[…] “Ich glaube, alle guten Geschichten von Mythen über Märchen und Legenden bis hin zum Buch-, Film- oder Theater-Klassiker sind mitreißende Geschichten, das Mitreißen ist das Allerwichtigste. Beim Schreiben stelle ich die Geschichte ganz in den Vordergrund. Sie muss bestimmte Kriterien aufweisen: Sie muss glaubhaft, emotional und interessant sein, sie muss aus einem neuen Blickwinkel dargestellt werden. Das sind scheinbar simple Ankerpunkte, an denen man entlanggeht. Diese Kriterien sitzen ganz fest in mir, ich halte sie für das Wichtigste und ordne ihnen vieles unter. Als nächstes überlege ich, wie würde die Figur mit diesen und jenen Eigenschaften in einer bestimmten Situation handeln.
Die Dramaturgie ist manchmal einfach eine Frage der Kürzung und der genauen Dosierung, hierfür muss man auch bereit sein, auf Dinge zu verzichten, die man sehr mag. „Kill your darlings“ heißt die Maxime, manchmal findet man einen Satz total schön und muss doch akzeptieren, dass er in diesem Moment nicht passt.” […]
Aus einem >>> Gespräch der Journalistin Andrea Pollmeier mit der Autorin Nino Haratischwili, erschienen auf >>> Faust Kultur.
(Kill your darlings… ! Das erinnert mich an einen Freund. Als ich damals anfing, Kunst zu studieren, sagte der mir: “Such’ Dir keine neuen Freunde. Such’ Dir neue Feinde!”)
Ich möchte Ihnen Faust Kultur empfehlen. Nicht, weil Sie dort Feinde finden werden (obwohl – wer weiß?), sondern weil die Site lebendig ist und auf sehr einnehmende Weise voreingenommen: was Sie dort an Kunst und Kultur vorfinden, entspricht dem Gusto und der Haltung der Herausgeber:innen. Basta. Keine Anlehnungen. Die haben ihr eigenes Revier aufgemacht. Sie finden dort >>> “gemachte” und noch unbekannte Künstler:innen in Bild, Wort und Ton ganz freundlich versammelt. Und ständig kommen neue hinzu – die Herausgeber:innen sind gefräßig! : )
Viele Gespräche. Nie zuviel Information auf einmal. Und das Kluge ist irgendwie lässig präsentiert: man kann auch mal ohne Verkontextualisierungszwang dort lesen und kapiert’s trotzdem. Kann ich gut leiden sowas. Deswegen wird auch eine Serie meiner Texte und Zeichnungen demnächst dort beginnen : )
” kill your darlings “
ich vermute mal, dass die autorin den für sie “total schön” gefundenen (man)satz nicht löscht ( killt ) sondern wahrscheinlich nur einem satzgefüge entnimmt, um ihn woanders hin zu verschieben ( wo er besser passt ).
weil ich ja gestern irgendwie andeutend meinte, es kann vielleicht etwas bringen, seine verbal-oder “denk”schätzchen nicht nur deutlich erkennen zu wollen, sondern diese einem textgebäude gar zu entnehmen, um sie an isolierter – und vielleicht sonnigerer ( ? ) stelle weiterzupflegen ( auszubauen / zu kultivieren ).
pure theorie, so eine technik ( insofern als mögliche technik überhaupt bezeichenbar ) für mich.
@Dragan Ich kenn’ die Autorin nicht persönlich. Sie ist ziemlich jung. Wenn sie klug ist, hebt sie ihre Darlings zur Verwendeung an anderer Stelle in einem Schatzkästchen auf. (Oder – in Anbetracht ihrer Jugend – in einer Keksdose : )
die sprache der gleichen ist immer gleich.
Das würde ja voraussetzen, auch als deren Rezipient:in immer gleich zu sein. Glaub’ ich nicht.