Landgewinn

Hoffentlich hab’ ich Sie nicht zu sehr strapaziert mit meinem gestrigen Text, geschätzte Leser:innen. Nur wenige sind im Januar so richtig in Hochstimmung, da wird man ungern auch noch in fremdes Eiswasser getaucht. Sorry. Aber dies ist nun mal ein Künstlerinnentagebuch – und da es eines sein und bleiben soll, will ich hier Abgründe nicht so überspielen, wie ich das im täglichen Leben tu’. Sie wahrscheinlich auch. Man reißt sich halt am Riemen. (Ziemlich krasser Ausdruck, wenn man’s recht bedenkt, oder?)

Ich habe eine kluge, humorvolle, selbstbewusste Achzehnjährige als Assistentin für mein neues Schreibprojekt >>> »Freestyle« im Weltkulturen Museum angeheuert: Sie wird die Facebook-Seite für das Projekt erstellen und betreuen. Gestern schrieb sie, sie würde gerne von dort hierher verlinken, denn TT sage sehr viel über mich aus.
Ich stutzte kurz und dachte darüber nach, ob die Themen, auch die mitunter harten Beiträge dieses Weblogs keine Zumutung für junge Leute darstellen. Mir ist aber bewusst, wie viele meiner früheren Seminarteilnehmer:innen hier mitlesen. Manchmal begegne ich ihnen bei Veranstaltungen wieder – und nicht selten erwähnen sie dann TT und wie gut es ihnen gefällt. Viele der Jungen schätzen es, wenn man die Hunnen reiten lässt. Sie sind noch nicht so “aufgestellt”, die Mechanismen der Verdrängung sind ihnen noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Schon wieder so ein Ausdruck, der einen frösteln lassen könnte, wenn man es zuließe…
was ich heute nicht tu’.
Nee.
Heute nicht.

Schönen Sonntag, allerseits!

Miss TT

8 Gedanken zu „Landgewinn

  1. Ich habe nicht viel gesagt hier auf TT in diesem Jahr, aber jetzt sage ich Ihnen, dass ich Ihre Offenheit bewundere. Es gehört eine Menge Mut dazu, auch diese Seiten zu zeigen. Sie öffentlich zu zeigen und sich somit angreifbar zu machen. Davor habe ich großen Respekt.

  2. Ich finde das ganz wunderbar hier, liebe Phyllis. Was soll man sich verstecken, so oft gibt es dieses kontrollierte Outputten zum Zwecke eines vermeintlichen Stolzerhaltes, Ehrlichkeit aber ist ja auch ein Angriff auf das, was einen angreift. Das wahre und pure Leben also, und das sollen ja auch die Jungen ruhig mitbekommen, dass nämlich das Umtreiben nie aufhört, was uns ja schließlich alle auch am Leben hält, nicht? Hugh, herzlich, Ihr Schneck

    • @Schneck Verstecken ist okay, ich würd’ niemandem das Einbuddeln verwehren wollen, aber die Flucht nach vorn bringt einfach mehr Handlungsspielraum. Und kann im besten Fall sogar als Angriff ausgelegt werden!
      Ebenso herzlich zurück hughend,
      Ihre Miss TT

  3. Bei Ihrer Überschrift fiel mir sofort der altgediente Spruch “life is a battlefield” ein, und wenn die Jugend irgendwo hingehört, dann doch wohl dorthin – allerdings natürlich im striktestens nicht-militärischen Sinne, versteht sich. Außerdem dankte ich doch sehr, etwa meine Beiträge hier als eine Zumutung für die Jugend klassifiziert zu sehen; wo kämen wir da hin? Weder muß die Jugend vor der Welt noch die Welt vor der Jugend geschützt werden! Außerdem ist TT ja wohl einer der Blogs, wo das websitekompatible Schreiben auf hohem Niveau ganz gut studiert werden kann.
    Grüße von einem im Januar immer bar jeder Hochstimmung schreibenden Zeitgenossen!

    • Aus den battlefields, lieber Norbert, sind heute die battles in den Castingshows geworden, und die Jugend fürchtet sich weder vor Ihren noch vor meinen Äußerungen. Aber solange hin- und wieder eine(r) von ihnen für unsere Voice den Buzzer drückt, bin ich’s ganz zufrieden…
      Grüße von einer heute etwas weniger schwermütigen Zeitgenossin!

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