Guten Morgen.
Eben las ich drüben in die Dschungel ANH’s Überlegungen zu Routinen und stimmte zu – dachte über die meinigen viel nach in den letzten Wochen, sie kamen mir, wie jedes Jahr im Dezember, abhanden, und zwar so ziemlich alle.
„Routinen“ klingt ja ein bißchen nach dumpfen Ausführungsmodi, die kein freies Gedankenspiel mehr zulassen, und vielleicht gilt das ja für Leute, deren Arbeitsabläufe allzu fremdgesteuert sind; solche kenn’ ich aber nicht. Meine eigenen jedenfalls sind mir lieb und teuer… und ich gerate psychisch und körperlich ins Trudeln, wenn ich über längere Zeit von ihnen abweiche, irgendwann starre ich dann in den Spiegel und seh’ ein Gesicht, mit dem ich nichts anfangen, das ich nicht mehr ernst nehmen kann. Seit Ende des Studiums hatte ich keinen einzigen Arbeitsauftrag, der nicht selbst initiiert war: alle Regelmäßigkeiten, die sich seitdem künstlerisch wie angewandt etabliert haben, beruhen auf meiner Disziplin. Lässt die nach, verlier’ ich den Bezug zu mir.
Sie kennen das bestimmt.
Ich gehör’ nicht zu jenen, die glauben, ein Lebenswerk hinterlassen zu müssen, was von meiner Arbeit übrig bleibt, lässt mich kalt. Ich will Jetzt wirksam und sichtbar sein.
Himmel, klingt das alles flach, da ist noch kein Satz dabei, der richtig sitzt. Ich mach’ mal einen Punkt.
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Und fang’ neu an.
Die neue Rubrik „erste Sätze“: Norbert W. Schlinkert schrieb in seinem Kommentar gestern, der erste sei der „Haken, mit dem man sich den Leser krallt“.
Hat er recht. Und auch wieder nicht. Denn, abgeschnitten von ihrem Textkörper, wirken die ersten Sätze vieler großartiger (oder auch nur guter) Romane ganz und gar nicht charismatisch: man muss schon ein paar Seiten zugeben, bis der magische Haken richtig greift, meistens. Also dieser „erster Satz“- Hype wäre eigentlich verfehlt. Oder einfach selbst ein Haken, um Leute zum Lesen zu bringen. (Etwas in der Art hatte die Stiftung Lesen mit ihrem Wettbewerb „Der schönste erste Satz“ sicherlich im Sinn)
Ich sag’ Ihnen mein ganz subjektives Motiv für die neue Rubrik: ich lese mich gerade durch meine gesamte Bibliothek. Viele Bände hab’ ich schon ein-, die meisten zweimal gelesen, jetzt kommt das dritte Mal – welches Buch jetzt nicht besteht, fliegt raus. Ich bin sehr gierig, deswegen muss ich Bücher immer mehrfach lesen, um zu wissen, was drin steht: das erste Mal ist für die Reise, da tauche ich schlichtweg ab, markiere mir höchstens einzelne Passagen für später. Das zweite Mal lese ich für den Plot, das dritte für Konstruktion, Stil und einzelne Sätze. Dann, sollte man denken, wär’ ich bereit für eine Besprechung!
Tja.
Ich mach’ das nicht, Buchbesprechungen.
Mir fehlt nicht nur Zeit, mir fehlt auch Motivation: S i e machen das auf Ihren Weblogs besser, finde ich.
Große Lust packt mich indes, meine Bücher mal systematisch wieder in die Hand zu nehmen. Ich hab’ zum Beispiel zehn Jahre ausschließlich Science-Fiction gelesen, meistens im englischen Original, weil die Sachen entweder schlecht oder gar nicht übersetzt wurden; ich bin eine wahre Science-Fiction-Expertin. Gell, das wussten Sie nicht? Kein Mensch liest das Zeug. Oder, na ja, wenige.
Doch auch für Besprechungen von Phantastik und SF gibt es Spezialisten – falls Sie das Genre interessiert, schauen Sie einfach bei Molosovski vorbei, der beschäftigt sich mit kaum etwas anderem.
Arrg!
Ich lauf’ schon wieder aus dem Ruder, wollte doch schreiben, was ich tun werde. Na, ganz einfach: da ich mich sowieso durch meine Bibliothek fresse, kann ich ganz wunderbar erste Sätze sammeln und Ihnen präsentieren. (Nicht nur SF, keine Bange! ; )
Wenn mir etwas wirklich erwähnenswertes einfällt, schreib’ ich’s dazu, ansonsten nicht. Das Gute ist, Sie können mit den Sätzen tun, was Sie wollen, Sie müssen das entsprechende Buch nicht lesen, Sie können den Satz auch einfach nehmen und ein eigenes Buch dahinter schreiben.
Oder ihn frech als belangslos abtun, selbst wenn sich’s um illustre Werke handelt.
Sie können ihn auch in Ihren Tag mitnehmen und sehen, ob er bis zum Abend doch noch ein Haken wird.
Oder Sie spielen Hecht und schlucken ihn einfach runter… wird schon irgendwie verdaut werden, auch ohne Hirn.
Ende der Durchsage.
16:59
Danke für die Vorschläge, hier nun der Anfang der neuen Rubrik. Weitere Sätze sind willkommen.