Embrace Tiger, return to Mountain

Sonntag, 20. April 2014

Durch einen von ständigen Wortwiederholungen geprägten Stil wollte Gertrude Stein nach eigenem Bekunden den Kubismus in die Literatur übersetzen. Kritiker warfen ihr vor, sie habe sich allein der Mühe entziehen wollen, ihre Texte gründlich zu überarbeiten und dies im Nachhinein literarisch zu überhöhen versucht.

(“Warum wundert mich das nicht?”)
(“- Hm?”)
(“Das war eine rhetorische Frage, darling”)

Die einzige Erholung von der Ratio: Ich-Flucht: Keine zusammenhängenden Texte mehr zu schreiben.
Vielleicht konnt’ ich’s noch nie. Besonders gut. Will immer entwachsen, dem Körper, dem Ego, fliehende, immerwährende Mixtur aus Euphorie und Verschlossenheit, die einfach kein Gras wachsen lässt. Text = Gras: Textgras. Zu verzagen wäre gar nicht mehr nötig, obwohl es natürlich auch nicht hilft.

Ich trete in sein Atelier. Ein langer Blick genügt, um allerwinzigste Details, Unstimmigkeiten auszumachen: Niemand kommentiert seine Bilder klarer, gibt bessere Hinweise. Kein Wunder.

Du malst meine Bilder, sage ich.
Ich male nur für Dich, erwidert er.

Ich wär’ übrigens zufrieden, wenn es nur noch eine Schrift gäbe, für alle Botschaften außerhalb der Kunst. Meinetwegen die Garamond. Oder die Times. Diese ungezählten Designschriften sind der Anfang vom Ende, blasen Bedeutung in dreist ausgeworfene Nichtigkeiten, werben für Dinge, die dumpf machen, ersetzen unseren Geist mit Scheinschönheit. Im Angesicht perfekter Botschaften, wie sollen wir da noch sein?
Wir sind nur noch mehr oder weniger gelungene Entsprechungen. (Jaja, alter Zopf, ich weiß.)
Wirwirwir ich hab’ keine Angst vor dir.

Jederzeit tausche ich Schönheit gegen einen fremden Blick, der mich explodieren kann.

Ich vermisse euch nicht. Ich schlage meine Steine und blase mein Glas. Ihr seid hier. Wortlos. Ihr nehmt meine Restspeicherzeit.
Einen einzigen Tag, an dem alles ohne Vereinbarungen wäre: den zieh’ mir mal jemand aus dem Hut!

Eruptiv leben.
Eruptiv lernen.
(Immer wieder die Stimme in meinem Kopf: Seit wann hat diese Kanaille die Botschaft besetzt?)

Manche Tage sind so still, da hört man die Härchen in den Ohren wachsen. Wawawawachsen.

Ich lasse keine Spuren außer diesen; was schert mich die Geschichtsschreibung. Im Jenseits ist sie nicht mehr als ein Wattebällchen, mit dem sich Gott die Ohren zustopft. Vor dem ganzen Trara.
Und ich sehe euch.
Sehe eure Trompetchen.
Es bräuchte nur eine Minute, vielleicht zwei, sie zu zertreten

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