Zwei Gesichter

In dem Workshop, den ich gerade gebe, macht jede Teilnehmerin am Schluss ein Buch mit ihren eigenen Texten drin. Der jeweils wichtigste Satz wird in der Bleisatzwerkstatt von Hand gesetzt. Aufregender Moment für eine Siebzehnjährige, wenn eine persönliche Aussage plötzlich Gewicht bekommt! Nix mit Twitter – Buchseiten! : ) Das Mädchen, das die zwei Gesichter geschrieben und gesetzt hat, musste allen anderen ein Blatt für deren Buch schenken, so beliebt war der Satz in der Gruppe.
Etwas eigenhändig zu drucken, der unverwechselbare Duft der Farbe, das Geräusch der Druckerpresse – die Mädels geraten da ziemlich außer sich. Ich wünsche mir immer, ich könnte alle Schreibworkshops mit Jugendlichen mit so einer Druck- und Buchbindesession abschließen, doch besitzt nur einer meiner Auftraggeber die entsprechenden Werkstätten und Möglichkeiten. Fünfmal im Jahr bin ich in diesem Museum, seit fünfzehn Jahren. Die Schülerinnen, mit denen wir arbeiten, haben noch nicht viel Erfahrung damit, Worte in die Welt zu setzen, die auch gehört werden. Geschweige denn gelesen.
Ich muss los. Es ist mein letzter Kurs in diesem Jahr.

15 Gedanken zu „Zwei Gesichter

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