hilft eine Laterne vor dem Fenster und ein Lächeln mit Zimt.
Zimt!
Besorgen Sie sich Zimt! ; )
Wenn du nur noch zwei Minuten zu leben hättest, was würdest du der Welt sagen wollen, bevor du vergehst?
Ich würde dich fragen, ob du das Sprechen übernimmst. Du bist die friedlichste von uns.
…
(Vielleicht willst du ja lieber von Hand…?)
(Ja. Danke.)
(Obwohl ich dir extra den Ommwriter runtergeladen habe?)
(Den bitte nicht.)
(Ok, morgen kriegst du ein Blatt. Jetzt bin ich zu … )
(Schon gut. Morgen dann.)
Warum lässt du dich nicht mehr blicken, seitdem wir zurück sind?
Du bist ja nicht ansprechbar.
Och..
Erinnerst du dich an diese Zeichnung von F.K.Waechter? Sie heisst „Ich liebe dich, ich wisch dich ab“.
Jaa… ein nacktes Paar. Der Satz steht xmal unter der Zeichnung. Was hat das mit dir zu tun?
Nichts. Muss es denn etwas mit mir zu tun haben?
Nicht unbedingt.
…
Du hast eigentlich gute Instinkte, doch dann kommt dir der Lackierraum in die Quere.
Der Lackierraum?
Du denkst an ihn: wie es später aussehen sollte.
“Es?”
Alles. Was du schreibst.
Ich kann nicht wie ein Kind schreiben.
Ich aber.
Sag’ noch was über Rituale, bitte.
Vermeide Helligkeit. Also, wenn du mit mir sprechen willst. Du hast das immer zwischendurch gewusst und wieder vergessen. Gib mir die erste Stunde des Tages, um sechs, wenn es noch dunkel ist. Sieben, meinetwegen, weil du immer erst so spät einschläfst.
Ok.
Mach’ eine Kerze an, nimm dir ein Blatt, stell etwas Heisses zum Trinken neben dich, vergiss deine Ideen, dann klopf’ bei mir an. Lass mich am Beginn jeden Tages fünfhundert Worte für dich schreiben.
…
(Ich bin diejenige, die …)
( – Was?)
(Hör’ auf zu drängen!)
(Entschuldige.)
Ich bin, die keinen Schliff braucht,
keine Lackierkammer,
keine Schutzmaske,
(Lass mich einstimmen, bitte!)
(Also gut)
Ohne Leib spreche ich
Ohne Beil spreche ich
Ohne Neid spreche ich
Ohne Heil spreche ich
(Das reicht, lass mich wieder alleine!)
(Ok)
…
Sag es!
Was denn
Sag’ den einen Satz, auf den es ankommt!
Ich weiß ihn nicht
Ich schwinge mich auf. Immer, wenn ich im Traum fliege, sind Leute dabei, Publikum. Verdammt, jedes Mal. Und nie Leute, die ich kenne, immer Fremde. Ich will ihnen etwas beweisen, auch das wiederholt sich. Also steige ich auf. Dafür reicht einfach der Entschluss. Ich breite die Arme aus, hebe himmelwärts ab.
Keine Angst, eine Weile. Das ist der beste Teil. Mühelos. Könnte immer weiter steigen. Vergesse die anderen, die mich bestimmt von unten mit ihren Blicken verfolgen, entgeistert sind: „Wie, sie kann f l i e g e n ?“
Nach oben gibt es keine Grenze. Aber das Gewitter. Den Sturm. Aufpassen, nicht zu hoch zu kommen, sonst finde ich nicht mehr zurück. Was ich also mache, ist, ich fliege, gleite ein paar Runden dort oben, lasse mich wieder absinken. Schnurstracks auf die Menschenmenge zu, die mein Ausgangspunkt war. Lande. Tu’ so, als wär’ das alles ganz normal, mach’ keine große Sache draus, versteht ihr. Ist halt so bei mir, mit dem Fliegen. Ich will ja nicht gefeiert werden, will nur zeigen, dass ich etwas kann, das von jenen, die bei mir sind, niemand sonst kann.
(Mein erwachtes Selbst schüttelt nur den Kopf: was für ein kindliches Bedürfnis!)
Ich will, im Traum, nicht erklären, wie es funktioniert, mein Aufsteigen; komischerweise fragt mich auch nie jemand danach. Worüber ich nie mit ihnen spreche, ist die Angst, da oben verlorenzugehen. Riesig ist die. Sie tritt erst ein, wenn ich sehr weit oben bin: beim Abheben denke ich nicht daran, da oben beherrscht sie mich.
Im Ausnahmezustand verloren zu gehen.
Hm.
Jedenfalls, heute Nacht, zum allerersten Mal, hatte ich das Gefühl, den Ablauf des Traumes verändern zu können. Ich war, wie meine Jugendlichen sagen würden, stabil. Hatte mehr Möglichkeiten. Dieses Mal war es nur die Landung, die sich anders anfühlte: Ich hatte beschlossen, noch ein paar Runden ein paar Meter über’m Boden zu schweben, weit von der Gruppe entfernt, ganz in Ruhe, das hatte ich noch nie getan vorher, war immer auf so direktem Wege wie möglich zur Gruppe zurück.
Die Luft, auf dieser neuen Flughöhe, war warm. Eine warme Zone. Ich hatte es nicht eilig, mich den anderen wieder anzuschließen.
Das ist das Neue, der Grund, weshalb ich den Traum notiere: diese Ahnung, etwas könnte sich verändert haben, der seit meiner Jugend immer wiederkehrende, uralte Flugtraum könnte seine Form verändern, mir aus irgendwelchen Gründen plötzlich mehr Möglichkeiten bieten als die alte, vertraute, maßgeschneiderte Choreographie.
(Ich will zurück ins Bett!)
“Seien wir lieber intelligent, bevor wir seriös werden.”
>>> Raymond Queneau
Piepmatz, hör auf zu schnabbeln.
Noch drei Tage, dann ist auch diese Workshop-Woche geschafft. Danach erst einmal fünf Tage freiiiii.
Sorry, dass ich momentan ein bisschen karg bin hier; der November ist jedes Jahr ein harter Monat mit Wochenenden durcharbeiten und Kontrollfetisch. Im Dezember leg ich mich immer erst einmal drei Tage aufs Sofa mit Schmöker und Schokokeks.
Das Refugium scheint sehr weit weg gerade, aber der Kopf ist klar.
Und sobald der Druck auch nur ein einziges Mü nachlässt, schreib’ ich ein neues Schafgedicht, soviel steht fest!!!
Schönen Tag, allerseits!
Yours kindly,
THE OWL