Korrespondenz, ganz alte Schule

Der Chopin im Freien gestern wäre sicher toll gewesen …. stattdessen, auf dem Fußweg dorthin, blieb Madame TT auf einem Stadtteilflohmarkt hängen, der war so angenehm schludrig, üppig, vor allem aber billig, dass sie den Chopin ganz vergass. Und sich stattdessen ein Buch kaufte, wie es heute nicht mehr gebraucht wird… eines, das in Zeiten handschriftlicher Korrespondenz aber wichtig war: Es diente dazu, die eigenen Briefe zu kopieren, bevor man sie abschickte.
Toll, oder? 500 Seiten nummeriertes, hauchdünnes Pauspapier, man legte den fertigen Brief unter eine dieser Seiten, schrieb ihn ab und trug den Namen des Adressaten samt Datum in das Adressregister im hinteren Teil des Buches ein. Ich konnte einfach nicht widerstehen: Vielleicht mache ich Frottagen in dieses Buch, oder einfach Skizzen… das Papier ist so dünn, dass man mit diesem Durchschein-Effekt sicher großartig herumexperimentieren kann. Falls man den Respekt vor dem Buch verliert – gar nicht so einfach, denn ich bezweifle, dass es noch viele un-beschriebene dieser Art gibt… wir schreiben ja lieber Mails und lassen uns gründlich ausspionieren…

Und die Handschuhe? Na hören Sie, weiße Lederhandschuhe braucht Frau doch geradezu ständig!

So. Erstmal den Plan für die Juli-Text der Stiftungswebsite machen, damit ich den Kopf frei habe : )

Schönen Tag allerseits!

21 Gedanken zu „Korrespondenz, ganz alte Schule

  1. Kein Wunder, daß dazumal Briefeschreiber für das normale Erwerbsleben verloren waren – was für eine Arbeit! Und es handelt sich ja dann auch nicht um eine einfache (Sicherheits-)Kopie, sondern um eine Art Überschreibung.

    • Wenn mir endlich mal jemand eine anständige Apanage zukommen lassen würde, Sie ahnen gar nicht, wie schnell ich das Erwerbsleben vergäße und anfinge, die Welt im Allgemeinen und im Besonderen mit Korrespondenzen zu beglücken.

      p.s. Und den Cancan würd’ ich noch dabei tanzen, Ehrensache!

    • Muß man nicht adlig sein, um eine Apanage zu bekommen? Aber so ein “von” dürfte sich ja von irgendwoher leicht bekommen lassen, der verarmte Adel ist da ja ganz großzügig. Oder wir führen die bedingungslose Apanage ein!
      (Cancan alleine tanzen ist nicht der Sinn der Sache!)

    • Die bedingungslose Apanage klingt superb! Ich bin bereit, dazu meinen Teil zu leisten und Kutschen für alle zu zeichnen!

      (dann eben nur den Can, bis das zweite Can kann)

    • So steht es in der Bedingungsanleitung fürs Durchpausen, am Ende muß alles leer sein – das kenne ich noch aus Schulzeiten, und da das das Einzige ist, was ich dort gelernt habe, tue ich eben auch heute noch, was ich kannkannkannkannkannkannkannkann…

      [ Cancan ist übrigens, finde ich, mehr als nur eine fleischgewordene Bühnenphantasie, sondern durchaus ein Meilenstein hin zur Gleichberechtigung von Männlein und Weiblein! http://www.youtube.com/watch?v=lK0gYi1YEZ8 ]

    • Aber das ist doch grade der Fortschritt, daß nämlich die Frauen in der Öffentlichkeit sich albern (nicht zu verwechseln mit alban) müde turnen und zeigen, was sie drauf haben und haben, während steifbefrackte Herren nicht mehr schaffen, als den Zylinder, nicht aber den Kopf zu lüften. Aber wenn Sie sich partout nicht anstrengen wollen, die bedingungslose Apanage steht kurz vor der Wiedereinführung, zunächst natürlich nur in Hessen, dem Land des Fortschritts.

    • Falls ich überhaupt zurückkomme, dann mit ganz viel Pause in den Backen, Monsieur le Dilettant – auf Vorrat sozusagen, denn am Main wird’s wieder hektisch : )

  2. Das hauchdünne transparente Papier ist wunderbar. Habe drei solcher alten fast unbenutzten “Copierbuecher” vor Jahren auf einem Dachboden in Rothenburg ob der Tauber gefunden und benutze sie immer noch gerne. Seinerzeit nannte ich eine Serie von Zeichnungen und Collagen “Serie Copierbuch”. Was natürlich niemand kapiert hat. Umso besser. /Ich bin gespannt, was Sie draus machen.

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