“ich gebe dir ein brett”

…. Frisch aus der Feder eines meiner Mini-Gängstas:
Das Blatt blieb nach dem Workshop ganz friedlich auf seinem Tisch liegen.
Als kleine Überraschung für die Trainerin.
Amüsiert sie sich darüber? Klar. Wer würde das nicht?

33 Gedanken zu „“ich gebe dir ein brett”

  1. War mir irgendwie klar: Unter diesem Text zu kommentieren traut sich niemand, also tu’ ich’s einfach mal selbst ; )
    Bei anderer Gelegenheit erzähle ich auch einmal darüber, wie ich mit Testosteronaggression umgehe, wenn sie mir live begegnet.

    • Vor dem Hintergrund der Geschehnisse in der Silvesternacht in Köln enthielt ich mich lieber. Denn ich weiß noch immer nicht, wieviel [psychische] Gewalt ich einbringen würde in eine Situation, wie von Ihnen dargestellt. Da rumort’s in mir.

      Mich bekümmert insgesamt, dass Frauen Gefahr laufen könnten, ihre mühselig erstrittene Integrität wieder einzubüßen. Damit meine ich nicht die An- und Übergriffe durch betrunkene Testosteronrudel – schlimm genug. Ich meine damit die Ignoranz der autochtonen Waschlappen.

      Mir liegt der Wert der individuellen Selbstbestimmung näher, als die ritterliche Verteidigung des “schwachen Geschlechts”. Deshalb bewegen sich nicht die Testosteronrudel im Zentrum meiner gespannten Aufmerksamkeit, sondern die innerlich geflüchteten Weicheier. Die geben nicht einen Deut um die Selbstbestimmung anderer, wenn’s darauf ankommt.

      Gutes neues Jahr, Ihnen!

    • @Hans Ignoranz, Passivität, Mitläufer:innentum innerhalb gewalttätiger Situationen sind – da stimme ich vollends zu – schwer auszuhalten. Aber in Köln war ich nicht dabei. Keine Ahnung, wie viele der Menschen auf diesem Bahnhofsvorplatz in dieser Nacht Mut bewiesen haben und wie viele sich einfach weggedreht haben und gegangen sind – die Bedrängten im Stich gelassen haben. Gewalt ist gewiss ansteckend … aber Feigheit ist eine Seuche.
      “Ich mische mich da lieber nicht ein” höre ich schon von ganz jungen Menschen.

      Die Berichterstattungen zu solchen Ereignissen sind immer gefärbt. Man muss nur mal unter die Lupe nehmen, was man selbst von einem x-beliebigen Erlebnis erzählt, und was man weglässt. Eine objektive Erzählung wäre eine, die nichts will vom anderen. Sobald ein Wollen in eine Erzählung einfließt, ist sie von ebendiesem korrumpiert.
      Ich schreibe das sehr spontan: Mag sein, ich täusche mich.

      Was die Jungs anbelangt, aus deren Gruppe der obige kleine Erguss stammt: Die sind einfach Maulhelden, probieren ihre Hebel aus. Und solange ihnen immer mal wieder erfahrene Menschen begegnen, die auch nicht auf den Mund gefallen sind, ist da noch alles drin.

      Einer von ihnen sagte, er habe einen Bizeps von 43 cm Umfang. Da hab’ ich meinen Ellenbogen vor ihn auf dem Tisch geparkt. Fühl’ mal meinen, sagte ich. Sind zwar keine 43, aber schwer machen würde ich’s dir trotzdem. Ich mach’ seit zwanzig Jahren Krafttraining.
      Der Junge griff zu. Sah in die Runde, sah dann wieder zu mir.
      Hat mir nicht geschadet, mein Bizeps. Auch ich bin nicht immer subtil ; )

      Ich will das alles aber nicht verharmlosen oder ironisieren, Hans. Gegen Riesenrudel wie in Köln oder anderswo ist kein freundliches Kraut gewachsen. Also versuche ich, in meinen kleineren Rudeln Markierungen zu setzen. Spuren zu hinterlassen. Denn diese jungen Menschen hinterlassen ja auch welche bei mir.

      Auch Ihnen ein gutes neues Jahr!

    • @Phyllis Erlauben Sie mir, dass ich meinen Punkt präzisiere: Frauen können sich nicht darauf verlassen, dass ihre hart erkämpfte Unverletzlichkeit von Körper und Seele respektiert wird. Köln hat das eindrucksvoll gezeigt. Insofern nämlich, als bloß über die mögliche Herkunft der Täter wild spekuliert wird und die Überforderung der Polizei. Natürlich und vorhersehbar wird auch lauthals Abschiebung gefordert. Kein Schwanz stellt sich aber die Frage, weshalb Frauen nach den Vorfällen nicht nur in Köln den Ratschlag zu hören bekommen, sie mögen im Fall einer empfundenen Bedrängnis umstehende Männer direkt ansprechen und eben gerade nicht um Hilfe rufen. How come?

      Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit – bis hin zum Abgrenzungsbedürfnis – haben lange vor den aktuellen Migrationsbewegungen Einzug gehalten im deutschsprachigen Raum. Frau hat sich damit abgefunden, dass ein ungerichteter Hilferuf in der Regel unbeantwortet bleibt von ihrem “Stammesgenossen”. Schilderungen von Betroffenen auf youtube belegen dies indirekt. Konfrontationen mit Menschen anderer Herkunft wirken da wie die Hintergrundbeleuchtung einer Glasmalerei. Es tritt schlagartig hervor, was schon da war. Für solche unempfindlichen Mitmenschen, das betrifft auch Frauen, habe ich wenig Verständnis.

      Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Frau zunächst irritiert reagiert, wenn ihr in einer unklaren Situation von außen freundliche Begleitung angeboten wird. Wenn schließlich abgelehnt wird, dann doch mit verständigem Lächeln. Sie wird aber auch erleichtert angenommen. Auch Männer, übrigens, zeigen sich am Ende angetan, wenn ihre Lage wahrgenommen und annehmbar angesprochen wird.

      Was den Jungen angeht, bin ich keinen Millimeter weiter gekommen dabei, meine eigene Haltung in der dargestellten Situation festzulegen. Allzu vielschichtig ist der kleine Text. “ficke deine Technik” ist der Haken, von dem ich nicht loskomme. Kann sein, dass er Ihre (Lehr)Methoden meint. Kann auch sein, dass Ihr überzeugendes Auftreten gemeint ist. In meiner Unentschlossenheit muss ich mich auf die Erforschung des Sprachgefühls dieses Jungen einlassen.

      ich gebe dir ein brett
      heute abend
      schlafe ich in deinem bett

      ich will dir keine angst machen

      ich bin mächtig
      doch ich bin halt
      ich
      ficke deine technik

      (hat etwas gedichthaftes, nicht wahr?)

      Wohin gehört das letzte “ich” im Text? Wofür steht das “Brett”? Jugendslang? Kulturell bedingte Metapher? Der Text spricht, was ich in ihn hinein lese. Bin ich beweglich genug, um die Unentscheidbarkeit zuzulassen? Würde ich’s zustande bringen, dem Jungen die Mechanik der wirkenden Aggressivität im Text zu vermitteln? Könnte ich in Erfahrung bringen, ob die Wirkung tatsächlich so beabsichtigt war?

      Anyway. Sicher ist, dass es in einem Rudel nur einen Anführer geben kann. Jedes Dominanzverhalten muss aus einleuchtenden Gründen sofort abgestellt werden. Ein trainierter Frauenbizeps ist dafür hervorragend geeignet. Mein Zugang fiele dagegen etwas herber aus: (…Beispiel gestrichen…)

    • @Hans “Haltung festlegen” –
      Ich glaube, Sie haben längst eine. Nur die Reaktion ist noch unklar. Un-schlüssigkeit. Was gut ist. Denn sonst kämen Sie nie auf die Idee, sich die Sprache, die Worte des Jugendlichen noch einmal vorzunehmen. Sie würden nicht versuchen, über dessen – zugegeben ungelenke, scheiternde – Sprache einen neuen Winkel zu entdecken, der vielleicht mehr Raum hergibt als eine reflexhafte Ablehnung desjenigen, der sie verwendet.

      Schon meine Erzählung war ja gefärbt. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich den betreffenden Jugendlichen ja gesehen, gehört, sogar begrenzt körperlichen Umgang mit ihm gehabt. Ich hab’ meine Schlüsse daraus gezogen, dass er mir dieses Stück Papier zurückgelassen hat, als er ging. Ich hab’ ihn auch lächeln gesehen. Hab’ ihn prahlen gehört. Hab’ das kleine, schnell versteckte Blitzen der Enttäuschung gesehen, als ich einen Text (nicht den obigen) kritisierte, von dem er hoffte, ich würde ihn einfach loben und durchwinken.
      Ich habe, will ich damit sagen, das Kind im Großmaul gesehen. Und wenn ich – wie oben geschehen – nun einfach das zurückgelassene Blatt dieses Jungen einstelle, ohne die Situation zu schildern, die damit einherging, dirigiere ich schon ein bisschen die Art und Weise, wie das auf Leser:innen wirkt.

      Letzten Endes kann ich mir nicht einmal sicher sein, dass der kleine Text überhaupt auf mich gemünzt war. Ich w o l l t e aber gemeint sein: um mit der Botschaft so umgehen zu können, wie ich es getan habe.
      Vielleicht ist das ja ein Ansatz für eine Reaktion: gemeint sein zu wollen. Viele der Jugendlichen, auf die ich treffe, fühlen sich ständig gemeint – ohne es zu wollen. Sie nehmen so viel von dem persönlich, was um sie herum passiert. Und da vieles von dem, was sie wahrnehmen, sich nicht gut anfühlt, nehmen sie es nicht nur persönlich, sondern krumm. Sie sind gekränkt. Wütend. Und Wut wird immer noch stärker, wenn sie sich in Gruppen ausbreitet.

      Das Gegenteil dieses ständigen gemeint/gekränkt seins ist die – oft ironisierende – Distanznahme, deren extreme Form in Gleichgültigkeit mündet. Man hält alles von sich fern, fühlt sich gar nicht mehr gemeint: Die anderen sind es, die den Karren in den Dreck fahren, sich primitiv verhalten. Solidarität hat da kaum noch Platz, außer mit Gleichgesinnten – aber das ist auch kein Kunststück.
      Gleichgültigkeit scheint mir ein sehr viel isolierteres Gefühl als Wut. Sie macht passiv. Es gibt keine Rudel von Gleichgültigen, die marodierend über Straßen und Plätze ziehen. Sie sitzen in kleinen Gruppen irgendwo beisammen. Wenn überhaupt.

      Hm. Muss noch mehr darüber nachdenken. Aber danke, dass Sie sich auf dieses harsche Thema eingelassen haben, Hans.

    • “gemeint sein zu wollen” – was für ein schöner Gedanke!

      (Ihre Tricks, Madame, zu affizieren, sind von ausgesuchter Güte : )

  2. So gu-gu-gut wie der Schreiner kann es keiner, hey! Yo! Yo! ‘Brett’ bringt mich jetzt ja drauf, endlich die lange geplante/versprochene Fotoserie ‘Ich schreinere mir einen Alkoven’ zu verbloggen, yo! War ein ganz schönes Geficke mit meinem stumpfen Hobel, yo sis’!

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