… hieß die erste Schreib-Aufgabe, die ich meinen zehn neuen Mädchen heute Morgen stellte. Schrecklich, dass man jetzt immer an die unsägliche Klum mit ihrer Modelshow denken muss, wenn jemand “meine Mädchen” sagt, oder? Aber ich küsse sie wenigstens nicht. (Und würde dabei, falls es mich doch überkäme, auch nicht diese gräßlichen Laute produzieren, mhoa, mhoa)
Wie auch immer, bin im workshopmodus. Ich soll/Ich will – Listen, für den warm-up, immer schön abwechselnd. Was die Anderen von einem erwarten, was man stattdessen lieber tun würde.
Sie wollten alle immer nur shoppen und mit Freunden abhängen.
Hm. Ich warf ein paar Vorschläge auf den Tisch, danach ging’s besser. Man muss eben erstmal was wollen wollen. Gar nicht so einfach, gell?
Die Trainerin ist müde jetzt. Wird aber später vielleicht heimlich mal ihre eigene ich soll/ich will – Liste erstellen…
Archiv des Monats: Februar 2011
Gewebeprobe: Satisfaktionsfähig.
Er ist ja nicht ohne Reiz, der Gedanke, es könnte Orte geben, wo Mann sich auch mal ungestraft dem Größenwahn hingeben kann. Öffentlich hat er ja kaum Möglichkeiten, seine private parts zu preisen – so wie ein Schlafloser heut’ Nacht hier auf TT – ohne sich als Maniac zu outen. (wenn ich was definitiv n i c h t brauche, ist’s ein virtueller, übrigens)
Doch wen wundert’s, dass sein Gesang so ungekonnt ist? Wo soll er denn üben? Oder wo kann er, wie Brossman >>> hier in anderem Zusammenhang (doch vielleicht gar nicht so anderem) schrieb, Intensität mit den Weibspersonen „ironiefrei mit Herzblut und nichtsdestotrotz erheblicher Leichtigkeit“ praktizieren?
Dazu die Angst, nicht zu genügen. Des Möchtegern-Größenwahnsinnigen, meine ich. Also kauft man ein, zwei Flaschen Wein, wartet, bis alles schläft und keiner wacht, und haut dann mal kräftig auf die Pauke.
Mit dem Teil. Ho, hey, ho, und ’ne Buddel Rum.
Hören Sie, Schlafloser – Sie sind auf dem richtigen Weg. Nur den ganzen Alk und was sonst noch so an enthemmenden Konsumgütern rumliegt, das sollten Sie mal weglassen. Kandidaten, die nüchtern weibstoll sind, die findet das Weib toll. Besonders, weil’s mittels pointierter Ausdrucksweise einfach mehr zu gewinnen gibt.
Doch das nur nebenbei.
Oder sagen wir, vorab. Denn was Schlinkert heute Morgen anmerkte, zielt auch auf den Schlaflosen mit: „Ja, das ist die Frage, Sein oder Nichtsein. Künstlerisch, meine ich. An sich kann man natürlich aus jeder Haltung zum Leben künstlerisch Profit ziehen, doch dann muß man unter Umständen sein Leben lang den selben Schlager singen, weil alle schunkeln wollen. Ich denke, hier und da seinem Grundgefühl mal das Wasser abzugraben, ist wichtig, sonst bleibt man stecken. In sich selbst.“
Ich stimme zu. Wenn Wasser abgraben nicht impliziert, dass man es loswerden kann, das Grundgefühl. Kann man nämlich nicht, meiner Erfahrung nach. Man kann nur zusehen, dass man Form gewinnt. An den Punkt komme ich immer wieder … Form gewinnen. Der Zaghafte für seine Zaghaftigkeit, der Größenwahnsinnige für seinen Größenwahnsinn. Die Zornige für ihre Wut. Die Aggressive. Der Wehrlose. Die Angstbesetzte. Der Schwanzgesteuerte.
Ich will das nicht alles in einen Topf werfen. Also denke ich an das Bild dieser Malerin, die einen „Buckel macht, damit die Welt darauf herunterrutschen kann“, wie Ralf darunter formulierte. Abwehr. Um bei sich selbst bleiben zu können. Wenn man den Schubladen schon in Zukunft nicht würde entrinnen können, dann sollte es eine selbst gezimmerte sein. (Wer hätte ahnen können, wie lange das dauert? Und wie oft sie sich verwerfen und klemmen würde?)
Mein Grundgefühl war, mir selbst nicht genügen zu können. Nie waren es die „Anderen“, die mir das suggeriert haben; ich traf als Studentin auf weit mehr Wohlwollen und Anerkennung als viele der anderen Künstler:innen, die ich damals kannte. Nein, die Ablehnung produzierte ich mir selbst. Als Flucht nach vorn. Als würden ganze Heerscharen von Kritikern auf mich warten, gegen deren Boshaftigkeit ich mich nur wappnen konnte, indem ich selbst kein gutes Haar an mir ließ.
So.
Unnötig zu sagen, ich habe inzwischen ein paar Weichen gestellt.
Worauf wollte ich hinaus?
Auf Sie, glaube ich.
Uns. Was uns zum Laufen bringt. Was mich letztendlich zum Laufen brachte, war Trotz. Beharrlichkeit. (Nicht fremdes Lob, obwohl ich es extrem genieße, gewürdigt zu werden. Auch umschmeichelt. Was soll ich’s leugnen.) Nein, es war vor allem, in meinem Fall, die Abkehr von den nicht gut genug sein- Keulen: Nicht robust genug sein. Nicht klug genug, talentiert genug, angemessen genug, durchsetzungsfähig genug. Nicht klischeefrei genug. Genug genug genug genug genug genug. Genug. Genu. Gnu. (Allein, das Wort zwanzigmal zu wiederholen, macht es schon auf höchst angenehme Weise albern)
Oje, der Text wird zu lang. Alle behaupten ja, im Web muss man sich kurz fassen. Dabei war ich noch gar nicht bei der Pointe angelangt.
