Talisman. Dienstag, 19. Juli 2011

Sie träumt von einer Gala, bei der sämtliche Leute versammelt sind, für die sie arbeitet, dazu Freunde und Fremde, alle vorzüglich gekleidet, auch sie selbst, doch ihr Oberkörper ist nackt. Durch die Menge sucht sie den Blick ihres Mannes, sein Lächeln. Tatsächlich, er lächelt, doch es scheint, als ob er im Gehen wäre; er wendet sich ab.
Braucht sie Respekt? Sie hat die Konzepte satt, die Beschwichtigungen, das Sattsein. Veränderungen, so man sie in der Hand hat, sollten im Sommer ausgelöst werden, wenn der Körper sie mittragen kann: ein vor der Kälte zurückscheuender Leib ist kein Komplize.
Zugang. Es geht immer um Zugang. Was eine will, ist längst da, meist seit Kindertagen; es gibt keine neuen Wünsche, nur neue Zugänge.
“Sie haben eine Tür geöffnet” sagt jemand.
“Die war bereits da, ich hab’ sie nur eingetreten.”
“Ich fand’ Sie wunderbar ohne diese Tür.”
Sommer, Du musst wärmer werden, viel wärmer noch.
Sanssourir baut ihren Arbeitsplatz um, eine lange Arbeit steht bevor. Gerade sitzen, aber in Schwüngen denken. Hör’ auf, Dich zu wappnen, leg’ los. Eine Dame nickt mit ihrem kleinen, klugen Kopf, sie mag ihre Freundinnen mutig. Sanssourir ist Mut egal, ein von anderen vorgehaltener Spiegel, wer braucht schon Spiegel, im Endeffekt. Der Ausdruck, denkt sie, sollte abgeschafft werden – Endeffekt gibt es keinen, außer beim Sterben. Sie streift den Siegelring ihres Vaters über den Finger. Ein blanker Stein ohne Gravur. Schon, als er noch lebte, wollte sie ihn tragen; er lieh ihn ihr manchmal.

3 Gedanken zu „Talisman. Dienstag, 19. Juli 2011

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