der Herbst wüsste, dass hierzulande noch nicht alle ein Dach über dem Kopf haben: Er darf einfach noch nicht kalt werden.
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Bildstörung
Zu wissen
Glauben, ohne sich dabei schuldig zu fühlen: weil Wissen doch überzeugender wäre, akzeptierter. Das nagende Unvermögen, im Glauben zu verbleiben, ihn als Zufluchtsort anzusehen. Ist er mir nicht. Ist nur das Foyer vor der Halle des Wissens; manchmal verweile ich dort, weil es geheizt ist. Dann, durch die beiden riesigen Flügeltüren, empfängt mich die Halle mit einem solchen Ansturm, dass ich augenblicklich zurück will ins lauschige Foyer.
Kernspaltung: Von Meisen lernen
Die Meise, das muss gesagt werden, hat das Prinzip komplett verinnerlicht.
Für den Kern, den sie spalten will, braucht sie eine harte Unterlage. Der Meisenschnabel ist nicht kräftig genug, um ihn ohne Widerstand zu knacken; sie legt den Kern zu ihren Füßen ab und hackt auf ihm herum, bis er aufspringt. Mein neues Vogelhäuschen habe ich mir so auf dem Balkon angebracht, dass ich das alles gut im Blick habe.
Eben stand auch Friedrich, meine stattlicher Tauber (er gehört mir, daran besteht überhaupt kein Zweifel, ich hab’ ihn benannt), auf dem Spitzdach des Häuschens und sann, ganz offensichtlich, welcher Neigungswinkel nötig wäre, um ans Futter zu kommen. Der Erbauer des Häuschens hat das aber vorausgesehen und das Dach so tief herunter gezogen, dass nur recht kleine Vögel unter demselben landen und picken können. Die Taube würde ja alles auf einmal wegfressen. Gell. Deswegen darf sie nicht rein.
Ich meine, Friedrich wiegt bestimmt hundertmal so viel wie eine Meise. Vielleicht sogar zweihundertmal. Keine Ahnung. Und frisst schneller. Hat wahrscheinlich einen robusteren Magen, schluckt einfach alles so weg, braucht nichts aufzuhacken.
Friedrich scheint unschlüssig, wie er weiter vorgehen soll. Kackt erstmal auf’s Dach: Wenn nichts zu holen ist, kann man ja wenigstens mal eine Markierung hinterlassen. Tut er aber eh, weil er immer so heftig in der Birke herumflattert, weiß der Geier (nee, der weiß es nicht) warum, dass er bereits den halben Baum entlaubt hat. Die Birke, so viel steht fest, braucht keinen Herbststurm, um ihre verbliebenen Blätter zu verlieren, das erledigt Friedrich so ziemlich im Alleingang.
Die kleinen Vögel, wenn sie könnten, würden sicher dem Vogelhäuschenbauer zujubeln, dass er so vorausschauend war. Die Meise, während sie ihren Kern spaltet, hat ein Dach überm Kopf; das mag sie nicht nur, sie braucht es auch. Trotzdem gibt es Exemplare, die vor Ort essen und andere, welchen selbst der Schutz des Vogelhäuschens nicht ausreicht. Sie nehmen den Kern nur auf und flattern weg, um irgendwo auf einem Ast ihre Kernspaltung zu verrichten. So wie sie’s vom Knödel gewohnt sind. Den ich nur der Vollständigkeit halber erwähne, da der Knödel als Futterplatz tatsächlich unangefochten den Meisen vorbehalten ist, weil sie die einzigen sind, die kopfunter hängend picken können. Von den Spatzen mal abgesehen, doch das führt jetzt zu weit, denn mir geht’s ja um Futterplätze, die von verschiedenen Spezies angeflogen werden können. Oder könnten. Wenn man das Dach nicht gar so niedrig baute. Ich würde das sozialen Wohnungsbau nennen, vielleicht.
Sonntags ist hier übrigens die Hölle los. Ich liege, bequem mit Kissen hinten, rechts und links im Bett mit dem Laptop auf dem Schoss, meine absolute Lieblingsschreibposition. (Berufliche, nein, angewandte Texte schreibe ich übrigens n i e im Bett. Für die muss ich gekleidet sein und kerzengerade sitzen)
Heute sitzt mir niemand im Nacken, nicht mal ein Schalk. Brauche auch keinen Schalk, brauche einfach nur das Novemberlicht, das die gelben Blätter der Birke in meinem Hinterhof aufleuchten lässt, siebenacht Rosenblüten, die dem Spätherbst noch trotzen, dazu ein paar Vögel, die ihren eigenen Verrichtungen nachgehen und einen Tag ohne Termin. Ich bleib heute im Morgenmantel.
Genug geplaudert für’s erste: Eben ist mir etwas eingefallen, Schreiben macht ja Sporen im Gehirn. Den Einfall muss ich aber erst spalten, damit ich an sein Fleisch komme. Sollte machbar sein. Die Meisen können’s ja auch.
Leichtfuß & Tiefgang
Nur, damit etwas drinsteht, sagte eben eine alte Bekannte am Telefon, solche Texte gefallen mir nicht. Ich mag Tiefgang.
Ja nu, geht mir genauso. Deswegen muss ich auch das nächste Zeitloch abwarten, nein, nicht abwarten, sondern erreichen, um meine Lust auf’s Spüren mal wieder auf mich selbst anzuwenden. Momentan arbeite ich wieder mit Jugendlichen, für die Lust in Verbindung mit Sprache eine ziemlich weit entfernte Idee ist. Dennoch schreiben sie mit mir. Einfach, weil – zunächst – ich es will. Ich leihe ihnen mein Wollen, bis sie ein eigenes empfinden. Dauert erfahrungsgemäß einen gemeinsamen Tag; am zweiten wird’s schon normaler. Und normal ist gut. Für die jungen Leute, die bei mir sitzen, sogar sehr gut.
Für heute bin ich zurück am Schreibtisch. Nu’ aber wartet das Buchhaltungszeugs. Die Vorbereitung für meine morgige Gruppe will auch gemacht werden. Später noch in die Muckibude, weil Hirnjogging alleine nicht reicht. Schade eigentlich. Kopfarbeit sollte sich wohltuend auf den Körper auswirken, tut’s aber nicht. Stattdessen verzieht sich alles und das Körperkonstrukt verliert an Definition. Meine Jungs und Mädchen haben Sixpacks und Gazellenbeine, dafür aber ziemlich mageres Vokabular.
Tja.
Ich mach’ mich besser mal wieder an die Arbeit. Hilft ja nüscht ; )
Selbstbeschwörung
VerlustVerlustVerlustVerlustVerlustVerlustVerlust
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(Und jetzt legt sich Madame mit ihrem Laptop zurück ins Bett und probiert mal, ob’s vielleicht auch mal wieder zu einem zusammenhängenden Text langt.
Ohne Zugzwang.
*lächelt*)
between the lines
((Ja, ich weiß, höchste Zeit für etwas Neues hier, man kann einfach nicht länger als drei Tage auf so einen Becher starren. Klar. Ich geb’s weiter, okay?))
Punk oder Pausbäckchen
Madame, für heute, hat sich entschieden. Drüben in Die Dschungel >>> sieht die Sache ganz anders aus.
Ups.
Meine drei Bedenkenträger
(((((Sorry, Madame ist buchstäblich ziemlich abgelenkt gerade…)))))