TT Maulfaul.
ErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztext
ErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztext
ErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztext
ErsatztextErsatztextErsatztextErsatztextErsatztext……………………………………………..; )
Hating swans. Donnerstag, 3. Februar 2011
TT 1994.
(The long road to perfection, I)
10:32
“Nicht zu fassen, dass Du das bist” sagte eben ein Freund am Telefon. “Aber die Bilder sind gut.”
“Ich finde auch die Frau gut” sage ich.
“Echt???”
Ja. Definitiv. Genau in diesem noch nicht definiert sein.
12:48
Ein anderer Freund vorhin: “Eure Diskussion zu Black Swan geht am Film vorbei.”
“Warum?”
Er erklärt es mir.
“Und warum kannst Du das nicht schreiben auf TT? Du schreibst nie auf TT! Dieses Perfektionsding ist ein wichtiges Thema; ich bin damit noch nicht fertig und viele andere, glaub ich, auch nicht.”
“Dann zeig’ mir mal, wie man das macht, Kommentar schreiben.”
“So!”
“Ist ja easy.”
“Allerdings.”
New mimics for free, ff
Vladimir Nabobov / Ada oder Das Verlangen
“Alle glücklichen Familien unterscheiden sich mehr oder weniger; alle unglücklichen ähneln sich mehr oder weniger”, sagt ein großer russischer Dichter am Anfang eines berühmten Romans (Anna Arkadievitch Karenina, ins Englische transfiguriert von R. G. Stonelower, Mount Tabor, Ltd., 1880).”
“Ada oder Das Verlangen”, 1969
(zugetragen von parallalie)
Remix. Mittwoch, 2. Februar 2011
Methoden. Radikal, auch gegen den eigenen Geschmack. Optimieren. Psychosexuell. Konkurrenzlosigkeit. Eigenheitsproduzent. Naiv. Systematisierbar. Die neuen Becketts. Reinheit und Geschmack. Gegen die Zeit. Die Bestie. Vermeidung von Adaptionen. Die Aufnahmefähigkeit der Zeitgenossen. Ungemein versöhnlich. Ohnmächte und Abhängigkeiten. Primat der bildenden Künste. Jenseits der Realität.
Wie schön, dass meine Methode – jetzt aus dieser willkürlichen Zusammenstellung Ihrer, liebe Leser:innen, Kommentare, jede, sagen wir siebte Silbe zu nehmen und diese Fragmente in unterschiedlichen Varianten so lange zusammenzufügen, bis wie von Zauberhand eine überraschend gültige Aussage auf dem Papier steht – nicht funktioniert… sonst wären wir alle nur noch am Buchstabenzählen.
Dennoch: sollten Sie das Gefühl haben, mit Ihrem Dreirad von Talent, Bildung und Lebenserfahrung immer wieder auf dem Goethe- statt auf dem Spielplatz zu landen, wäre irgendeine Methode von Zufallsgenerierung sicher hilfreich.
Wie ich darauf komme?
Ich denke immer noch über dieses Selbstoptimierungsding nach. Das Gespräch zu Black Swan. Kann sein, für mich, es geht nicht darum, sich gegen diese Sehnsucht nach Perfektion (und die damit verbundene Selbstdisziplin) zu sperren, sondern ihr ein verlässlich wiederkehrendes Element des Unwägbaren hinzuzufügen. Dafür Methoden zu finden.
Ich mag Perfektion, aber ich mag keinen Fleiß. Einer meiner ersten publizierten Texte hieß: „Wie kann man produzieren, ohne zu arbeiten?“
Wolf v. Niebelschütz / Die Kinder der Finsternis
“Es lag ein Bischof tot in einer Mur am Zederngebirge fünf Stunden schon unter strömenden Wolkenbrüchen.”
Die Kinder der Finsternis, Diederichs, 1959
(zugetragen von ANH)
Hermann Broch / Der Tod des Vergil
Stahlblau und leicht, bewegt von einem leisen, kaum merklichen Gegenwind, waren die Wellen des adriatisches Meeres dem kaiserlichen Geschwader entgegengeströmt, als dieses, die mählich anrückenden Flachhügel der kalabrischen Küste zur Linken, dem Hafen Brundisium zusteuerte, und jetzt, da die sonnige, dennoch so todesahnende Einsamkeit der See sich ins friedvoll Freudige der menschlichen Tätigkeit wandelte, da die Fluten, sanft überglänzt von der Nähe menschlichen Seins und Hausens, sich mit vielerlei Schiffen bevölkerten, mit solchen, die gleicherweise dem Hafen zustrebten, mit solchen, die aus ihm ausgelaufen waren, jetzt, da die braunsegeligen Fischerboote bereits überall die kleinen Schutzmolen all der vielen Dörfer und Ansiedlungen längs der weißbespülten Ufer verließen, um zum abendlichen Fang auszuziehen, da war das Wasser beinahe spiegelglatt geworden; perlmuttern war darüber die Muschel des Himmels geöffnet, es wurde Abend, und man roch das Holzfeuer der Herdstätten, so oft die Töne des Lebens, ein Hämmern oder ein Ruf von dort hergeweht und herangetragen wurden.
“Der Tod des Vergil”, Rhein-Verlag, 1958
(zugetragen von ANH)









