Nachtoyle

Paris im Regen; im Kaminschacht des alten Hauses braust der Wind. Ich komme schwer aus den Federn dieser Tage, bin lange wach, oft bis in die frühen Morgenstunden.
Wird nicht einfach werden, das Nachteulendasein abzulegen, wenn die Frankfurter Routinen wieder losgehen. Oft steige ich aus dem Bett, weil mich eine Bildidee umkreist, mach’ schnell ein paar Skizzen ins Buch. Überhaupt: die flüchtigen Einfälle ernst zu nehmen! Sie kommen leise wie Motten, oder wie eine Schar ganz kleiner Nachtfalter.
Doch jetzt wartet der Jardin des Plantes. Die Pflanzen duften betörend, wenn sie nass sind. Es ist Sommer.
Noch.

Unter Frauen

„Das Experiment bestand darin, eine Gruppe junger Männer in ihren T-Shirts schlafen zu lassen, immer im gleichen, drei Nächte am Stück”, erzählt Caliope. „Sie durften sich weder waschen, noch parfümierte Substanzen verwenden während dieser drei Tage. Die Shirts wurden im Anschluss einer Gruppe junger Frauen vorgelegt, zum Schnuppern. Die Teilnehmerinnen sollten sich für einen bestimmten Duft entscheiden, will heißen für den Mann, dessen Shirt für sie am besten roch.“
„…Und?“
„Die Testgruppe entschied sich für einen kleinen Prozentsatz an T-Shirts, nur vier von dreißig.“
„Und die Auserwählten wurden hinterher kollektiv vernascht?“ frage ich.
„Wer’s glaubt!“
„Schade eigentlich.“
Caliope lacht: „Der Clou daran war, dass man vor Beginn des Versuchs die Spermienaktivität aller beteiligten Männer getestet hatte. Die Shirts, die ausgewählt wurden, gehörten zu den Kandidaten, deren Proben die höchste Spermiendichte und Aktivität zeigten.“
„Das Wimmelsperma hat gewonnen.“
„Das heißt ja dann wohl, wir sind immer noch ziemliche Tiere, oder?“
„Wo hast du’s denn gelesen?“
„Im Netz. Meinst du, es ist ein Fake?“
„Keine Ahnung, weißt du die Quelle nicht mehr?“
„Leider nicht. Aber ich hätte mitgemacht.“
„Ich auch. Sofort.“