne da, bis der Schwarm wieder landet. Das Unglaubliche, kaum Erträgliche daran ist: Man kann auch im Unintelligenten prima leben. Wenn der Schwarm gerade fort ist, verteilt auf Hunderte Koordinaten, wenn er wieder landet, stibitzt, gewitzt, wenn das Denken zurückkehrt, als wär’ nie was gewesen bis zur nächsten Störung: in allen diesen Zuständen lässt es sich besser als gedacht überleben.

Doch lassen wir das. Ich hab’ eh immer ein schlechtes Gewissen, allein auf der Welt zu sein, ohne Auftrag. Von Instinkten lass’ ich mich nicht beauftragen, von Erwachsenen ebenfalls nicht, weder von Gott noch von der Evolution, was bleibt da noch?

Schönschreiben.

Das Gefühl, wenn sich 478 Fruchtfliegen von einem gemeinsamen Schreck erholen. Stellt euch vor, wie sie wieder landen, alle 487 Stück. Dabei war’s auch ohne Hirn schön, zumindest das Schreiben. Und so unpolitisch.
Angesichts der Weltlage. Sie verstehen.