Schleifen lassen

(Die ersten Brummfliegen.)

Draußen der zart gefältelten Päonie beim Blühen Gesellschaft leisten, dabei an hartsilberne Rosen und Kavaliere denken. Denken, dass eine Figur wie die Marschallin so zeitlos, trotz aller –
Seltsam, wie mir grad’ dazu Léa einfällt, große Frauenfigur in Colettes „Cheri“. Die weiß auch, wann es Zeit ist, ihren Laffen geh’nzulassen. Ebenso wie die Marschallin Octavian ihre Warnung hinsingt, die sie eigentlich an sich selbst richtet und die mir das Herz straucheln lässt:
Taverl, umarm’ Er nicht zu viel. Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest.
Wünschte nur, ich könnte schneller schreiben als Erinnern, aus durchtränkten Zellen herausschreiben. Wann werd’ ich wohl wieder leicht, mon coeur?

Entsperren.

Und Rechnungenschreiben. Tipptipp, Ernte einfahren.
Liyu, meine chinesische Freundin, sms’t gerade, sie erwarte mich Mitte Juli in Paris. Das ist die Frau, die mir bei ihrem letzten Aufenthalt in China einen Signierstempel mit meinen Initialen hat anfertigen lassen, aus Speckstein.
(Goldiger Name für einen Stein, fast wie zum Ablecken.)

Wie lang schon nicht mehr „wir“ geschrieben: Muss das wieder üben. Wir, wir.
Da war doch was.
Schwebendes.
Immer schön alle Bälle in der Luft halten, Kleines. Kannst Du doch, darfst nur nicht einschlafen.
(PARIS!)
((Noch fünf Wochen.))

Fiep

Madame ist kränklich. Leider muss sie die ab heute drei Tage Seminar halten, doch glücklicherweise erst ab fünf. Also zieht sie jetzt die Laufklamotten wieder aus, die sie morgens ganz automatisch als erstes überstreift und legt sich mit ihrem Laptop zurück ins Bett.
Falls Sie gesund und wohlgestimmt am Schreibtisch sitzen sollten, schicken Sie mir im Geiste was Wolliges, ja? Merci.

Un nu’ ab in die Horizontale. Damit meine wunderbare Schreibgruppe später keinem blassen Bündel Lauch gegenübersitzt.

Guten Montag, allerseits!

Herzlich:
TT

Zwischenstand

Geschätzte Leser:innen, Sie haben’s gemerkt: Hier war in den vergangenen Wochen selten Intensität zu spüren, dafür im Offline umso mehr. Doch die hochfrequente Seminar- und Workshop Frühlingssaison ist hiermit abgeschlossen, jetzt kommen vor der Sommerpause nur noch ein paar vereinzelte; ich kann mich also wieder ein bisschen breiter ausfächern in den kommenden Wochen. Halleluja!

Ich hoffe, Sie sind wohlauf. Madame ist noch ein wenig außer Puste. Es wird sicher ein paar Tage dauern, bis ich die öffentliche Person von mir abgepellt habe und wieder ins Tastende zurückkehren kann. Ich freu’ mich unbändig darauf. Auf Seltsames, Ungerichtetes, Unvermitteltes, und auf Beobachtungen, die nicht gleich in Methoden umgemünzt werden müssen.

Ich hab’ so viel navigiert. Ermutigt. Tränen getrocknet. (Wenn Sie wüssten, wie viele!) Nun lege ich mich auf den Rücken und lasse die Sprachen treiben, mindestens zwei Tage lang.

Ich wünsche leichte Pfingsten, allerseits!

Verträumt, Ihre
Mme TT

Morgenplaudern

Früher, am Schreibtisch sitzend, konnte ich immer direkt über die Straße und einen kleinen Vorplatz in die entkernte Halle eines stillgelegten Straßenbahndepots hineinsehen. Es ist eine ziemlich große Halle, wie man sich vorstellen kann; schließlich musste dort nachts eine stattliche Anzahl Straßenbahnen geparkt werden. Zu meiner Zeit aber schon nicht mehr.
Oh, die Halle steht noch – ein REWE ist da jetzt drin und verführt mich zu Einkäufen kurz vor Mitternacht. Dieses Ritual aber, meine Gedanken und Ideen durchs Fenster über die Straße in dieses hundertjährige Depot zu schicken, kann ich nicht mehr praktizieren, seitdem die Supermarktkette es mit Waren zugestopft hat wie eine Presswurst. Es funktioniert einfach nicht mehr als externe Festplatte für mein Gehirn.
Momentan beobachte ich meine drei Meisen. Im Flieder, der auf dem Hinterhof bis zu meinem Balkon hinaufreicht, habe ich ihnen ein paar Bällchen aufgehängt. Zwei Kohlmeisen, eine Blaumeise. Die drei sind ziemlich zahm inzwischen. Und sie sind unglaublich hungrig. Füttern wahrscheinlich gerade. Sehr kontemplativ ist das Meisenritual nicht, können Sie sich ja denken.

Anyway. Muss los. Zweitletzter Tag der Intensivwoche; die kids sind schon ganz gaga, weil sie morgen vor großem Publikum auftreten müssen…

Wünsche einen guten tag, allerseits!

Herzlich,
TT

Don’t push, ff

Madame befindet sich in einer Intensivwoche. So werden im Stiftungssprech die jeweils letzten Wochen eines Langzeit-Projekts genannt, an deren Ende eine Aufführung mit den Projektteilnehmer:innen steht.
Madame, folgerichtig, steht unter Strom. Sie muss demnächst unbedingt mal wieder Kontakt mit ihrer >>> inneren Schnecke aufnehmen.
Hoffentlich hat sie den Schneckensprech noch nicht verlernt vor lauter –