Das Tainted Talents Wort zum Sonntag, 19

“sich sputen”.

Auch früher gab’s massig Modewörter, das hier ist eines. Auch wenn es Mitte des 18. Jahrhunderts noch “sich spuden” hieß, aber die gleiche Bedeutung von beeilen hatte. Nachdem ein sehr gegenwärtiger Dichter das Wort bereits zum zweiten Mal in einer Mail verwendete, machte ich mich im Adelung auf die Suche nach seinem Ursprung und fand folgendes: […] “erscheint das wort in der litteratursprache bei schriftstellern hoch- und niederdeutscher heimat, gleichsam als dichterisches modewort, anfangs in der niederdeutschen form sich spuden: der prinz wirft alle uhren zusammen, schimpft auf ihre trägheit, dasz sie sich nicht spuden, und die stunde so schnell bringen, als seine leidenschaft es heischt.” […]

Ich erinnere mich, dass auch mein Vater jetzt muss ich mich aber sputen verwendete, allerdings in weniger romantischen Zusammenhängen als der Prinz. Er war es, der mir die Zuneigung zu veralteten Worten und Begriffen einimpfte, sicher, ohne sich dessen bewusst zu sein. In meiner Erinnerung an ihn sind es aber immer diese Worte, die bestimmte Bilder von ihm aufrufen; ich glaub fast, ich mach das “Wort zum Sonntag” für ihn, wo auch immer er jetzt ist.
Und natürlich für Sie, geschätzte Leser: Ich krieg ja schon manchmal mails mit Vorschlägen – die freuen mich ungemein.
(Ungemein. Noch so ein fast versunkenes Wort)

4 Gedanken zu „Das Tainted Talents Wort zum Sonntag, 19

  1. Versunkene Wörte. Aber. Sie wirken. Wie auf den Meeresgrund versenkter Abraum, dessen Gefäße leck werden. Er ist d a, ob wir das verleugnen oder nicht.
    Es kommt darauf an, das Versunkene, das Dazwischenschwimmende und das a u f der See zugleich im Blick und Herzen zu haben.

    Ich weiß, wovon ich schreibe. Ich sah den weißen Wal.

  2. diese Neigung zu alten Woertern habe ich auch – das hat vielleicht auch mit der elterlichen Gesellschaft zur Rettung des Konjunktives zu tun?
    Sis

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