TTag, 19. Juli 2010. Vom Zwitter.

Ich will arbeiten so sehr wie inne halten, in meinem Lachen liegt Schluchzen, ich denke, ohne zu denken, oh, wäre ich doch gelehrt, oh, wäre ich es nicht. Will Spuren hinterlassen, doch unsichtbar bleiben. Viel essen will ich und gleichzeitig hungern, wie ein Fädchen dünn sein.
Ich will liefern. Und jede Lieferung verweigern. Ich will Stolz und Demut, will Zerfließen und Form, alles behalten und verschenken in einem; ich will genau sein und Genauigkeit im gleichen Atemzug verspotten, will den Becher leeren und wünsche doch, er bliebe voll. Ich will troy sein und verrucht, verlässlich und dennoch unberechenbar, bescheiden und triumphierend zugleich.
Gerade will ich sein. Und dabei taumeln.
Was geschieht, wenn alles gleichzeitig ist?

19:13
Weltrekordhalterin im Langsamerledigen. Die Schnecken in meiner Umgebung lachen sich halbtot, wenn sie mich zuckeln sehen.

10 Gedanken zu „TTag, 19. Juli 2010. Vom Zwitter.

  1. Gedankenknistern
    … entfesseltes Leben …
    … in trunkener Nüchternheit …

    … schwebende Schwere …
    … für einen Moment …
    … doch immer wieder …

    … perfekte Unvollkommenheit …
    … verbindliche Ungebundenheit …
    … unbegründbare Lebensfreude …

    … Reichtum …
    … Vollendung …
    … Selbst …

    • Wie schön, Hans, dass Sie immer eine Form des Reagierens finden, die alles im Fluß hält. Im Moment scheint mir alles, das sich zu schnell verankern will, wie ein Verrat an – ja, an was? An der Potentialität, glaub’ ich.

    • Worte habe ich mittlerweile gefunden. Es sind jedoch so viele, dass sie den angemessenen Kommentarrahmen nach meinem Empfinden sprengen würden. Deshalb habe ich sie bei mir zwischengeparkt. Ein sich möglicherweise ergebendes “Sprechen” darüber möchte ich aber gerne hier belassen.
      oder besser… nein! ganz, wie es Ihnen beliebt.

      @19:13
      Die Schnecken meinen’s bestimmt nicht bös’.
      Lachen Sie doch mit : )

    • Ah! Endlich! Ich werde Ihren Text allerdings noch einmal lesen wollen. Und auch dann erst entscheiden, wie und an welcher Stelle und ob überhaupt darauf “geantwortet” werden kann. Manche Bilder stehen nämlich für sich.

      Aber noch etwas anderes: ich finde nicht, dass Sie sich hier beschränken müssen oder sollten, was Ihre Kommentarlängen anbetrifft. Das “angemessen” auf TT definiert sich nicht über die Anzahl der verwendeten Worte, sondern über …. hm… eben wollte ich sagen “Form”… aber selbst Formlosigkeit kann ihren Reiz haben. (Nur, dass der Lobster diese kleine Nische irgendwie für sich besetzt hat ; )

      (Die Schnecken sind schlauer als ich. Die schleimen längst fröhlich vor sich hin : )

  2. simply true tàiji Die Einheit der komplementären Polaritäten.

    Was geschieht, wenn alles gleichzeitig ist?
    Ich weiss es nicht. Aber wenn ich mich da reinfühle kommt mir das Wort Nirwana in den Sinn (obgleich mein “Wissen” (was für ein Wort in diesem Zusammenhang) hier sehr begrenzt ist).
    Es geschieht nämlich vermutlich “nichts”. Nur das dieses “nichts” wohl besser beschrieben ist mit dem Wort “Leere”.
    Und das diese “Leere” nicht kalt und tot ist sondern lebendig, sozusagen pures Potential. Ungefähr so wie die moderne Physik das sieht was früher als Vakuum bezeichnet wurde: Als einen Raum (besser RaumZeit) der gefüllt ist mit einer ultradünnen “Suppe” die ständig subatomare Teilchen (sozusagen Klümpchen) gebiert, die nahezu sofort wieder vergehen indem sie sich gegenseitig “vernichten” und wieder Bestandteil der Suppe werden.

    Was geschieht, wenn alles gleichzeitig ist?
    Vielleicht fühlt man dann dieses “nichts”, diese “lebendige Leere”? Und wie fühlt sich das an? Wie Genugtuung? Nein. Wie “heitere Gelassenheit”? Schon besser. Aber wahrscheinlich ist das Erleben (hier besser als Gefühl, da umfassender) noch ganz anders. Ich stelle es mir wie einen kurzen Moment vor in dem man die Einheit aller (again: aller!) Dinge spürt. (Hoppla, “erlebt” wollte ich sagen; Kopf spielt auch mit). Dies ist vermutlich Gelassenheit und Ekstase zugleich.

    Würde ich gerne mal erleben. Hhmm, vielleicht habe ich das sogar schon. Oder sowas ähnliches. In sehr, sehr kurzen Momenten.
    Weiss nicht ob mein Hedonismus mir dabei im Weg steht. Ist aber nicht schlimm, bin in diesem Punkt mit mir im Reinen.

    • @terraner Es gibt ja Theorien, die besagen, es sei nur die Substanz, die dem Altern unterworfen sei, die Zeit selbst existiere gar nicht linear. Es gäbe, für das Bewusstsein, weder Vergangenheit noch Gegenwart noch Zukunft. Dann wäre es auch nicht sterblich. Und alles Bewustsein könnte sich, im Grunde, in einem Punkt wieder finden, der noch millionenfach kleiner wäre als ein Stecknadelkopf. So eine Art Ultrajetzt ; )
      Spielereien. Bin eh nicht gut im Abstrahieren.
      Aber wenn Sie von sehr, sehr kurzen Momenten von Gelassenheit und Extase schreiben, landet man vielleicht genau da: in einem beglückenden Zusammenschnurren der Gegenwart. Im Jetzt sein.

    • Jetzt-sein klingt gut. Übersetzungen aus Sanskrit benutzen manchmal “so-sein”. Könnte mir vorstellen, dass dasselbe gemeint ist.

      Aber was sich auch noch sagen wollte: “nicht gut im Abstrahieren”: :), :)), pruust.
      Aah, (Tränen abwisch), das tat gut!

    • Klar. Deshalb liest Du ja auch Dick, Gibson, Stephenson usw.

      Lustig gemacht? Hab mich amüsiert, ganz ohne Häme o.ä. War schön. Aber wenn ich meinen Beitrag so lese muss ich mich wohl schuldig bekennen. Bin zerknirscht.

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