Archiv der Kategorie: Aktuell: TTagesjournal
Montagsflausenarbeitsjournal
Also, was tut sich? Madame läse gerne haufenweise Schmöker gelehrte Bücher, vorzugsweise im Park oder am Strand. Die Wahrscheinlichkeit indes, dass das heute geschieht, beläuft sich auf Null. Ebenso wie ihre Vorliebe, auf dem Wochenmarkt nach kulinarischen Leckereien Ausschau zu halten, die sie abends in die Pfanne werfen kann, heute nicht befriedigt werden wird, nicht nur, weil kein Markt ist, sondern, weil sie sich seit Paris zwei Kilo Frustspeck angefressen hat, der weder zum Sommer, noch zu den schönen Kleidern passt, die sie von dort mitgebracht hat. Also weiter. Die Buchführung liegt hier noch herum, blockiert wichtige Arbeitsflächen, muss erledigt und eingetütet werden. Yeji. Natürlich sagt der Drucker just zu diesem Zeitpunkt, er brauche neue Patronen, also müssen welche besorgt werden. Ein Blick aufs Konto. (Huch.)
Das Wort Fixkosten ist für Selbstständige noch bedrohlicher als für Angestellte, vermute ich, doch da lässt sich vielleicht etwas drehen. Ein paar Mitgliedschaften in irgendwelchen Freundeskreisen kündigen, vielleicht sogar das teure Sportstudio? Joggen kostet nichts und Krafttraining lässt sich mit den neu entdeckten youtube-Filmen auch ziemlich gut von zuhause aus machen. Bin eh stark genug, mein Bizeps jagt sogar mir manchmal Angst ein. Und eine Parkbank lässt sich für überraschend viele Übungen nutzen, wenn man die Blicke der Passanten ausblenden kann.
Die Künstlersozialkasse hat nach der Prüfung meinen Monatsbeitrag verdreifacht, übrigens. Nicht, dass ich dreimal mehr verdiente dieser Tage, nein, nur die Einstufung meiner Erwerbstätigkeiten hat sich verändert: Nach ehrlicher Offenlegung meiner Tätigkeiten war diese Konsequenz abzusehen. Meinetwegen. Hab’ keine Lust, die KüSo anzulügen, bin froh, dass sie überhaupt noch existiert.
So wird das aber nichts mit den Flausen, wenn ich hier nur Organisationszeugs aufliste. Aber wenn es mich doch verfolgt!
Ich hab’ viele Auftraggeber für Seminare und Kurse. Ich werd’ mich auch weiterhin tragen können. Gut fühlt sich der neue Ansatz an, Schreib-Workshops in eigener Verantwortung anzubieten – der erste, letzten Monat, war ein voller Erfolg, daran gilt es nun anzuknüpfen. Werbung zu machen. Nicht meine Lieblingsbeschäftigung, doch die Leute müssen ja irgendwie in die Bude kommen. Ab dann ist’s sowieso wunderbar: mit wachen Menschen zu arbeiten.
Apropos wach: bin sowas von schlapp dieser Tage. Am Sommer kann das doch nicht liegen?! Ein genialer Sommer ist das. Nur der Blick über die Landesgrenzen in die Kriegsgebiete: jeden Tag eine Ladung Gram und Grimm. Da scheint mir mein eigener Kummer fast unwesentlich: Ich verliere mein Atelier, in drei Wochen muss ich’s geräumt haben. Fragen Sie mich nicht, warum, die Person, die es mir über Jahre zur Verfügung gestellt hat, braucht es jetzt einfach für neue Zwecke. Ich bin dankbar. Und hochnervös. Die Sache ist nämlich die, um das Geld zu haben, regulär ein Atelier anzumieten, müsste ich so viel mehr Lohnarbeit machen, dass ich keine Zeit mehr fürs Atelier hätte. Verflixt, das. Falls Ihnen zufällig eine Idee kommen sollte, wo Madame in Zukunft hier in Frankfurt und Umgebung ohne große Kosten zeichnen könnte, lassen Sie bitte von sich hören, ja? Meine Uhr tickt. Und das gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem ich künstlerisch hochinspiriert bin, nach der Arbeitsphase im Pariser Atelier.
Am Donnerstag gehe ich übers Wochenende mit Ladybird in ein Yoga-Retreat ins Kloster. Vermutlich wird sich der nächste Montag dann anders anfühlen als dieser. Vielleicht sogar flausiger! ; )
Ich leg’ dann mal los. Drei Stunden getändelt seit dem Aufstehen, das muss ich hinten wieder dranhängen… wird ein langer Tag.
Ihnen einen guten!
Herzlich:
Phyllis
Artgerechte Buchhaltung
Beschwörung
Elfenbeinturm, Tunnel, Basislager
Madame TT begibt sich heute zu einem Rundgang an ihre alte Kunstakademie; mal sehen, was der Nachwuchs so draufhat. Lang’ war ich nicht mehr dort: mein Interesse gilt mehr jenen, die schon ein-, zwei Jahrzehnte in der freien Wildbahn unterwegs sind. Die längst keine freie Bahn mehr ist, falls sie das je war, sondern… ja, was? Heute Nacht träumte ich von gefluteten Tunneln. Und Berggipfeln.
Lese gerade Jaques Rancière: “Der unwissende Lehrmeister, Fünf Lektionen über die intellektuelle Emanzipation”. Vielleicht ist es Linkskitsch, zu propagieren, Intelligenzen könnten sich auf Augenhöhe begegnen, wenn man nur früh genug die Bedingungen dafür schaffe. Ich weiß es nicht. Werden Künstler noch für Kunst gebraucht? In allen Büchern, ob nun Sachbuch oder Belletristik, die mir in letzter Zeit Impulse gegeben haben, spielt Kunst im besten Fall als Randerscheinung eine Rolle.
Ah, Madame ist ernst zumute. Zuviel von Fremden vorgefilterte Information tut ihr nicht gut. Zeit für die Nachwuchskünstler:innen.
Doch erst einmal raus in den Park. Laufen. Den Kopf wieder frei bekommen.
Ich wünsche Ihnen einen Sonntag ohne vorgegarte Gedanken!
Herzlich:
TT
Creation
Muss weg, hab’ getrödelt.
Wortschatz
Von allen Worten, die Madame aus den Kommentaren zu diesem Finale gelernt hat, nimmt sie eines mit:
Jubelberg.
Wie sich die Spieler aufeinandertürmen. In dieser Vokabel steckt kein Sieg, kein Meister, kein Blut und auch sonst nichts unheimlichdeutsches drin, sondern einfach nur Freude.
(Und was machen wir als nächstes?)