Das Tainted Talents Wort zum Sonntag, 31

Das machen die anderen alle schon: Erzählen, was gerade auf dem Bücherstapel liegt. „Hab ich gelesen, lese ich gerade, werde ich lesen“. Ich mag das, will mich dem aber nicht anschließen – „Mein Bücherregal“ als Blog-Rubrik inspiriert mich persönlich nicht, außerdem müsste ich dann auch Besprechungen schreiben. Hab’ ich keine Geduld für. Aber wie wär’s mit „Fremde Betten“?
Ich kannte einmal einen sehr schönen Mann. Wie lang ist das her? Es war die Zeit, in der ich diese zottelige Griechenjacke aus unbehandelter Wolle trug – ich sehe mich noch in ihr. Ich muss also sechzehn oder siebzehn gewesen sein, da hatte ich die immer an.
Er war Künstler, um einige, vielleicht sogar viele Jahre älter als ich. Sein Ding war, er ließ kristalline Flächen auf großen Leinwänden wachsen. Wie er das zuwege brachte? Kann mich nicht erinnern, ihn je gefragt zu haben. Jedenfalls saß er dann Stunden und Tage im Yogasitz vor seinen Kristallen und meditierte: Behauptete, ihre Struktur und Dichte mit der Kraft seiner Gedanken beeinflussen zu können. Stunden und Tage! Ich wurde immer halb wahnsinnig, denn während jener Phasen hatte er kein Auge für seinen verknallten Teenager. Ich brannte für ihn – meinetwegen hätte er auf mir Kristalle züchten können. Tja, daraus wurde nichts. Erst kam seine Kunst. Dann seine verdammte weiße Katze. Dann ich.
Wenn der Zeitpunkt der Vollendung seines Werkes nahte, begann er, eine sehr dünnflüssige Farbe herzustellen, die er dann mit einer einzigen, fließenden Bewegung über der Fläche ausgoss. Die endgültigen Formate waren immer blau. Wie Sphären. Ich liebte diese Objekte. Noch mehr aber liebte ich sein Bett.
Er hatte sich eines gebaut, das ein ganzes Zimmer einnahm. Es war ebenfalls blau. Die Konstruktion hatte unterschiedlich große Liege- und Spielflächen in verschiedenen Härtegraden und diverse, teilweise abschließbare Fächer, aus denen er die merkwürdigsten Spielzeuge zog. Klackernde Kugeln an Schnüren, Ringe und Klammern, Stäbe mit verschieden harten und weichen Aufsätzen. Handschellen und seidene Bänder. Im Nachhinein muss ich sagen, seine Liebeskunst war an mich verschwendet; ich war damals in keiner Weise raffiniert. Schon blöd, wenn man als erwachsener Mann auf, sagen wir, Backfische steht, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. (ups)
Wie auch immer: Das Bett des Ariel S. war spektakulär. Und dann seine Katze! Er konnte sie so manipulieren, dass sie in sexuelle Verzückung geriet, ich hab’s selbst mehrfach beobachtet. Ziemlich beeindruckend. Das Viech hatte mir seinerzeit einiges voraus.

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