Anderswo

Guten Morgen! Schwierige Tage sind das momentan: ich habe mein Atelier zusammengepackt. Ein neues wird sich zwar finden, doch wann steht in den Sternen, sodass im alten jetzt Dutzende Kartons und Riesentüten herumstehen und wild durcheinanderreden. Ja, sie sprechen unentwegt zu mir, ebenso wie die großen Papierrollen, auf die ich meine Kollagen, abgetragen von den Wänden, aufgebracht habe. Fast hätt’ ich alles zerrissen, vernichtet, doch mein Verbündeter griff ein, bevor ich radikal werden konnte. Nun ist alles verpackt, gerollt, verstaut und in der Schwebe. Heute Nachmittag kommt eine Dame zur Vor-Abnahme, nächste Woche Dienstag dann zur endgültigen. Umzug also, aber wohin? Falls nicht ein kleines Wunder geschieht, wandert meine künstlerische Habe erst einmal in eine Zwischenstation.
Sie können sich vorstellen, geschätzte Leser:innen, wie heikel sich das alles anfühlt. Mein Gönner, der mir das Atelier jahrelang ohne Kosten zur Verfügung gestellt hat, hatte mich gewarnt: Irgendwann, sagte er schon zu Anfang, käme der Tag, an dem ich anstandslos meine Sachen zusammenpacken müsse. Seine Nachricht fand ich vor, als ich aus Paris zurückkehrte. Keine Frage, dass ich zutiefst dankbar bin für die Zeit, die ich hatte, keine Frage natürlich auch, dass ich meinen Teil der Vereinbarung ebenso einhalte wie er den seinen. Nur, in Frankfurt und Umgebung ein neues, bezahlbares Atelier zu finden ist nicht einfach. Ab September geht auch die Seminarsaison wieder los, da ist zum Suchen wenig Zeit.
Das soll keine Klage sein: Ich war privilegiert mit diesen Räumen, solange sie währten – es gibt nicht viele Leute, die Künstlern einfach so etwas zur Verfügung stellen, ganz außerhalb der üblichen “Und was hab’ i c h davon” – Muster.
Sie sollen nur wissen, Leser:in, warum sich hier auf TT zur Zeit nicht die Konzentration einfindet, die mir so lieb ist: ich bin einfach zu fahrig zum genüsslichen Schreiben.

Skurril

Es gibt in meiner Straße einen Laden, seit Jahren. Wer auch immer den betreibt – der Laden heißt MONOLYTH, steht oben auf dem Schaufenster, doch das MON und das H am Ende sind abgeblättert, nur OLYT ist übrig geblieben. Jedenfalls hab’ ich dort noch nie jemanden rein- oder rausgehen sehen. Ich schwörs. Wer auch immer für die durchaus häufig wechselnde, sehr, sehr individualistische Schaufenstergestaltung zuständig ist, muss ein interessantes Gehirn haben. Ich glaub’, ich geh’ demnächst mal rein und frage, ob ich die Pferde-mit-Wasserfällen kriege, wenn das Schaufenster neu hergerichtet wird. Ich halte Sie auf dem Laufenden!