(Meine Visitenkarte von 1999 fiel eben aus einem Haufen alter Zettel heraus. Ein bisschen unheimlich es es schon: wie gegenwärtig mir die Vorstellung multipler Persönlichkeiten damals schon war.)
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Woran man ist
Blinder Fleck
So, folks. Genug ausgetobt fürs erste. Und die Schreibtischoberfläche meines Laptop voller Kästchen, zentimetergroße Datei-Icons, unsortiert, fragmentarisch, hinter manchem Icon verbirgt sich nur ein einzelnes Lichtblatt mit zweidrei Lichtsätzen drauf, hinter anderen seitenweise Ausgeschriebenes. (Fast hätte ich “Ausgespieenes” geschrieben, aber Ausspeien ist old school, man speit nicht heutzutage, man kotzt wohl eher. Das, wiederum, tät ich nicht mit Wörtern machen wollen. Wobei mir einfällt, dass mir eine Freundin eine grandiose Liste veralteter Wörter geschickt hat, gestern, die sie während einer der Lektüre eines sehr betagten Romans für mich aufschrieb, Notizblock neben dem Buch. “Betagt”. Wenn das mal kein schönes Wort ist, kommt gleich in die Schatzkiste)
Jedenfalls dachte ich, die Oberfläche meines virtuellen Schreibtischs betrachtend, ha, das ist mein Adventskalender dieses Jahr, jeden Tag öffne ich eines dieser IconTürchen und bis Jahresende mache ich aus jedem Rohtext hinter jedem der Türchen eine Erzählung. Hübsch, oder?
Weiter.
Heute ist Buchhaltung dran, ausgerechnet. Mit dickem Kopf, denn das Nachtgespräch gestern geriet lang und silbrig, nachdem ich übers Wochenende ganz ohne Alkohol geblieben war. Sehr bewusst: In schwierigen Phasen sind körpereigene Drogen einfach die bessere Wahl.
Buchhaltung also. Und eine Brille muss ich mir machen lassen, ich seh’ seit Tagen nur noch verschwommen. Könnte zwar psychosomatisch sein, doch der Effekt ist der gleiche. (Hab’ ich einen blinden Fleck? Unheimliche Vorstellung.)
Eigentlich wollte ich diese Woche gar nicht hiersein. Doch da, wohin ich wollte, tobt ein Sturm, sodass nun hinter eines der Türchen kommt, als Imagination, was hätte gelebt werden sollen. Müssen, eigentlich. Verdammt. (Ist Ihnen schon mal aufgefallen zufällig, dass “Imagination” im Deutschen, Französischen und Englischen identisch ist?)
Himmel hilf, mein Kopf ist noch so diffus, dass ich eben dachte, ich hätte diesen Text verloren, er war plötzlich weg. Irgendeine Taste gedrückt anscheinend. Ich stell’ das jetzt schnell ein, bevor es wieder passiert. Und gelobe Besserunk. Ab morgen. Frühestens.
Fremd gehen
Guten Morgen, allerseits. Kann mir jemand eine Kontur leihen? Meine geht fremd.
Morgenpastell
Der Damm bricht
Seit sechs Uhr morgens schreibe ich: Eine Geschichte von Durchdringung, von Macht und Ohnmacht, tiefer Nähe, von wildem Mut und Unmittelbarkeit. Die Erzählung, die gerade entsteht, ist mein.
Ob ich sie mit Ihnen teilen kann, weiß ich noch nicht. Darf ich auch nicht wissen, sonst verändert sich der Fluss, aus dem heraus sie entsteht.
Etwas Großes ist im Gange. Während harter innerer Metamorphosen kommt der Atem aus der Kunst, wirklich bei sich zu bleiben: Kein anderer, noch so Innewohnender, trägt die Verantwortung. Für mich. Auch wenn mir das anders erscheint, wenn die Kind-Stimme durchkommt. Die Transformation ist mein: wie mein Geist sie wahrnimmt, mein Körper sie ansaugt.
Meine Zellen flüstern die ganze Nacht.
Es ist wahnsinnig schwer, sich einem anderen wirklich hinzugeben. Doch sich zu vergegenwärtigen, wie zu jeder Hingabe das Zurück zu sich selbst gehört: Das macht Kunst. Daraus entsteht sie.
Der Damm bricht.
Ich renne direkt auf ihn zu.