“Kaffee?”

(Nieder mit Latte Macchiato!!! ; )

12:12
Die Diskussion zu Melancholia übrigens, die heute hier weitergeführt wird, ist spannend zu lesen. Es juckt mich in den Fingern, mich zu beteiligen, will mich aber weiter diesem widmen. Hab’ eine Spülmaschine laufen, um die Konzentration zu erhöhen: Ihr Brummen macht was angenehmes mit meinem Gehirn.

Kaan

Sie nennt sich Kaan. Schwarzes Haar, eng am Kopf geschnitten. Aus der Nähe wirkt der Schädel wie mit Fell bedeckt. Ausgeprägter Hinterkopf, der mit Schwung in den Nacken übergeht. Die Nackenlinie ist das einzig elegante Merkmal. Flach anliegende Ohren, runde Läppchen, nicht durchstochen. Nase, Lippen und Kinnlinie im Profil unauffällig. Der Eindruck wandelt sich bei frontaler Gegenüberstellung: Um sie ohne Vorbehalt rekrutieren zu können, ist ihr Gesicht zu speziell. Dominant die sehr hoch anmutende Stirn. Sie hat die Augenbrauen entfernt. (Evtl. dauerhaft)
Die Falte über der Nasenwurzel ist schwarz nachgezogen, etwa zwei Zentimeter lang, nach unten fein auslaufend. Der Strich ist tätowiert. (siehe Anhang)
Tiefbraune Iris, die Bindehaut oft etwas entzündet. Sie scheint wenig zu schlafen. Sehr kurze, dichte Wimpern, immer stark getuscht. Heller, fast weißer Kajal, sowohl auf dem inneren Lid, als auch am unteren Wimpernkranz entlang. Schwere, ungeschminkte Oberlider (Schlupflid): sie sieht unter ihnen hervor. Das ließe auf Trägheit schließen, wäre da nicht der Blick. Unverhohlen empfindsam, ist ihm jede Gefühlsregung anzumerken. Bei direkter Konfrontation trübt und entschleiert er sich in schnellem Wechsel. Sie moderiert das Gespräch nicht, lässt ihre Aufmerksamkeit abschweifen. (evtl. ADHS)
Hübsch ist sie nicht. Der Mund wirkt eigensinnig. Die Lippen dehnen sich beim Lächeln, geben aber die Zähne nur frei, wenn sie lauthals lacht. Oft tritt das offenbar nicht ein; es fehlen die entsprechenden Falten. Die Wangen sind schlank, die Haut wirkt eng an den Schädel modelliert. Ein präziser Kopf. Umso stärker der Kontrast zu ihrem auffällig ungeschützten Blick, dem die Tätowierung und der Lidstrich die kindliche Anmutung nehmen.
Soll die Observation fortgesetzt werden? Bitte um Instruktionen.

MfG,

A.T.

Anhang
– Bildmaterial

Zärtliche Infektionen

Liebe Frau Berg, die Welt geht nicht unter, das dürfen Sie sich nicht >>> einreden. Wenn der Planet, wie Sie anklingen lassen, aber tatsächlich nur von Einspeichlern bevölkert wäre, sollte man ihn besser den Schaben übergeben. Im Grunde sprechen Sie ja aus, was wir alle denken, aber nicht so zackig formuliert kriegen – ich jedenfalls unterschreib’ Ihre Klage in allen Punkten. Vieles davon hab’ ich selbst schon moniert, fehlende Verwegenheit, zunehmende Ausgrenzung oder ganz einfach diese verdammte Übereinkunft, immer Maß zu halten – sei’s nun im Kopf oder am Bauchspeck. Es ist schwierig, in einer Gesellschaft zu bestehen, die den Individualismus verehrt, aber industriell gefertigte Flügel vorschreibt – selbst gebaute fallen da oft durch den TÜV. Besser, man ist Schwarmintelligenzler, da kommen Kollisionen nicht vor und Abweichler werden gefressen.
So. Mein Tribut ist gezollt, jetzt zum Kleingedruckten.
Ich glaube, Ihre aufmüpfige Klage erreicht nur jene, die eh schon Bescheid wissen, und wenn die was ändern wollten, sie hätten es längst getan. Insofern sind Ihre Worte – neben allem anderen – natürlich auch ein gut verkäufliches Produkt. Nur, wie rauskommen aus dem Marketing? Die Wonnen der Konformität sind schließlich nicht zu unterschätzen – fern vom Schwarm muss man oft Luftkuchen backen, weil kein echter im Angebot ist. Fern vom Schwarm ist g a r nichts im Angebot. Auch nicht die Zügellosigkeit, das Saufenrauchenfressenficken, dem Sie nachlächeln. Ich hab’ nichts dagegen (iwo!), aber jene, die fernab vom Schwarm fliegen, sind oft getriebener und härter zu sich selbst als der Pulk sich das vorstellen kann – da bleibt für hochdosierte Orgien oft keine Zeit. Oder Kraft. Oder Lust.
Zeit zu überlegen, was ich sagen will. Vielleicht erstmal nur dieses: Die wahnsinnige Angst vor der Armut, den Terroristen, dem Verlust von Identität, von der Sie schreiben – jene, die so schnell in Hass auf Andersartige umschlägt – sie ist weder mit Ihrem noch mit meinem Text zu bändigen, sie wird uns antrainiert, und die Rebellion der Texte, es braucht nicht lange, bis ihre Geschütze kommerziell eingemeindet werden. Da kennt der Schwarm keine Hemmung und der Vermieter kein Pardon. Es ist die alte Frage, ob eine von innerhalb oder von außerhalb des Systems ihre Hebel ansetzt… und natürlich, ob sie der Entropie widerstehen, die Maßnahmen. Ich frage mich oft, ob der Triumph, verbal ins Schwarze treffen zu können, nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Grauzone des Konformismus immer weiter wächst, und wenn wir ihn noch so gekonnt anprangern. Ob es nicht eher die Liebe ist, die Potential in Potenz verwandeln kann, nicht der Zynismus. Und falls ja – ob die über Hebel wirksam wird, oder doch eher über zärtliche Infektionen im Schwarm.

16:40
Sprachverschillerungsmodus:

“das blog als der undefinierte ort zum austausch von vertraulichkeiten, von hingebungsvollem wörtlich-sein neben freilich auch eifrig liebenden, das blog, die permanente indulgenz sich zuweilen inhibieren-könnender interpretationslust von sphärisch-sein-wollenden, wohlfeil versehen durchwegs mit hingebungsagierenden, vielfach verlitzbar mit überordenbaren glitzernden vorstellungsgeweben, welche wie floureszierende moskitonetze sich nahtlos schimmernd zusammenschmiegen lassen und nur den weichen schein von schillernden silhouetten so langsam dem sich erfrischen wollenden auge zur hochgleitenden erleuchtungsszenerie weiterreichen.”

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