Zündung

(Mein zweiter Tag als Externe im Projekt an der CHS Schule. Spät dran. Mit den Schüler:innen arbeite ich bis nachmittags, im Anschluss eile ich ins Historische Museum zu einer Veranstaltung, bei der ich einige autobiographische Texte lesen werde, die im Rahmen von Schreibwerkstätten der so genannten “Bibliothek der Alten” entstanden sind. Wird ein voller Tag. Schokolade nicht vergessen. Muss los.
Haben auch Sie einen schönen!
Phyllis)

Klinkengruß

Der Klinkengruß. In diesem Falle jener meiner Nachbarin von oben. Doch was hindert mich und uns eigentlich, ihrem Beispiel zu folgen und ab- und an jemandem etwas an die Klinke zu hängen – seien es nun bekannte Menschen oder gänzlich Fremde?
Mir jedenfalls fiel nach langer, langer Zeit mal wieder dieses practice random acts of kindness ein, als ich die Praline von der Klinke nahm.
Die, doch das bedarf sicher keiner gesonderten Erwähnung, zu meiner Genesung erheblich beigetragen hat.
Also: Besorgen Sie sich einen Bindfaden und etwas Eingewickeltes und ab damit an die nächste Klinke!

Still leben 2

Heute mit einer Auswahl rekonvaleszenztauglichen Schuhwerks.
Auf das Madame sehnsüchtige Blicke wirft.
Morgen.
Spätestens übermorgen.
Soll das Bett sich, verflixtnochmal, wieder selber hüten!

(Und in irgendeiner längst vergangenen Kultur sind rote Nasen und verhangene Augen sicherlich einmal Schönheitssymbol gewesen.
—– Oder?)

Beherzt grüßend:
TT

Knurrig

Wie lang das schon herzusein scheint: Die Tage unter Wasser am roten Meer.
Manchmal ärgert es mich richtiggehend, wie perfekt ich mich wieder in die konkreten Aufgabenstellungen hineinfüge nach einer Abwesenheit – und wie lang es andererseits dauert, bis alles, was nicht Pflicht ist, ebenfalls wieder seinen Raum findet. Es ist, als knurrte mein Schreibtisch, sobald mich Gedanken beschleichen, die nicht zielführend sind. Und das, knurrt er, sind allein Handlungen, die die Miete bezahlen und das Leben und die Lipsticks. (Nein, das mit den Lipsticks sagte er nicht, das ist von mir)
Tja.

“Du lebst diese Arbeit mit den Jugendlichen”, sagte LeTigre kürzlich. “Ich selbst habe auch Freude daran, aber mir fehlt dein Sendungsbewusstsein.”
Über dieses Wort, Sendungsbewusstsein, denke ich seitdem nach.
Denn, ja, ich kann mir kaum etwas sinnvolleres als meine Arbeit im Rahmen der Schreibseminare vorstellen. Gleichzeitig unterminiert diese ungebrochene Sinnhaftigkeit meine freie künstlerische Arbeit: Es gibt für mich als – na, wie soll ich’s sagen? – motivierende Leitfigur im Rahmen meiner Workshops so viel zu tun, zu denken, zu konzeptualisieren, dass meine gesamten Energien instinktiv immer dorthin fließen wollen.

Ich hab’ mir das schon oft vor Augen gehalten, aber noch keine Lösung gefunden, wie sich eine Pendelbewegung vom Angewandten zum Freien leichter herstellen ließe. Und kontinuierlicher. Wahrscheinlich gibt es einfach keine.
Die einzige, die ich bisher gefunden habe: mich für ein-, zwei Monate ganz herauszuziehen. Ins Atelier nach Paris.
(- Oh, da fällt mir ein, ich muss die Bewerbung für die Cité Internationale des Arts fertigmachen. Jedes Jahr aufs Neue muss ich mich dort um ein Atelier bewerben, doch bisher hat es fast immer funktioniert.)

Jetzt knurrt er schon wieder:
Es gibt an die sechzig Seiten Texte von Kursteilnehmerinnen zu lektorieren.
Aber Madame braucht erst einmal Luft. Laufen im Park geht heute nicht, bin krank. Aber dick eingewickelt ein paar Schritte in die Sonne: Das geht.

Schönen Tag, allerseits!
Und lassen Sie es sein, das auf die Wangen küssen. Ich kann mich nie davon abhalten, meine Teilnehmer:innen auf die französische Weise zu begrüßen, wenn sie den Raum betreten, doch nun hat eine aus dem letzten Kurs mich angesteckt. Ich konnte das Virus geradezu abheben hören, als es mich ansprang, doch da war’s natürlich zu spät.
Also, vergessen Sie meine üblichen Aufforderungen und lassen Sie das Küssen sein! Zumindest, bis diese Grippewelle sich gelegt hat.

Reuig:
TT

Zurück

Das Schöne (und gleichzeitig leicht beunruhigende, doch diese Ambivalenz werden Sie sicher ebenfalls kennen) bei Besuchen im Elternhaus ist, dass man überall auf Reminiszenzen an jüngere Jahre trifft. Wie zum Beispiel auf den alten Goethe, den ich mal bei einem Theaterpraktikum formte vor … ja, vor wie vielen Jahren? SCHWAMM drüber!
Ich weiß nur noch wie es dort roch, unten in der Bildhauerwerkstatt: nach Ton und Knochenleim. Großartig. Seufz.

Jedenfalls, dank Ladybird, ihrer Kochkünste, ihres Klavierspiels, nicht zuletzt aber dank der trauten Gespräche bei Tee und Whiskey bin ich heute wieder in besserer Form. Das ist wirklich zauberhaft am Selbstständigsein: Schreibtischflucht begehen zu können, wenn’s – wie gestern überdeutlich – mit dem workflow einfach nicht hinhauen will.
Zum Ausgleich muss Madame heute stringent am Platz sitzen. Allerdings erst nach dem Steak, zu dem ich gleich ausgeführt werde.

Also bis nachher, geschätzte Leser:innen…