Gerade

aus London zurück. Aufregend. Ich kann mich gut ausdrücken im Englischen und genieße doch die Vereinfachung, die das fremde-Sprache-sprechen mit sich bringt – komme im Wortschatz langsamer voran als in der Muttersprache, dafür mehr unausgesprochene Schwingungen.
Den englischen Humor schnalle ich immer noch nicht – mein Freund N.. lacht sich schepp, wenn ich mal wieder Dinge ernst nehme, die jeder Engländer im kleinen Zeh als Joke erkennt. Tja. Dafür spricht er kein einziges Wort Deutsch.
Ach, nee: Eines hab’ ich ihm beigebracht. Das Wort “UNBEDINGT”!
Das lässt er jetzt die ganze Zeit fallen. Passt als Antwort erstaunlich oft.

Und bringe es nicht hin, mal wieder, das direkte und das vermittelte Leben schreibend in Balance zu bringen – im Moment passiert einfach viel – die nächsten beiden Wochen gilt es, noch Dinge abzuarbeiten, weil ich mir den Juli ganz zum Schreiben frei nehmen will. Ob’s klappt?

P.S. Hab’ euch vermisst, ihr unsichtbaren Leser. Sehe ich euch dort winken, mit durchscheinender Hand?

Herr Schonung und Frau Vermeidung

sind meine Anwälte. Meine Anforderungen sind komplex. Ich bin ihre einzige Klientin.
Mit den überdurchschnittlichen Honoraren, die ich ihnen zahle, haben sie sich Schmuck und Häuser gekauft. Pferde. Flugzeuge. Was man so braucht. Seit neuestem sammeln sie sogar moderne Kunst! Frau Vermeidung hat kürzlich ein paar Aquarellchen gepinselt: Der Umgang mit den Künstlern inspiriere sie, sagt sie.
Ich nehme das alles zu Kenntnis, sage nichts. Was geht’s mich auch an? Die beiden tun, was ich von ihnen erwarte; sie haben eine Berufung. Also halte ich meine verzärtelte Schnauze und lasse sie ihr schwer verdientes Geld verpulvern. Immerhin haben sie ihre Seite des Vertrags bislang immer eingehalten.
Ich hingegen
Was genau war noch meine Seite des Vertrags?
Manchmal erinnere ich mich nicht. Heute erinnere ich mich nicht.

Kann gut sein, dass sie mir bald verkünden, ins All fliegen zu wollen, um auch dort Absperrungen zu installieren. „No trespassing! This is private territory!“ Natürlich nur in meinem Auftrag. Wer würde sonst die Rechnungen übernehmen? Doch da müssen sie sich nicht sorgen. Inzwischen bin ich so abhängig von ihren Diensten, dass ich meist schon im voraus bezahle.

Einmal im Jahr checken die beiden diskret in die Klinik eines bekannten Schönheitschirurgen ein und lassen sich straffen. Alles für mich.
Sie sehen dann aus wie neu. Sie sehen weit besser aus als ich. Doch das ist mir egal. Hauptsache, sie tun ihren Job; Hauptsache, sie schirmen mich vor den Erwartungen der ANDEREN ab.

Herr Schonung und Frau Vermeidung lassen mich nicht aus den Augen. Wer mir zu nahe kommt, wird gewarnt. Eine zweite Warnung erfolgt nicht – wer sich nicht abschrecken lässt, wird verklagt. Das ist ihr Jobprofil, das erfüllen sie mit Elan. Rund um die Uhr.
Ah! Es geht ihnen gut.

Die Geschichte von der Frau, die nicht musste

(A Tribute to Ursula Wölfel )

Einmal morgens hat die Sonne durch die grünen Vorhänge geblitzt. Da ist die Frau aufgestanden und nackig, wie sie war, in ihrer Wohnung herumgelaufen. Dann hat sie aus dem Fenster geschaut. Die Männer von der großen Baustelle gegenüber von ihrem Fenster haben auch geschaut. Dann hat die Frau ein bisschen auf dem Wäschetrockner im Flur rumgesucht, was sie anziehen will, aber die Sachen waren noch nicht trocken. Da hat sie gedacht, gut, leg ich mich eben wieder ins Bett. Kann ja nicht nackt in die Stadt.
Das Fenster in ihrem Schlafzimmer stand offen und die Frau hat hören können, wie ihre Nachbarn zur Arbeit gingen. Sie selbst war noch nie zur Arbeit gegangen. Eigentlich wusste sie gar nicht, was das ist. Komisch, wenn die Nachbarn erzählten, dass sie wieder den ganzen Tag Sachen für jemand anders gemacht hatten. Die Frau hat früher manchmal nachgefragt. Weil sie wissen wollte, wie das ist, von jemandem gesagt zu bekommen, was man machen soll. Die Nachbarn haben immer gesagt, es ist schön, weil sonst würde uns die Decke auf den Kopf fallen. Die Frau hat diese Antwort nicht verstanden und irgendwann aufgehört, zu fragen.
Die Frau, die warten wollte, bis ihre Kleider trocken sind, hat sich zurück ins Bett gelegt. Dann hat sie ihre Beine betrachtet. Sie hat die kuschelige Bettdecke abgestreift. Es ist nämlich sehr warm gewesen draußen und eilig hat sie es ja auch nicht gehabt. Und dann, ganz ohne Grund, hat die Frau ihre beiden Beine sehr genau betrachtet. Erst hat sie das eine ein wenig angezogen, dann das andere, dann beide zusammen. (Auf dem rechten war ein blauer Fleck)
Zwei Stück, hat sie gedacht. Ich könnte ja auch drei haben. Aber dann müsste ich zum Schneider und mir Hosen mit drei Beinen nähen lassen. Ich wäre die einzige, alle anderen könnten in normalen Geschäften kaufen.
Sie hat ihre Knie angeschaut. Dann hat sie ihre Hände darauf gelegt, eine rechts, eine links. Draußen vor ihrem Fenster haben Autos gehupt. Zwei von allem, hat die Frau gedacht, wir haben zwei von allem. Doch dann ist ihr eingefallen, dass das nicht stimmt. Ich hab ja nur einen Mund! hat die Frau gedacht. Was wäre, wenn ich zwei hätte? Würden die dann beide das gleiche sagen? Das konnte sich die Frau nicht vorstellen, dass die Münder beide das gleiche sagen würden. Gäbe ein ganz schönes Kuddelmuddel, hat die Frau gedacht und musste ein bisschen lachen. So ein Kuddelmuddel. Gut, dass wir nur von den Sachen zwei haben, die sich nicht widersprechen können.

