Nulltoleranz

Nichts erklären, nichts entschuldigen. Keine Defizitlisten. Keine Indiskretionen. Keine Hinweise auf mangelnde Supervision, kein feiger Ruf nach dem Korrektiv. (Oder Kollektiv.) Keine Übersprungshandlungen, keine PMS-induzierten Einkaufsorgien, keine Verspannungen ignorieren, keine Gebete an importierte Göttinen und Götter.
Kein Schmu.
Keine Lapalien, Flausen, Gickeligkeiten, keine dem Alter unangemessenen Frisuren/Schleifchen/Volants. Kein Singsang. Keine atypischen Signale, Stilbrüche, keine Fragmentierung. Kein Schnee. Kein Zusammenhangklammern und/oder Kontextfetischismus. Keine Liebesdienste, handshakes, kein quid pro quo – Hecheln. Kein Mehrwertwarten. Keine German Angst. Keine Proportionsverweigerung, kein gerüttelt Maß, keine Verschnittakzeptanz. Keine Labberliebe, Hokuspokushoffen, Dauerbrennerbegehren. Kein Beuteschema, keine Siebenmeilenstiefeletten oder gar Quickstartkickoff.
Keine Reihenfolgenjunkies. (Bloss nicht.)
Keine Drohgebärden und/oder Drohnengeburten. Kein Schmeißfliegenmentaltraining. Keine Güterzüge, keine Güte im Zug. Keine Obdachlos-Ziehung ohne mindestens einen Heimgewinn. Keine Finanzamtsangst. Kein Strategiepapierstau. Keine Depressionskonfiguration. Keine Haie ohne Becken, kein Becken ohne Waschen, kein Waschen ohne Unschuld.
Soweit erst einmal.
Ende der Durchsage.
Wir arbeiten daran.

17:32 Uhr
Kein Listenfimmel.

14 Gedanken zu „Nulltoleranz

    • Aber so eine ist schon auch ganz schön, oder? Borges’ chinesische Enzyklopädie, in der die Tiere sich wie folgt gruppieren:
      a) Tiere, die dem Kaiser gehören,
      b) einbalsamierte Tiere,
      c) gezähmte,
      d) Milchschweine,
      e) Sirenen,
      f) Fabeltiere,
      g) herrenlose Hunde,
      h) in diese Gruppierung gehörige,
      i) die sich wie Tolle gebärden,
      k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind,
      l) und so weiter,
      m) die den Wasserkrug zerbrochen haben,
      n) die von weitem wie Fliegen aussehen.

  1. Ein Liste, die man gerne liest. Allerdings, liebe Phyllis, nicht ohne Bedenken.
    Es ist gewiss gut zu wissen, was man nicht will. Wirksamer ist allerdings das Formulieren positiver Ziele, weil die älteren Teile des Gehirns kein “kein” verstehen und alles als zu verstärken werten.
    Bei “keine Defizitlisten” beißt sich die Katze in den Schwanz. Schmunzeln musste ich bei: “Keine Gebete an importierte Göttinen und Götter” Die einheimischen Götter werden sich freuen.

    • Ich verstehe sehr gut, was Sie meinen, lieber Trithemius – auch mir ist schon mal zu Ohren gekommen, dass es wirksamer sei, positive Ziele zu formulieren ; )
      Aber wie ich eben schon an Jutta schrieb: eine Liste wie die obige ist für mich wie ein Reinigungsritual. Wirkt Wunder! Aufschreiben und wegflattern lassen…

      In diesem Sinne,
      lächelnd,
      P.

    • Schon, denn ich schlafe nachmittags, meistens ;),
      und wachse nachts, wie die Tomate.Allerdings
      mit offenen Augen.
      “Offene Augen”. Fällt mir gerade ein,Victor Hugo,
      letzte Worte,sterbend: “Ich sehe schwarzes Licht!”
      🙂

  2. …”in dem maße wie der einzelne – bildlich gesprochen –
    die nabelschnur, die ihn mit der außenwelt verbindet,
    nicht völlig durchtrennt hat,
    ist er noch nicht frei;
    andererseits verleihen ihm diese bindungen sicherheit und verwurzelung.”…
    E.Fromm ” Die Furcht vor der Freiheit 1947

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