Alles muss raus

Wintersale! Ware jetzt n o c h tiefer reduziert!!
Frau Holle räumt rigoros ihre Lager. Göttliche Stille vor dem Fenster. (Drinnen, küchenwärts, zwitschert die Vogeluhr: Amsel stets um neun. Geschenk von Mutter, jede Stunde ein anderer einheimischer Singvogel.) Noch morgenweich beschließe ich, trotz (oder wegen) Wintersale den Lauf im Park nicht ausfallen zu lassen: allein, um zu sehen, wer sich sonst noch raustraut heute. Wahrscheinlich nur die wohlbekannten Zwängler, drei, vier hochgewachsene Jungmänner und Frauen mit BMI-Fetisch. Und natürlich der Mann, der wie eine Schlumpelpuppe mit Herzschrittmacher läuft, jeden Tag und egal, wann ich selbst meine Runden ziehe. Gehört vermutlich zum Inventar: der stellt sich einfach zur Nacht in die Laube und schließt die Augen bis zum Morgen.
Ich denke eben, der ganze, riesige Park ist eine Spieluhr, mit allen Läufern, Teichen, Enten, Blässhühnern, Krähen, Läufern und Maulwürfen. Jedes von uns zieht seine vorgeschriebene, hochkomplexe Bahn. Ich bleib’ ja nie lange genug, um mitzubekommen, wie alle auf einmal langsamer werden, schließlich schnarrend zum Stillstand kommen: Immer, wenn ich den kleinen Weg von der Straße hinunterlaufe, scheint der Park bis zum letzten Blatt in Betrieb.
Vermisse Schneeglöckchen dort. Meine Oma mütterlicherseits pflanzte Ginster und Fingerhut auf die Lichtungen in „ihrem“ Wald; wir machten tägliche Inspektionsrunden, uns ihres Wohlergehens zu vergewissern. (Rehe mögen zartgrüne, frische Ginstertriebe, sind wie Zuckerwatte für die). Vielleicht könnte ich in meinem Park auch etwas aussäen. Schluss mit Sale! Eine Frühlingskollektion Glücksklee wär’ mehr als angebracht. Bin auch bereit, sie selbst aufzuziehen.
Jetzt aber ab in den Schnee, Pummelchen.

Schönen Sonntag, allerseits! : )

5 Gedanken zu „Alles muss raus

  1. Ich war heute auch schon im Park, leider nur im Mauer–, wo auch viele Zweibeiner unterwegs waren, darunter allerdings keine Enten, nur Hühner. War ganz schrecklich dort, selbst wenn wetterbedingt die Asoschräge unbelegt war. Wäre ich mal besser in meiner Wohnung spazierengegangen!

    • Selbst bei bedecktem Himmel passieren im Freien Dinge im Gehirn, die äußerst geheimnisvoll und stimmungsaufhellend sind. Ähnliches habe ich beim Spazifizieren in der Wohnung noch nie feststellen können…

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