Hallo, Opa.

Forstmeister Kumpf fand, die Schilder an Deinem Weg seien nicht mehr ansehnlich; er hat neue machen lassen. Eben bekam ich das Foto geschickt – die sind doch ganz gut geworden, oder? Keine Ahnung, welchen Forst Du inzwischen betreust, aber deiner hier unten ist jetzt wieder sauber beschildert!
Ich dachte, Du möchtest vielleicht Bescheid wissen. Ich schreib’ Dir das ins Netz, denn, das Netz ist ja überall, also auch im Himmel. Schöne Grüße an Oma! Wie viele Dackel hast Du inzwischen?

Ich vermisse Euch.
Alles Liebe,
Phyllis

Saat

„Sprich ihnen von mir.“
„Was für ein Ansinnen. Dass ich schweige, hat Grund.“
„Dennoch – da ist die Senkung.“
„Ich spüre sie.“
„Eine Schale, die andere vor dir gefüllt haben.“
„Keine wie ich.“
„Nachts blühen meine Hände. Ich wache davon auf.“
„Was verlangst du?“
„Weide sie ab.“
„Als Versprechen?“
„Als Ahnung, meine Schöne.“

(„Keine wie ich, oder?“)
(„Keine wie du.“)

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken

beim Schreiben würde ich Herrn Kleist gerne ein paar Wörtchen entgegnen. So in Plauderstimmung. Denn zu sprechen, geschweige denn zu >>> schreiben wie der Kollege Kleist liegt weit außerhalb meiner Möglichkeiten. Darüber, ob das traurig ist oder nicht, möchte ich heute keinesfalls nachdenken. No, Sir! Bin eh schon so wundgeritten vom Verdacht galloppierender Selbsttrivialisierung, dass ich diese Woche heimlich den Satteldeckenbestand erhöhen musste. Unter Kaschmir und Angora geht nichts mehr.
Klingt brav? Ich sei eine polymorph perverse potentielle Amokläuferin, bemerkte Tusker gestern. Und, dass er dies als Auszeichnung verstanden wissen wolle. Falls das stimmt (doch wer wollte ihm widersprechen – ich gewiss nicht, er kennt mich zu gut) m u s s ich auch gar nicht so schreiben können wie Kleist. Oder sonstirgendjemand. Sondern nur wie ich. Ich wäre ja schon erleichtert, wenn ich nach den Hetzjagden der vergangenen Monate mal wieder zu meinem phyllinischen Plauderton zurückfände. Der fehlt mir. Ihnen vielleicht auch, geschätze Leser:innen. (Danke übrigens, lieber ANH, für das Übernehmen dieser Schreib:weise)
Es hat sich so viel angesammelt, worüber ich schreibend nachdenken möchte. Aber ich bin, zugegeben, erschöpft.
Ich breite hier jetzt einfach mal eine imaginäre Kaschmirdecke aus. Nehmen Sie doch Platz. Die Person, die da mit den Haaren über’m Gesicht schon liegt, wird sich wieder entrollen. Und auch – allmählich – wieder Lust an der Verfertigung von Gedanken entwickeln.

14:46
Ah, Mme Samtmut, vielen Dank für die Nominierung zum Versatile Blogger Award, Sie wissen schon! Auch an Frau Teresa ein Lächeln ganz ohne Wi[e]der[W]orte, dankeschön! Und Glückwunsch auch Ihnen und allen anderen!
Sie sehen, ich hab’ endlich mal wieder Zeit zu lesen, was die Kolleg:innen so treiben. Fand auf vielen Blogs vertraute Namen im Zuge dieser Versatile-Geschichte, aber auch einige unvertraute, denen ich nachspüren möchte. Und selber will ich auch welche vorschlagen. Wird aber ein Weilchen dauern, bis ich wieder richtig auf dem Laufenden bin – falls ich also eine Jemandin übersehen haben sollte, die TT für diesen fröhlichen Award mitgelistet hat, bitte nicht grollen… ich genieße mein Schneckentempo gerade so. Vielleicht so sehr, dass ich die nächsten Wochen allen Terminen und Deadlines um die Breite einer Schleimspur hinterherhinken- nein, kriechen werde.

Zwischenbericht: mit Lotte

Sie ist ein bißchen angepunkt, blond, kurze Haare, zwei Ringe durch die Unterlippe rechtslinks symmetrisch, am rechten Unterarm ein Tatoo. Nicht eines der üblichen, oh nein. Ich interessiere mich nicht sonderlich für Tatoos, doch ihres zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Weil ich es verstand. Das tu ich sonst eigentlich nie.
Schwarze Brille, gutes Modell. Philosophin. Die Frau, nicht die Brille. Humorvoll, dabei penibel. Richtig gutaussehende Frau auch. Das Wort “blitzgescheit” kommt in den Sinn, wenn man sie betrachtet – sie macht was mit ihren Augen, das daran keinen Zweifel lässt.
Wir arbeiten auf einander gegenüberstehenden Sofas, die Laptops auf dem Schoß, der Verlagskater auf ihrer Seite (bin allllergiiiisch), es gibt Decken und Kaffee und manchmal wird dem Kater unser Frauending zuviel: Wir sind nicht leise, und von den Muffins bekommt er auch nichts ab. Nuja, dann verzieht er sich. Nie für lange allerdings: Könnte ja sein, die Weiber überlegen sich das noch mal mit den Muffins. Perverses Geschöpf – ich dachte immer, Kater mögen nichts Süßes (?)
Lotte mag Doppelpunkte, ich nicht so sehr, das ist unser einziger Zwist. Ansonsten läuft das Lektorat wie gebuttert. Ich bin lang’ nicht so stark im Konjunktiv, wie ich das immer von mir dachte. Hm. Auch manchmal luschig mit den Zeiten. Alles kein Drama. Auffällig oft unterhalten wir uns auch über die Charaktere, über meine beiden Protagonistinnen vor allem: Lotte findet Sophie gut, meine Sympathien liegen eher bei Ebba, wir testen die Dialoge, die ich beiden in den Mund gelegt habe. Sie aus Sophies, ich aus Ebbas Perspektive.
Ein konventionelles Lektorat ist das nicht, sagt Lotte: meistens liefen diese Prozesse über Mail. Wir finden aber, dass unser Gegenübersitzen etwas unglaublich anregendes hat: Da ist der Teig, und da sind zwei Frauen, die ihre Hände bis zu den Ellenbogen drin haben. Nur das mit den Doppelpunkten macht mich kirre: Aufhören, Lotte!
Noch drei Tage, dann muss der Text in die Röhre, sonst wird das Buch nicht bis zur Leipzger Messe fertig. Schaffen wir.
Ich mach’ mal weiter, einverstanden?

Brain Light

Ein Bild als Paravent, geschätzte Leser:innen. Irgendwo hinter der Lachenden findet momentan meine Arbeit mit der Lektorin statt. Die großartig ist. Aber, wie mir gestern klar wurde, auch sehr geheim.

((Außerdem, liebe Shaima, hier nun endlich Miss TT in grün!))