HiTTzemeditation

Nehmen Sie eine Position ein, in der Sie es ein paar Jahrzehnte lang bequem aushalten können.
Konzentrieren Sie sich auf Ihr Ei.
Falls keines zur Hand, konzentrieren Sie sich auf jemanden, der sich auf sein Ei konzentriert.
Atmen Sie.
Lassen Sie den Gedanken ziehen, dass etwas auszuschlüpfen habe.
Lassen Sie das Ei in Frieden. Fügen Sie nichts hinzu.
Lassen Sie nichts weg.
Atmen Sie.
Sie sind kühl.
Sie haben Zeit.

Watch lost

Meine Trainerin nennt mich Schnuffelpuffel. Mit dem Namen schaffe ich’s nie auf die Watchlist!
Sagen Sie jetzt bloß nichts Falsches.

Schönen Tag allerseits, und geben Sie Ihren Liebsten mal wieder einen neuen Namen! ; )

Herzlich, Ihre
Madame TT aka Schnuffelpuffel

Ready

»”Weil” ist in der Gestalttherapie ein Schimpfwort. Als ich damit experimentierte, bemerkte ich, wie das “Weil” mich mehr und mehr von mir selbst und meinem Tun (egal, ob gut oder schlecht) entfernte, während ich ohne dieses “Weil” schlicht und einfach sage, dass ich etwas getan habe. Und dann kehrt meine Kraft zu mir zurück. (In unserer Gesellschaft hören wir den Satz “Warum hast du das getan?” schon sehr früh, und meistens handelt es sich dabei nicht um die Bitte um Information, sondern um einen Vorwurf.)
Ohne “Weil” werde ich mehr zur Indianerin, ich lebe mit Tatsachen – ohne Lob und Tadel, jenem Auf- und Ab unseres Lebens, das dazu führt, dass wir unseren Mittelpunkt und damit unser Gleichgewicht verlieren.«

(Barry Stevens, “Don’t push the river”, 1969)

Eine Literatin ist sie nicht. Aber während ich das Buch las, meistens Nachmittags in meinem Lieblingscafé in Paris, öffnete ihr Gedankenstrom einen Generator-Raum in meinem Kopf, von dem ich gar nichts gewusst hatte. Merkwürdig. Eine Art Zeitreise auch… diese Frau, Mitte sechzig, die 1969 für ein Jahr in diese Kommune nach Kanada geht, wo Fritz Perls versucht, Psychoanalytiker:innen mit seiner Idee der Gestalttherapie zu impfen. Wie sich das für Barry anfühlte, die selbst keine ist, wie sie versucht, mit ihrer Wahrnehmung und ihren Sinnen in Kontakt zu kommen, davon handelt das Buch. So eins will ich auch schreiben, dachte ich ständig, aber ein bisschen eleganter, literarisch. Andererseits ist die fehlende Eleganz gerade das, was den “River” ausmacht … es ist gänzlich unartifiziell. Es geht weder um Konstruktion noch um Dekonstruktion, sondern schlicht darum, Gegenwart so unangestrengt wie möglich in eine Form zu bringen, die Andere daran teilhaben lässt. Barry Stevens ist sich durchaus bewusst, dass dieser Versuch von Vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.

Ich glaube nicht, dass diese eigenartige Hippie-Magie mir erhalten bleiben wird, die das Buch beim ersten Lesen für mich ausstrahlte. Doch ich habe vieles notiert, mit dem ich mich weiterhin beschäftigen möchte.

Vor einigen Tagen erzählte mir jemand, in ihrem Unternehmen gäbe es Potenzial-Kandidaten. Die kämen für einige Jahre auf eine “Watchlist”, würden speziell ausgebildet und trainiert, um dann irgendwann den “Ready”-Status zu erreichen, von dem aus sie in die verfügbaren Führungspositionen verteilt würden.
Klingt plausibel…
Ich würde wahrscheinlich durchdrehen, stünde ich auf einer Watchlist. Aber Ready war ich schon immer. Na ja, fast ; )

Seitenwechsel

Noch eine Woche, dann gehen die Workshops und Seminare wieder los. Ich bin noch nicht soweit, wieder der Fels in der Brandung der Anderen zu sein, bin noch ganz silbrig, genieße das Wegflippen. So viele Ideen die letzten Wochen! Auch die Zutraulichkeit behielte ich gern bei: aus dem Gestus heraus schreiben, zeichnen, veröffentlichen. Nur materialisiert sich gerade bereits wieder ein Wort über meiner Tastatur, sehr säuberlich, sehr gediegen, es heißt: PLAUSIBEL.
Liest sich verspielter, als es ist, nicht wahr?
PLAUSIBEL. Vielleicht schneide ich es aus und mache ein Mobile draus, um ihm den Ernst zu nehmen.
Ich scheue davor zurück, wieder in die Vermittlerinnenrolle zu schlüpfen, jene, die zu mir in den Raum kommen, in die Brandung zu schicken. Schreiben – das Schreiben, für das ich stehe – ist kein Karaoke: Es gelingt nur, wenn meine Leute sich trauen, den Felsen zu verlassen. Auch mich zu verlassen. Aber wenn sie auftauchen, bin ich da; dann schieben wir gemeinsam den Text in die Röhre. Kernspin statt Karaoke. Genau hinsehen, was i s t. “Ich bin” statt “ich sollte”.
Ah, das Wegflippen wird schwieriger werden in nächster Zeit. Aber ich hab’ da so ein-, zwei Ideen, wie ich der Plausibilität ein Schnippchen schlagen könnte. Falls sie sich in den kommenden Monaten trotzdem hier ausbreitet, bitte warnwinken! ; )

Schönen Tag allerseits!

Herzlich Ihre
Madame TT

Anfangsverdacht

Als Madame TT das Landhaus betrat, fiel ihr sofort ein Zettel auf der Anrichte ins Auge.
“Sind die gefährlich?” fragte sie.
“Könnte sein”, erwiderte Madame Ladybird, “momentan wissen wir nicht einmal, ob welche im Haus sind, doch wir haben entsprechende Fallen aufgestellt.”
“Kugelkäferfallen.”
“Ja.”
“Verstehe. Aber da steht kein Fragezeichen auf dem Zettel.”
“Wenn man alleine lebt, braucht man keine Fragezeichen.”

(Es gibt ja nichts Besseres als einen Besuch auf dem Land, um sich die Überbleibsel der mondänen Stadt aus dem Kopf zu treiben… : )

Ehrensache

La baguette bekommt in Frankreich vom Bäcker grundsätzlich ein viel zu kurzes Papiertütchen übergezogen – damit sie auf der Straße damit angeben kann, wie hübsch und kross sie ist!
(In Deutschland, unnötig zu erwähnen, entspricht die Verpackung der Größe des Produkts.)