“Kein Baum braucht eine Aussage, um zu wachsen.”
Dr. Lipom
Ich hatte angekündigt, vom Fortschritt der Lektüre berichten zu wollen. Doch jetzt hat sie mich erst einmal so verstrickt, dass kein roter Faden herauszuziehen ist, an dem ich beginnen könnte. Klar ist, das ist eine verdammt ungewöhnliche, besessene, aus der Fülle von Imagination und Weltverstrickung herausgärende, gigantische Ideenfrucht, für die zwei Buchdeckel viel, im Grunde, zu klein sind. Selbst wenn dazwischen über tausend Seiten liegen. Himmelhilf. Doch er wird’s nicht tun.
Meine Lesegewohnheiten sind für sowas nicht gerüstet; ich hab’ sie in die Tonne getreten und mach’ mir neue. Weil – und das ist wirklich die Entdeckung – sobald man mal angefangen hat, sich auf das wolpertingersche Wesen einzulassen, kommt einem die vertraute Vorstellung, ein Roman müsse aus einem Guss sein, ziemlich bescheiden vor. Ein bisschen wie Fast-Food.
So. Nu’ erst einmal laufen gehen. Ich weiß, ich erzähl’ so wenig. Was bringt es, Ihnen zu sagen, geschätzte Leser:innen, dass ich’s im Kopf tu’, ständig? Und weiß doch auch, dass ich ohne Manifestationen (ach, diese krausen kleinen Dingerchen, die sich Buchstaben nennen) bald nur noch zu einem imaginären Publikum sprechen werde. Tja. Dabei –
Aber ich mach’ jetzt keine Ansagen. Ich wär’ lieber der Baum.
“Wolpertinger oder Das Blau”, Alban Nikolai Herbst, Axel Dielmann Verlag 1993