Die Sprache der Anderen, 68

“Ein guter Freund ist da, wenn ich brauche Hilfe und ein besserer Freund ist da, wenn ich etwas falsch mache.
Es sind nicht alle Freunde. Es gibt gute und nicht gute. Das habe ich im Irak erlebt. Ich muss aufpassen. Durch Freunde finde ich vielleicht mein Ziel.”

Ameer, 19 Jahre, beim Schreibworkshop im Weltkulturen Museum

2 Gedanken zu „Die Sprache der Anderen, 68

  1. Interessante Differenzierung. Darüber kann man eine Weile nachdenken. Wie durch jede Aussage über irgendetwas kann man etwas über denjenigen erfahren, der sie macht. Die Werte-Hierarchie dieser neunzehnjährigen individuellen Persönlichkeit aus dem Irak. Inspirierend auf jeden Fall, das mit den eigenen Werten abzugleichen. Hätte ich das mit neunzehn auch sagen können? Ich erinnere mich nicht, außer immer sehr eigenbrötlerisch gewesen zu sein. Wie gesagt, man kann lange darüber sinnieren. Ich habe Freundschaften aufgegeben, die ein großes Potenzial an Hilfsbereitschaft hatten, über lange Jahre, und auch mit guten Ratschlägen wurde nicht gespart. Aber mir fehlte die Inspiration, eine visionäre Kraft, Freigeist, Experimentierfreude, anarchisches Potenzial. Völlig andere Werte als Dinge wie Hilfsbereitschaft oder Zuverlässigkeit. Ein guter Freund ist für mich für Überaschungen gut, nicht jederzeit verfügbar und vielseitig interessiert. Unabhängig und niemals redundant in seiner Kommunikation. Bemuttert wird bei mir nur im Ernstfall. Dann aber maximal. “Durch Freunde finde ich vielleicht mein Ziel”. Das ist ein Aspekt, den ich im Ansatz aus der Jugend und vielleicht sogar heute noch teilen kann. Ja. Die stärkste Anziehung hatten Persönlichkeiten mit einer großen Vitalität, die irgendetwas konnten, was mich faszinierte oder eben inspirierte. Mein vielleicht bester Freund ist sehr unberechenbar, was Verabredungen anbelangt, er ändert seine Vorhaben impulsiv. Mir ist das aber derart vertraut, dass es mich amüsiert. Ich erwarte gar keine betonierten Absprachen. Nur wenn er meinen Geburtstag wieder vergisst, bin ich ein bißchen beleidigt. Sonst nie.

    • Auch ich habe Freundschaften aufgegeben, aufgeben müssen über die Jahre. Ich wusste immer warum. Jene, die ihrerseits mich aufgaben, wussten es sicher ganz genauso. Ich bin immer wieder über lange Strecken sehr schwer greifbar, das verträgt nicht jede Freundschaft.
      Ein guter Freund ist für mich …. das ist der Anfang einer Schreibanregung, die ich immer wieder in Gruppen verwende. Eben packt mich aber die Lust, Gaga, auch selbst einmal wieder zu diesem Thema zu schreiben, gerade nach Ihren Zeilen.

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