Miss TT denkt nach. Nicht vor allem, aber auch nicht zuletzt über den Dschinn und Undschinn dieses Weblogs. Das ihr am Herzen liegt, weiterhin. Klaro! Sie kam nur so oft in den letzten Wochen, ja Monaten, ins Grübeln. Ihr ging’s nicht gut. Sie fühlte sich wie ein Alias ihrer selbst: Kompetent, aber künstlich. Was wirklich von Belang, was weh und real war, fand im inneren Situation Room seinen Ausdruck. Nicht hier. Denn in der Publikation – so der (grrrimmige) Selbstanspruch – sollten Gefühle zu Themen werden und Themen eine Form haben. Miss TT will doch das innere Eigene nicht einfach undigestiert raushauen, vor allem nicht, wenn es düster ist, und wieder düster am nächsten Tag, und im Übermorgen immer noch.
Jauchzen ist einfach zu kommunizieren, Jaulen nicht. Wer will schon mit Fremdjaulen konfrontiert werden ständig.
Also.
Schrieb sie mehr Tagebuch. Le journal intime. Da lässt sich’s wüten, ohne andere mit nach unten zu ziehen, die schließlich auch ihr Päckchen zu tragen haben. Und versuchte sich hier auf TT hauptsächlich in durchaus zärtlich bebilderten Ablenkungsmanövern. Geschnitzte Deckelchen für die Wucht des Tatsächlichen. Sie wissen schon. Ungefährliche Gesten.
Tatsache ist, eine Weile geht so etwas gut. Aber irgendwann wird diese fehlende Übereinstimmung zwischen Selbstwahrnehmung und Außendarstellung zur Streckbank. Oder (für die zarten Gemüter unter Ihnen) zur Relativierungsfalle.
Darüber denkt sie jetzt nach. TT als gemeinsame Expedition. In letzter Zeit fühlte es sich für die Verfasserin eher wie eine wattierte Box an.
Miss TT wünscht sich, diese Watte herunterzureißen. Vielleicht erkennt sie dann auch, wo sie einen Konstruktionsfehler hat, ihre Box, und wird das Ding zusammentreten. Für Expeditionen braucht man einen Horizont.
Archiv des Autors: phyllis
The Kiehl sisters
Farah Days Tagebuch, 11
Freitag, 5. April 2013
Wie Edie als Halbwüchsiger in einem Streit mit seinem Vater zur Pistole griff und einen Schuss abfeuerte. Seine Kugel traf einen Elefanten, der hinter dem Kopf des Vaters auf dem Regal stand, ließ das rechte Ohr der Figur zerschellen und blieb in der Wand stecken.
Viel später nahm Edie den Elefanten an sich und stellte ihn in sein eigenes Regal. Das Elfenbein ist dunkel jetzt, ein Ding mit einem kaputten Ohr.
Edie weigert sich, Geschichten aufzuschreiben, die mit dem Schuss ist die einzige, die er zu Papier bringt. Er datiert nie seine Notate, Zettel in Papiertüten, namenlos, zeitlos, zum Haare raufen.
Er hat nie wieder einen Schuss abgefeuert. Statt sich zu wehren, nimmt er die Kugeln in den Mund und beisst darauf, bis sie flach wie Plomben sind.
Seine Zähne sind schwer geworden.
Pink Floyd revisited
We don’t need no prolongation
We dont need no cold control
No icy shadows in the alleys
Winter leave our flesh alone
Hey! Winter! Leave our flesh alone!
All in all it’s just another crack in the soul.
All in all you’re just another crack in the soul.
Alles eine Frage
Die Sprache der Anderen, 49
»Misstrauen ist ein Raubtier, das sich gierig über das Göttermahl der Begeisterung wirft und es besudelt mit unreiner Erfahrung und gemeiner Klugheit.«
Karoline von Günderode
1780 – 1806




