Schau, da

Fand’s überflüssig. Im wahrsten Sinne. Ständig diese Aufforderungen, dazu die Frauen, die immer mit ihrer Flasche Evian durch die Gegend rennen. Jetzt aber trinke ich Wasser als ging’s um mein Leben, Unmengen. Muss einen Krampf aus mir herausspülen, der sich festgesetzt hat, da hilft kein Becherchen, das müssen schon Sturzbäche sein, damit der sich löst.
Schau, da hängt der Hauch von Morgenmantel, den ich in Paris trug, im Sommer. War ich in Paris?
Schau, da liegt der Ring, den ich zum Geburtstag bekam. Was für ein Ring?
Schau, da steht der Spiegel, in dem ich mich immer betrachte. Was für ein Ich?
Schau, da
“Es ist alles schon da” sagte vor Jahren ein Vertrauter zu mir, “in dir. Alle Zeichnungen. Alle Erzählungen. Deine Schöpfungen. Du musst nichts erfinden, nur den Weg dahin.”
Also Wasser, laufen lassen, nicht auf den Boden sehen.

Bis späte
rrrrrrrrrrr

47 Gedanken zu „Schau, da

  1. Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
    Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
    Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her!
    Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann.

  2. Wasser ist doch lecker, wenn man denn schmecken kann! Und außerdem, wenn’s hilft!

    Es ist alles schon, so Ihr Vertrauter, da, in Dir? Mag sein, aber machen muß man es dann, wenn der Möglichkeitssinn auf den Wirklichkeitssinn trifft und beide verschmelzen zu diesem, diesem … ach, Sie wissen schon, zu diesem Kunstdingsdamachdrang.

    • Mußte erstmal gucken, wer das überhaupt ist. Ach so, der, dachte ich, obwohl ich den vorher gar nicht kannte, so daß ich mich also selber belogen habe, um mit einem Wissen, das ich nicht besitze, zu punkten. So macht man das aber heutzutage, sage ich mir und bleibe dabei. Só.

    • Also verblüffen kann man heutzutage nur noch mit Unkenntnis? Allerdings, wenn Unkraut auch nur Kraut ist und Unsinn Sinn, dann … wie las ich noch letztens in einem pfiffigen Fachbüchlein:
      Das Präfix un, welches aus einem Begriff das Gegenteil macht, setzt das so Benannte letztlich aber doch wieder in den Rahmen vernünftiger und vernunftbetonender Weltbestimmung ein, in den durch das präfixfreie Wort angesprochenen Kontext also; aus dem Kraut wird Unkraut, kann man es nicht nutzen, aus dem Wetter wird ein Unwetter, bedroht es des Menschen Gesundheit und Leben, aus der Natur wird Unnatur, handelt ein Mensch den mühsam selbst gesetzten Normen entgegen. All diese „Unworte“, die das „Falsche“ dem „Richtigen“ entgegensetzen und damit benennen, um es möglichst unschädlich zu machen, bleiben so selbstverständlich in der Sprache, wenngleich auch Übergänge benennend zum möglicherweise „Unnennbaren“. Nimmt man also den Rahmen des Möglichen bis hin zu dem dem Menschen überhaupt nur Denkbaren, so sind diese randständigen Begriffe immer schon dazugehörig, weil eben denkbar, wenn auch nicht alles randständig Denkbare a priori als absurd erkannt wird, hängt dies doch ab von den jeweiligen Vereinbarungen und Kontexten.
      Wie kamen wir noch mal auf das Thema? Ach ja, wegen weil alles schon da ist, ob Unsinn oder Sinn oder Bruce oder Naumann. Und wegen überflüssig.

  3. War ich in Paris? Die (eigene, private) Pinwand betrachten. Habe ich das alles geschrieben? War das einmal wichtig?
    Ein ausgedrucktes Diagramm betrachten. Habe ich das einmal verstanden? Mit jenem Feuer damals?

    Gestern einen Klebestift gekauft, mit der Hoffnung (und dem Plan), die wichtigsten Worte wiederzufinden und mich wieder zusammenzukleben. Handwerks-Zeug. Materialisieren. Rematerialisieren, irgendwie. Zurückschauen, aber nicht zurückschauen.

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