These shoes are made for walkin’

Sie sollten mal Tuskers Pinsel sehen: perfekt gewaschen legt er sie abends nebeneinander. Auch seine Farben und Pigmente sind eine Augenweide, da läuft nix aus, stäubt nix rum, alles paletti im Atelier. In seiner Wohnung indes bevorzugt er das Häufeln und Kompostieren. Seine Schuhe haben jetzt eine Klimakonferenz einberufen, um diese Missstände mal ohne den Maler durchzusprechen.
Doch das nur nebenbei.
Madame bereitet sich auf ihr Wochenendseminar in Neuss vor und freut sich schon unbändig (mittelhochdeutsch unbendec = (von Hunden) durch kein Band gehalten, zu: bendec, ↑bändigen) (Notiz: In die Wortschatz-Kiste aufnehmen) auf ihr Dutzend junger Leute. *lächelt*

Ihnen einen erfreulichen Tag! Produzieren Sie ein paar Gute Nachrichten, falls Sie können – als Gegengewicht zu diesem Schaudern, das aus den offiziellen Nachrichtenkanälen dringt.

Herzlich, Ihre
Madame TT

P.s. Über die Blogumzugs-Optionen halte ich Sie auf dem Laufenden.

Aufbrechen oder Weiterschlafen?

Die Twoday-Plattform ist offenbar kein stabiles Terrain mehr. Lang’ schon höre ich das von meinem Freund, dem Programmierzauberer, der deswegen regelmäßig backups von TT durchführt. Zudem las ich drüben bei >>> Neonwilderness vor ein paar Tagen eine sehr aktuelle Einschätzung dessen, wie nachlässig mit den auf twoday gehosteten Blogs umgesprungen wird. Irgendwann, und nicht erst in ein paar Jahren, scheint es, werden wir alle vor vollendete Tatsachen gestellt werden: Abschaltung der Blogs. Twoday bestreitet das, aber nach Einschätzung von Leuten, die sich besser auskennen, bedeutet das rein gar nichts.
Hm.
Ich bin ja technisch komplett unversiert und kann die Motive und Zusammenhänge, die da eine Rolle spielen, nicht wirklich nachvollziehen. TT wird in Marbach archiviert, doch was ist mit den Tausenden Blogs, die dort nicht gelistet sind? Und wäre es nicht besser, man zöge um, bevor einem die Bude um die Ohren fliegt?
Nun sind Blog-Umzüge eine aufwändige Angelegenheit, hab’ ich mir sagen lassen. Auch die Zugriffszahlen gingen dann erst einmal in den Keller. Was mich nicht weiter tangieren würde, denn hier auf Twoday sind die Besucherzahlen auch seit langem immer mauer geworden – da muss ich mir einfach nur mal meine eigenen anschauen. Kein Drama für mich. Mir sind hundert neugierige Leser:innen und Kommentator:innen eh lieber als tausend Zufallsgäste. Was mich stört, ist das Angezähltsein: Ich will mit TT nicht auf einer Plattform zuhause sein, die immer weiter sinkt, weil sich niemand mehr um sie kümmert.

Mein Programmierzauberer kann das machen: meinen Umzug zu einem neuen Hoster organisieren, der mehr Schmackes hat. Ich selbst wüsste nicht, wie das ginge. Und natürlich irritiert mich allein schon der Gedanke, vertraute Routinen verlassen zu sollen. Lesen Sie mal drüben nach bei Neon – vielleicht könnten wir ja alle gemeinsam umziehen, falls das wirklich nötig ist? Und für jene von Ihnen, die genausolche Technik-Nieten sind wie ich: Mein eigener potentieller Umzugshelfer könnte das, soweit ich weiß, auch für andere machen.

So, genug der trüben Überlegungen für’s erste. Würde mich aber wirklich interessieren, wie Sie dazu stehen, geschätzte Mitblogger:innen!

Nachher gehe ich mir Räume ansehen, die Dasa und ich für unsere neuen “Kreatives & Autobiografisches Schreiben” – Workshops anmieten könnten: eine noch relativ neue, mit guter Hand eingerichtete Offspace Galerie im Bahnhofsviertel. Mir schwebt ja eine etwas weniger perfekte Räumlichkeit vor, aber wir schauen einfach mal. Eine Lobby im 60er-Jahre Stil könnten wir auch bekommen, im Ostend. In Frankfurt gibt’s Räume wie Sand am Meer, wenn man üppig Kohle hat. Das ist bei mir nicht der Fall. Schön fand ich aber zum Beispiel die Idee eines Kollegen, der einen kleinen Laden mit schönen alten Möbeln und Lampen hier ums Eck betreibt: Dort, meinte er, könnten wir am Wochenende doch auch mit kleinen Gruppen arbeiten. Why not? Ich ginge ja eigentlich am liebsten in einen alten Heuschober aufs Land mit meinen Kursen ; )

Die Sonne, tatsächlich, setzt sich eben durch. Muss noch meinen Text für die Stiftung schreiben, der für heute dran ist. Und mein Wochenend-Seminar in Neuss vorbereiten. Schreibtischarbeit also, bis auf den Besichtigungstermin nachher.

