schlechte Gesellschaft.
Archiv für den Monat: November 2012
Graue Tage
Drittes von rechts
Mir fehlt
Ein schöner Rücken…
Gong um Punkt neun
Signaturen
Wenn das Eigene sich löst
träum ich fremde Signaturen: da
und d a
kein Papier, kein Vertrag, nur
ein Mal
vom Lager entfernt seyn.
Davon, das gleiche Hemd zu tragen, bis es starrte
kein Wasser, Lappen, nichts, was untreu macht
kein zweites Gesicht zu haben,
keine alte Signatur
kein anstatt
Wer die Meduse schluckt
hat die Adern voller Blindschleichen
Spuren hinterlassen, 9
Farah Days Tagebuch, 7
Mittwoch, 21. November 2012
Jetzt soll ich also einen Text über LICHT schreiben.
Pressemitteilung ist raus, ich hatte bereitwillig zugesagt, klar schreib’ ich einen Text über LICHT. (Pah, ein Klacks)
Obwohl, außer nachts bei Kadim auf dem Futon, wenn der Ölofen seine flackernden Ringe an die Decke wirft, denke ich selten über LICHT nach, und das wär’ ja was, der Futon, den vorzubringen mit Marie im Publikum, bestimmt wieder in der ersten Reihe, die an die gleiche Decke und auf die gleichen Ringe starrt, wenn sie neben ihm liegt.
Fällt also flach. Eh zu privat, wenn die Kollegen was real LICHTiges schreiben. Aus der Pressemitteilung klingt’s, als hätten die seit Jahren nichts anderes gemacht als über LICHT nachzudenken, wow, heißes Eisen. Das ganze Land ist davon ergriffen, anscheinend!
Mein eigener Text jedenfalls, der imaginäre, gleisst mir im Kopf, ich steh’ Qualen aus, weil, mit Transferleistung hab’ ich schon lang’ nichts mehr verfasst. Privates geht mir locker von der Hand, aber LICHT?
Da kommt der alte Trotz hoch, wenn’s einen Sinnzwang gibt denk’ ich mir immer schnell was aus, natürlich originell und möglichst kühn, aber trotzdem, umgehend.
(Kadim erinnerte mich gestern vergnügt an die einzige Hausarbeit, die ich ihm mal abgeliefert hab’: wie mutwillig lüstern die am Thema vorbei war.)
Also, LICHT. Ich schreib’ so schnell ich kann um dem Kalkül voraus zu sein, denn, fast sicher, weiß ich wirklich was Grundlegendes über LICHT. Komm raus, komm’ ohne Üben raus, beLICHTe mich.
(Frag’ mich ja schon, wie Kadim da drauf gekommen ist. Hat einfach genommen, was ihn selbst am meisten interessiert und es zum allgemein relevanten Thema hochgejubelt. Wie komm’ ich eigentlich dazu, mich darauf einzulassen, schön blöd.)
Schon witzig, wie sehr ich das Schreiben hasse. Ich richte mich ein, die richtigen LICHTverhältnisse, Kissen, Musik, alles in Reichweite, beginne und das einzig tröstliche ist die Zukunft, in der das alles schon geschehen sein wird, als würd’ ich mir von weiter vorne in der Zeit dabei zusehen, wie ich schreibe.
Mein Lieblingstrick. Die Vorstellung, daß ich später LICHT sein werde. In der Gegenwart auf Grund laufen, später ein LICHTfisch mit Laternchen am Kopfe. (Denke ja immer noch, ich muß strahlen, aber lieber später als früher. Modifikationen jedenfalls.)
Jedes externe LICHT ist gelogen. Worte sind einfacher, weil flexibler zu handhaben, aber schwieriger, weil flexibler zu handhaben.
Immerhin bieten sie ein Aufgrundgefühl.
Die Vermessung der Welt
bei erschwerter Handhabung.
(Bildquelle: Palais Tokyo)
11:07
Ach ja: Ich hatte vor ein paar Tagen das Vergnügen, den Londoner Vokalisten >>> Phil Minton im Weltkulturen Museum Frankfurt zu erleben. Minton zählt zu den wichtigsten Musikern der englischen Improvisationsszene, was mir aber egal ist: Ich hätte mir auch vor Freude in die Buxe gepieselt, wäre er ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Womit auch wieder der Bezug zum Stift hergestellt wäre – dieser Typ kann, ohne Mikrophon, ohne Noten, ohne Vorlagen derart unglaubliche Laute aus seinem Körper hervorbringen, dass man für die Dauer seiner Darbietung völlig vergisst, dass es Worte gibt, nein, schlimmer, warum es Worte gibt ; )
Falls Sie seinen Namen mal irgendwo sehen, unbedingt hingehen! Und danach mit ihm in die Kneipe – der hört nämlich auch fern der Bühne nicht auf, sein eigenes Instrument zu sein.