TTag, 29. Juni 2010. Interimspositionierung und chinesischgelbe Transgressionsriemen

Liebe Leser:innen, gestern, nach einem langen, äußerst sprachverspielten Abend hier hatte TT das Vergnügen, noch zwei Gäste zu empfangen, die dem Lauf des Geschehens mit ihren Beiträgen eine – augenzwinkernd zwar – aber doch abstrahierende Erdung verpassten. Ich las die späten Beiträge von Melusine und Hans in einer Transitzone zwischen wach und schon nicht mehr und dachte, schön, das wird etwas nachvollzogen, mit-gespürt und ein bunter Stein dazugelegt, was ist das doch für ein Geschenk, wenn so etwas passiert. (Bei Steinen muss ich natürlich immer sofort an Syra Stein denken)
Kühler ist es geworden. Die Kinder lärmen wieder (ich hab’ Ihnen gar nichts von meinem Besuch in dieser Schule erzählt, doch das will ich mir eigentlich für eine separate Erzählung aufheben) und ich denke, heute könnte ein Zeichentag werden. Das schien bei diesen extremen Temperaturen unmöglich, es wären ständig Schweißtropfen auf dem Papier gelandet, trotz des etwas altersschwachen Ventilators, der mir hier treulich Gesellschaft leistet.

Ein paar Blicke über den Zaun werfen zwischendurch, sehen, was die Nachbarn so treiben, allen voran bin ich auf den von Hans heute Nacht empfohlenen Text im Begleitschreiben gespannt. Leider gibt Hans keine eigene url an – wenn’s so wäre, ich wäre sicherlich täglich dort zu finden. Auch der Lobster und seine vielen personae sind eher im Weltraum (eher unüblich für ein Schalentier) anzutreffen als unter einer url, aber das mag sich noch ändern. (ich hab da so ein Gefühl)
Dann schauen, was Melusine wieder ausheckt auf ihren vielen wunderbaren Denkbaustellen – drüben bei den Gleisbauarbeiten glühen die Schienen. Ganz so oft passiert es ja, dass man Geistesverwandschaften über’s Netz entdeckt, nicht – umso begeisterter bin ich, wenn’s doch geschieht.
Auch spaziere ich immer gerne in Dr. Scheins Praxis vorbei (ich bin ja sehr ärzteaffin), allein schon, weil ich mich immer mit dem Gefühl von dort wieder verabschiede, dass meine Synapsen in Schwung gekommen sind wie Pingpongbälle, (auch wenn mir leider oft nichts wirklich geistreiches einfällt, das ich beisteuern könnte) und sehe bei Frau Rinpotsche rein, die oft für meine Begriffe so verquer denkt und bildert, dass ich auf’s angenehmste irritiert bin. Treu bin ich auch beim Künstlerkollegen Schneck zugange, der fühlt sich eh wie ein Ateliernachbar an. Ich mag seine Art zu schreiben und “Kirschkern” ist ein hervorragender Spitzname für ein Kind, sowieso. (by the way, wo ist eigentlich sowieso?) Auch Audrii besuche ich regelmäßig, allein schon (aber nicht nur! : ) wegen ihrer schönen Augen.
Eugene Faust: die läuft außerhalb der Konkurrenz, aber sie wird eh schon so gepriesen von allen, dass ich… ach, was soll’s, liebend gerne leg’ ich auch meinerseits noch eine Perle auf ihre Krone!! Eine dicke.
Und Die Dschungel. Da lese ich eigentlich täglich und staune ob dieser blendenden Schaffensfreude. Erstaunt zu sein ist einer meiner Lieblingszustände. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich anfing, dort auch zu kommentieren, inzwischen tu ich’s manchmal – immer darauf gefasst, dass mir einer der dort ansässigen Schützen eine Ladung in den Allerwertesten, Sie wissen schon. Trotz des umherfliegenden Schrots fühle ich mich dort zuverlässig in anregender Gesellschaft, auch wenn mir manchmal vor lauter Bildungsdickicht das Gesicht glüht.
A propos glühen: Alea Torik hat eine Besprechung der “Sizilianischen Reise” von anh verfasst, die ich äußerst bemerkenswert finde. Was hat diese Frau für einen Schwung. Egal, über was sie schreibt – immer ist es ein Akt der stilistischen Aneignung. Sie schafft es auch dieses Mal, mir ein Buch so schmackhaft zu machen, dass ich hinrennen und es kaufen will. Dabei behält sie das eigene Profil immer schön im Blick, zieht anh mitsamt seiner sizilianischen Reise ganz in ihre eigene Sprachtemperatur, in ihren weiblichen Gestus und dieses latent Kokette hinein. Es macht einen Heidenspaß, das zu lesen.

Über weitere geschätzte Nachbarn schreibe ich ein anderes Mal – die Liste meiner Bookmarks ist einfach zu lang : )

So. An den Zeichentisch.

Ihnen allen einen guten Tag!

12:37
Couscous.

15:57
Siesta. Alle, auch wir armen Westeuropäer, sollten jederzeit eine kleine machen dürfen. Bei uns heißt das powernapping und klingt nach Führungsetage. Brr.
(lustig übrigens, dass mich niemand von Ihnen darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich mit meiner Datumsangabe oben einen Tag hintendran hing. Hab’s eben erst korrigiert. Die Leser:innen von TT sehen sowas anscheinend locker, ein Tag mehr oder weniger – was ist das schon?)

00:28
Schluss, ich lege den Stift aus der Hand. Mein Scanner fehlt mir hier, mit dem ich zuhause Zeichnungen einfach sofort in Dateien verwandle.
Verdammt still heute Abend da draußen. Ein großes Insekt kreist um meine Lampe, ansonsten keine Action.
Mir fehlt nichts.

15 Gedanken zu „TTag, 29. Juni 2010. Interimspositionierung und chinesischgelbe Transgressionsriemen

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