Ich wünsch’ Ihnen einen mut-willigen Tag!
Herzlich:
TT

Heute am Fluss

Ladybird ist die kommenden zehn Tage in der Kathedrale von Chartres zum Obertonsingen. Was mich an einen Musiker erinnert, den ich früher mochte: Paul Horn. Wie er “inside the great pyramid” auf seiner Flöte spielte. Ich war noch Teenager, als der mir auffiel. Zusammen mit Keith Jarrett. Die beiden haben mich durch viele nachdenkliche Tage begleitet; Jarret ist mir erhalten geblieben. Doch das nur nebenbei.

Oder vielleicht doch nicht so nebenbei – die Hochzeit meiner Seminarsaison beginnt. Bis zum Ende des Jahres werde ich ausgesprochen viele Teenager kennen lernen und was die so an Musik hören, hat mit meinen damaligen Vorlieben nichts zu tun. Auch die Art, wie diese jungen Migrant:innen heranwachsen ist mit meiner behüteten Jugendzeit nicht vergleichbar. Was also haben wir gemein? Muss uns überhaupt etwas verbinden – und wenn ja, wie gehen wir damit um, was machen wir damit? Ich habe begonnen, Fäden zu knüpfen: eines meiner kommenden Projekte besteht darin, Schüler:innen und Senior:innen gemeinsam auf die Vorlesebühne zu bringen. Die Workshops finden separat statt, doch die Themen, zu denen Junge und Alte schreiben werden, sind die gleichen: Wir vergegenwärtigen uns Erlebnisse aus Kindheit und Pubertät, die einen sind noch mittendrin, die anderen blicken zurück…
Bin sehr gespannt auf diese Kooperation zwischen dem Frankfurter Kinderbüro und dem Historischen Museum, die ich da mitfabriziert habe. (*tröööt* : )

Ach ja: Auch meine selbstständig angebotenen Workshops “Schreiben übers Leben” mit >>> Dasa Szekely gehen in die >>> zweite Runde: dazu in Kürze hier eine ausführlichere Ankündigung. Nur so viel sei schon gesagt: Der erste Workshop wurde euphorisch angenommen. Klassischer Wow-Effekt. Falls Sie in Frankfurt und Umgebung leben, würden Dasa und ich uns sehr freuen, Sie im Dezember mit in der Gruppe zu haben!
Wie gesagt, in den nächsten Tagen erzähle ich noch einmal mehr dazu.

So.
Weiter im Text. Leider nicht in diesem – ich muss endlich meinen Beitrag für die Anthologie des Weltkulturen Museum fertig bekommen, sonst drucken die ohne mich.

Schönen Tag, allerseits!
Herzlich Ihre
Madame TT

Königinnenlich

Heute beginnt ein Projekt, auf das ich mich schon sehr freue: die Frauen, die ich nachher in den Räumen des Weltkulturen Museum erwarte treffen einander – und mich – heute zum ersten Mal. Einmal monatlich werde ich mit diesen dreiundzwanzig >>> SABA-Stipendiatinnen einen Tag lang reden, schreiben, lachen und weinen. Es sind keine ganz jungen Frauen mehr, viele haben Kinder, alle haben sich für SABA beworben, weil sie – mitten im Leben stehend – noch einmal in die Schule gehen, einen Abschluss machen und einen Beruf ergreifen wollen. Die Auswahl, die ich nachher kennen lernen werde, ist grandios: so viele unterschiedliche Herkunftsländer hatte ich, glaube ich, noch nie in einer Grupe zusammen. Äh, Gruppe. Was auch daran liegen mag, dass ich nie, außer bei Schulklassen, mit so großen Gruppen arbeite. Bin aufgeregt. Und freue mich. Und lege jetzt besser mal los; in einer halben Stunde muss ich das Haus verlassen und mein Gesicht ist noch so blass wie’s Kätzchen unter’m Bauch. (Alter Großmuttersatz)

Nebel heute Morgen. Zum ersten Mal. Und Krähen. verdammt. Es wird Herbst.

Schönen Tag, allerseits!