Für F.B.

Schluss mit den bösen

Geistern. Im Garten meiner Mutter fand ich diese:

Die neue Regentin des Teichs. Frisch geschlüpft. Ihr Körper ist noch ganz weich. Wenn ihre Flügel trocken sind, wird sie einen furchterregenden Lärm mit ihnen veranstalten. Eines dieser Sommergeräusche aus dem Kindheitsarchiv : )

ich muss

einen Geist vertreiben. Er hat sich nachts mit mir befreundet, ohne dass ich es bemerkt hätte. Nun werde ich ihn nicht mehr los.
Er erzählt mir Dinge, die ich nicht wissen will.

beeindruckend,

der neue Film von Maiken Laakmann. Die Trickfilmer sind echt eine Spezies für sich.
Ich frag mich immer – aber was solls. Seht ihn euch einfach an. (Geht so gefühlte zehn Minuten)

– auf der saasfee website

Mein Favorit ist aber immer noch “Lucia” – von Felix Gönnert.

Den Film liebe ich mehr als jeden anderen. Ich hab ne Kopie. Von Herrn Gönnert persönlich. (hatte ihm einen Fanbrief geschrieben. Mein erster, glaube ich)

Laakmann und Gönnert! Danke fürs Zaubern!

Die Tauben

machen einen Radau, als gälte es, durch Gurren den Planeten zu verteidigen.
A propos Planet: Als ich kürzlich mal wieder an meiner Idee spann, in, sagen wir, zehn Jahren ein eigenes Seminarzentrum zu eröffnen, sagte M., das müsse ein Ort werden, so interessant, dass Aliens ihn als ersten Landeplatz auf unserem Planeten auswählen würden. Hat mir als altem Science-Fiction Freak natürlich sehr gefallen. Seitdem muss ich mich daran hindern, mir Seminarthemen für sie auszudenken. (Wirtschaftlich betrachtet als Target Group vielleicht doch zu spekulativ, die Besucher aus dem All)
Doch der Anspruch, einen Ort zu schaffen, der, sagen wir, hohe Strahlkraft besitzt und anders leuchtet als seine Umgebung: Schön! Dort, neben den üblichen Bread&Butter–Seminaren wie Karrierecoaching, Kreatives Schreiben oder Führungstrainingfürführungskräfte, jaja, die brauchen wir natürlich, auch Spezialwissen zu lehren – das fixt mich an. Inspiriert, will ich sagen.

Wäre es denn nicht großartig, einen Ort zu haben, an dem interessante Leute interessante Dinge lehren? Hm? Ich meine nicht die Uni! Ich spreche von älteren, erfahreneren Menschen. Die mag ich. – wie man hier nachlesen kann –
(Manchmal raffe ich mich tatsächlich auf und schreibe irgendwo einen Kommentar…)
Anyway.
Ich bin aus vielen Gründen schon immer selbstständig gewesen (nicht zuletzt, weil ich mit dem Konzept eines Chefs oder einer Chefin in Bezug auf mich nichts anfangen kann), doch meine Ur- Motivation ist diese: Ich wollte die Inhalte, mit denen ich mich Zeit meines Lebens (schöner Ausdruck) beschäftige, schon immer selbst bestimmen. Und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, will ich ebenfalls selbst auswählen. Oder von ihnen erwählt werden.

Ich stelle mir einen Ort vor, an dem Leute mit einem Haufen Charisma viel Geld dafür bekommen, dass sie ihr wie auch immer geartetes Wissen mit anderen teilen.
Geführt von ein paar Verantwortlichen, die dafür sorgen, dass sich angewandte und spekulative Themen, Abgeschiedenheit und Durchlässigkeit, Konzentration und Chaos langfristig die Waage halten. Vielleicht sogar vermischen.
Denkt an: überschwappen.
Es gibt eine Kreativtechnik, die
aber jetzt muss ich weg.