Was ich liebte

Siri Hustvedt mit „Was ich liebte“:
Es geht um zwei miteinander befreundete Paare in New York, einer davon Künstler, dessen Entwicklung von der erzählenden Figur, einem Kunsthistoriker, über alle Plateaus des Romans hinweg beobachtet wird. Die beiden ersten Drittel des Romans passiert nicht viel: Der Künstler arbeitet, der Kunsthistoriker ebenfalls, die Frauen, obschon auf sehr selbstverständliche Weise ebenbürtig, bleiben Nebenfiguren. Der Künstler entwickelt ein für meine Begriffe ziemlich konventionelles Werk, das Hustvedt aber liebevoll beschreibt. Viel zu langatmig. Trotzdem: Ich finde die Idee spannend, fiktive Kunstwerke zu erfinden und literarisch ins Leben zu rufen. Wie kann so etwas funktionieren? Bei ihr jedenfalls nicht.
Ein Kunstkritiker wird als eine Art Teufel beschrieben, er taucht immer wieder auf, bleibt aber klischeehaft. Macht nichts. Dann die Söhne der beiden Paare: Einer stirbt jung, zerreißt mit seinem frühen Tod die Ehe des Kunsthistorikers, der andere, Sohn des Künstlers, entwickelt sich zu einer Art Monster: Lügend, gefühlskalt, die elterlichen Werte immer wieder verratend. Nicht zu retten. Im letzten Drittel des Romans zieht das Tempo merklich an, Drogen, Crime, Krankheit und Tod, plötzlich gerät alles ins Trudeln, die Erzählerfigur in die Isolation.
Klingt alles ziemlich depressiv. Ich hab’s aber nicht so empfunden. Konstruiert, ja. Autobiographisch angefüttert, sicher, immerhin lebt Siri Hustverdt mit Paul Auster und einer, wie man liest, künstlerisch hoch begabten Tochter selbst in New York.
Ich mag, wie Siri Hustvedt schreibt. Ich kann mich mit keiner der Figuren ihrer Bücher (schon gar nicht mit den neurotischen Frauen!), wohl aber mit ihrem Stil identifizieren, er hat etwas selbstverständliches. Sie schreibt so, wie ich sie mir als Person vorstelle: Ein wenig distanziert, genau beobachtend, gelehrt, ambitioniert, vorsichtig den Blutbahnen ihrer persönlichen Leidenschaften folgend. Sie tut sprachlich nicht so, als sei sie cooler, als sie ist. Nimmt sich Zeit. Sie entwickelt keine Wunsch-Welten in ihren Romanen, sondern solche, die wie künstliche Satelliten um ihr eigenes Lebensmodell kreisen; ich glaube, sie schmückt sich mit ihnen. Dagegen ist nichts zu sagen. Ist sie eben eine Konstrukteuse, die Autorin, na und? Mir ist das lieber, als wenn mir jemand stilistisch ständig die eigene Grandezza vorführt.
Jeder, der weiß, wie es sich anfühlt, etwas aus dem eigenen schöpferischen Quell heraus zu entwickeln, wird dieses Buch genießen.

Ja.

Ich bin noch da. Hab nur so eine böse Bronchitis, die mich brummig macht. Vor allem, weil sie mich am Joggen hindert. Wenn ich morgens nicht ne Stunde jogge, fangen die Nerven an zu brizzeln
wehe, jemand kommt mir dann quer
Diese Mistkerle! Diese harten kleinen Hustentiere in meiner Kehle. Knacken würde ich euch, wenn ich könnte!
Meine Land-Großmutter nahm die Flöhe ihrer Hunde immer zwischen die Nägel von Daumen und Zeigefinger und ZERKNACKTE sie!!! (Jetzt, da ich darüber nachdenke, finde ich’s erstaunlich. Wie hat sie das hinbekommen?)

Heut Abend

werde ich die Einführungsrede für zur Vernissage von Nisrek Varhonja in der Galerie Raphael 12 halten. Wer also in der Stadt ist…
bis dann
phyllis

B o x I T
N I S R E K V A R H O N J A

V E R N I S S A G E
Freitag 30.01. von 19.00 bis 21.00 Uhr
In Anwesenheit der Künstlerin Nisrek Varhonja

E I N F Ü H R U N G
Phyllis Kiehl, Künstlerin und Autorin, Frankfurt am Main

AUSZUG AUS “Im Sog des Unwahrscheinlichen” von Phyllis Kiehl, 2008

[…] so ausdrucksvoll sind die teils organisch, teils plastillin anmutenden, wuchernden Formen und Geschöpfe, die ihre Formate bevölkern, dass diese keine Untergründe zu sein scheinen, sondern Spielwiesen für die von Varhonja ins Leben gerufenen Existenzen. Eine Vorstellung tut sich mir auf: Als habe die Künstlerin ein riesiges Paket fiktiven genetischen Materials zur Verfügung, das sie über den Territorien ihrer Wahrnehmung abwirft, und dieses Material habe die Fähigkeit, gewohnte Strukturen in einen Zustand der Metamorphose zu versetzen. In einem gleichermaßen Schöpfungs- wie Aneignungsakt entwickelt Varhonja eine surreale, sinnliche, dicht bevölkerte Welt, in der sie allein die Fäden in der Hand hält.
Das Kontinuum dieser Bildwelt kommt ohne Zitate und Verweise aus. Kein visueller Einfluss von außen ist als solcher erkennbar, sämtliche dem Betrachter alltäglichen, vertrauten Formen sind in Varhonjas Kosmos transformiert, codiert, zu neuen Wesenheiten
verschmolzen, die in komplexe räumliche Szenarien eingebettet werden. […]

G A L E R I E R A P H A E L 1 2
Braubachstraße 12
60311 Frankfurt
T 069 72 90 37
F 069 21 99 62 31
http://www.galerieraphael12.com/de_script/ausstellungen/ausstellung/?ID_Ausstellung=46&jahr=2009info@galerieraphael12.com

Kreatives Schreiben

Komme eben von einem Wochenend-Seminar in Bonn. Großartige junge Leute kurz vor dem Abitur, von allen Seiten mit Erwartungen bedrängt und trotzdem in Bestform. War ganz betrübt, sie wieder in den Schulalltag verabschieden zu müssen. Muss jetzt Luft holen… den Flow nachhallen lassen, trotz der arbeitsintensiven Woche, die vor mir liegt.

Zum Abschluss des Seminars trug M. im Namen der Gruppe ein Gedicht vor. Es heißt

Dein Lächeln, Phyllis

Phyllis, du bist so wunderbar,
Dein Lächeln ist so sonnenklar,
Du machst uns immer wieder Mut,
Du bist für diese Welt zu gut.

Du reimst und schreibst,
Dein Gefühl fließt wie ein Flow.
You let your creativity go.
Without fear , we love it so.

Liebe Phyllis wir möchten dir sagen
Du bist ein Engel und für die, die es wagen
das Gegenteil zu sagen
die werden wir verklagen.

Eine gute Freundin warst du,
eine tolle Erinnerung bleibst du.

In solchen Momenten geht die Sonne auf : )
Danke Euch allen, die ihr dabei wart
Let it flow!!!!