Unwegsames Gelände. Sonntag, 17. Juli 2011

Ich ringe mit einer Entscheidung; es ist eine von jenen, die unabsehbare Folgen haben. Natürlich werde ich nicht darüber schreiben, bevor sie getroffen ist – Sie können sich vorstellen warum. Mein inneres Parlament jedenfalls ist schon eine ganze Weile damit beschäftigt; ein spezieller Ausschuss entwickelt seit langem Szenarios, wie das Danach aussehen wird. Ich verliere langsam die Geduld. Das passiert nicht oft – ich mute meinen Nerven so einiges zu, sie sind das gewohnt.
Wenn sie dennoch zu versagen drohen, schicke ich alle Parlamentarier in Urlaub und gehe in Das Grüne Zimmer.
Die Tage vor dem Betreten des grünen Zimmers sind schwierige, ich höre immerzu schon diesen Klick: wenn die Tür hinter mir zufällt. Es ist ein leises, aber nachdrückliches Geräusch. Dahinter ist Schweigen. Kein Laut dringt mehr von draußen hinein, ich bin allein mit meiner Frage.
Noch bin ich nicht drinnen. Mein Parlament ahnt nichts von seiner Entmachtung, da fliegen seit Tagen und Wochen die Fetzen, ich mag gar nicht mehr richtig zuhören.
Ich erzähle Ihnen das nur, weil ich nicht weiß, wie sich das alles auf mein Schreiben hier auswirken wird. Vielleicht lässt sich das Bevorstehende in Form bringen, vielleicht auch nicht, oder zumindest nicht unmittelbar. Wir werden sehen.

Apollinaire, auch mit A. Sonntag, 10. Juli 2011

Auch Tainted Talents wird sich Trithemius’ Idee anschließen und beim Blogger-Flashmob mitmachen. Morgen, 20:20 Uhr, posten wir alle geichzeitig ein A!
Aber warum nicht gleich ein Manifest oder eine knackige Frage?
Dafür gibt’s Gründe, die mir einleuchten – zu finden beim Initiator : )
Machen Sie auch mit? Dann einfach drüben bei Eugene eintragen. Und natürlich ein A. für morgen Abend bereithalten!
Bin mal gespannt.

(Ach ja, Apollinaire. Die elftausend Ruten. Schwitz. Worauf eine manchmal so stößt, mitten im Sommer – schon seltsam.)

Psychopilzfarm. Freitag, 8. Juli 2011

Mitnutzung ab sofort.
Gute Hanglage weit nördlich vom Sitz der Vernunft.
Garantiert durchgeknallte Mitmieter, Anzahl steigend; Wartungskosten werden anteilig umgelegt.
Geregelter Ernteplan, bei Bedarf Namen und Datum vorne am schwarzen Brett eintragen.
Kontakt über Tainted Talents, bitte nur ernst gemeinte Zuschriften.

Die Kant – Briefmarke. Mittwoch, 6. Juli 2011

Was ich mir von dem gemerkt habe, passt auf eine Briefmarke. [Stell Dich gerade, Phyllis, Du schaffst das ohne ihn]
Nach allem, was Sie gestern schrieben, fühle ich mich etwas fremdartig. Als ob mein Gespür für Augenhöhe ein anderes wäre als Ihres. Ich taste mich da mal so hin, in Ordnung?
Fangen wir verkehrt herum an: Ihre Einwände sind mir nicht fremd. Ich werde augenblicklich aggressiv, wenn mir eine Person, die ich nicht kenne, mit diesem vermaledeiten Wort „dürfen“ kommt. Wenn ein „Du darfst“ oder „Sie dürfen“ von einer vermeintlich höher gestellten Person ausgesprochen wird. Man lässt sich ungern was gewähren. Es sollte entweder selbstverständlich sein, oder erkämpft werden, aber gewährt …? Grrr.
Das „du darfst“ hat’s mir trotzdem zugetan. Klar, niemand mag es in der Werbung und standardisiert, dieses „gönn’ Dir was“ ist schrecklich, als Spruch.
Aber im Privaten? Kein Zeichen von Gönnerhaftigkeit: ich hatte nichts Doppelbödiges im Sinn, als ich die beiden Sätze schrieb. Erst, seitdem Sie es mir vor Augen führten, schillert die Perfidie wie ein Ölfleck auf dem gestrigen Tag. Die will ich aber nicht haben!
Um in der schlichten Formulierung zu bleiben: ich hab’ kein Problem mit Augenhöhe; ich halte sie für selbstverständlich. Von dieser Augenhöhe aus käme ich nicht auf die Idee, meinem Gegenüber etwas verbieten zu wollen. Oder zu erlauben. Was aber passieren kann ist, ich möchte jemandem etwas vor Augen führen – so wie Sie es gestern taten. Einen Bedeutungszusammenhang, eine Vorstellung, eine Interpretation, was weiß ich. Ich möchte jemandem sagen, pass auf, meiner Ansicht nach ist die Sache so und so. Du darfst. Es gibt da etwas, das (uns) gewährt ist. Man spräche dann nicht als Absender, sondern als Bote. Und in dieser Eigenschaft auch neutral – eben nicht selbst gewährend, sondern aufdeckend. Vielleicht müsste man die Aussage dann relativer formulieren? Vielleicht so:

„Steht Dir ja frei, nein zu sagen. Und Du könntest auch sofort damit anfangen – bei mir zum Beispiel…“

(Klingt schon anders, gell?)
Mir ging’s aber eigentlich, eher grob, um eine Idee von Handlungsspielräumen, und welcher Akt diesen vorausgehen könnte: das wollte ich so schlicht wie möglich formulieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Hat offensichtlich prima geklappt!
(hüstel)
Außerdem stoße ich seit einiger Zeit auf eine ganz unironische Neugier, mich mit den zehn Geboten zu beschäftigen. Allerdings nicht nach-vollziehend, denn, da gibt’s massig viel Kontext.; der verpflichtet dann gleich so sehr, ihn zu kennen. Lieber denke ich mir erst einmal etwas in die Hand… auch wenn damit offensichtlich guter Nährboden für Missverständnisse entsteht. Doch die sprössen ja auch nicht weniger, wenn wir alle Theologen wären, oder?