„Wer bist du in Paris?“, fragte er. „Wen sieht der Mann, der im Café neben dir sitzt?“
„Ich bin eine andere als sonst“, schrieb ich zurück. „In früheren Jahren trug ich Kleider und High Heels, Hüte und Handschuhe; ich war vorwitziges Fleisch in den Auslagen der Stadt. Es gab Seide und ein Boudoir und wer mir draußen galant den Arm bot, wurde nicht abgewiesen.“
„- Und dieses Jahr?“
„… trage ich ausschließlich schwarze Trainingsoutfits und bin immer ein bisschen unter Strom. Ich hab’ meine neuen powerbeats-Kopfhörer samt Playlists in den Ohren und ein rotes Handtuch um den Hals. Eine abgeriegelte Figur, die Resonanz erzeugt, weil sie die Titten zurrt und ihren Bizeps aufpumpt. Dazu knallroter Lippenstift und Sonnenbrille.“
„Eine andere Ebene. Eine größere Hürde, zu dir durchzudringen. Und nur offen für die, die das meistern. Interessant.“
„Nur für Männer, die Körperspannung haben, nähme ich dieses Jahr die Stöpsel aus den Ohren.“
„Ich würde dich auf keinen Fall ansprechen – nicht, wenn wir nicht zufällig nebeneinander an der Bar ein Getränk bestellten und Augenkontakt hätten, der länger als eine Sekunde dauerte. Ich hasse es, als derjenige zu starten, der ‘den ersten Schritt macht’. Es ist dann nicht mehr gelevelt, weil mein Interesse schon augenscheinlich ist.“
„- Aber…?“
„… würde ich im Apartment neben dir wohnen, ich würde auf dem Flur jedes Mal anhalten, ruhig atmen und versuchen, dich zu hören. Bei was auch immer.“
„Ich hab’ mich gehen lassen dieses Jahr, hab’ immer wieder die Kontrolle verloren, das ist auch physisch augenscheinlich geworden. Jetzt ändere ich das wieder.“